Der Trabant P50 war zu seinem Start 1958 moderner als viele Westautos. Nur der lahme, müffelnde Zweitaktmotor blieb sein Handicap.
Bild: C. Bittmann
Voilà, wir präsentieren die Moderne: Der Trabant P50, 1958 Vorläufer des allseits bekannten Trabant 601, war seiner Zeit voraus und sozusagen der Mini des Ostens, es hat nur keiner gemerkt. Aber wir jetzt. Pylonengasse: Der Trabi zackt mit knappen Lenkeinschlägen um die Hütchen, kaum Seitenneigung, ultradirekte Lenkung, stramme Federung. Der Vorderradantrieb hält ihn sicher auf Kurs, und der Wendekreis am Ende ist verblüffend klein. Stilistisch liegt er ebenfalls ganz vorn: Heckflossen, modische Zweifarblackierung, Sitze abgesetzt blau-weiß, ein minimalistisch edles, perfekt aufgeräumtes Cockpit. Das konnten weder Italiener noch Amerikaner besser. Am ehesten sollten wir es der Bauhaus-Schule zuordnen. Dazu: Leichtbau mit Kunststoffkarosserie, ergo annehmbare Fahrleistungen.
Der P50 bekam wegen Stahlknappheit eine Duroplast-Karosserie, deren Gestaltung außen und innen höchst fortschrittlich war.
Bild: C. Bittmann
Aaaaaber: Dem 20 PS starken Räng-Däng-Däng-Zweitakter fehlt jeglicher Sex-Appeal. So zahm er klingt, so zieht er auch. Mag sein, dass der P50 (P wie Personenkraftwagen) sich spannende Rennen mit Ente und Fiat 500 liefern kann – im heutigen Verkehr gehört der besorgte Blick in den Rückspiegel zu jeder Trabant-Fahrt. Schließlich könnte jederzeit ein 60-PS-Monster angerast kommen. Die Karosserie besteht aus Duroplast, einer Mixtur aus Baumwolle und Phenolharzen, einem Überrest der Braunkohleverarbeitung. Darunter steckt ein Stahlgerüst. Das hat den Nachteil, dass auch Trabis trotz ihrer nichtrostenden Karosserie in der metallenen Unterwäsche begnadete Rostlauben sind.
Die Eleganz der Einfachheit: Cockpit mit ovalem Lenkrad, Tacho, offenem Handschuhfach, Lenkradschaltung mit Designerhebel.
Bild: C. Bittmann
Eine weitere Besonderheit ist der Freilauf. Nimmt man – egal in welchem Gang – Gas weg, rollt der Wagen im Leerlauf ungebremst weiter, wie ein Fahrrad, damit dem Zweitakter im Schiebebetrieb nicht die Schmierung ausgeht. Weitere nette Details: Benzinhahn im Fußraum des Beifahrers. Kofferraum nur per Fernentriegelung in der B-Säule zu öffnen. Türschloss nur rechts! Leicht ovales Lenkrad. Krückstockschaltung mit Zwischengas-Zwang bei jedem Gangwechsel, da völlig unsynchronisiert. Kein Verteiler, dafür zwei Zündspulen und zwei Unterbrecher. Türgriffe und Fensterrahmen aus Alu. Und er riecht noch so schön nostalgisch streng nach DDR. Spaß? Ja! Den macht unser kleiner Ossi durchaus. Besonders das fabelhafte Innen-Design und die tolle Farbkombination. Fahrleistungen ... nun ja, jedenfalls besser als bei 20 Pferden erwartet. Spitze 100 km/h. Irgendwann.
Aus den Überbleibseln der Vorkriegszeit machten ehemalige Auto-Union-Ingenieure den P 50, der in vielen Details richtungsweisend war. Fahrwerk und Vorderradantrieb sind ihrer Zeit weit voraus. Der Trabi fährt sich toll, sieht fabelhaft aus, nur der Zweitakt-Zweizylinder ist mit 20 PS ziemlich müde.