VW Golf 2: Vergleich, Kaufberatung
—Welchen Golf 2 soll man kaufen?
In neun Jahren Bauzeit entstanden zahllose Varianten des VW Golf 2. Unser Vergleich hilft Ihnen dabei, die richtige Kaufentscheidung zu treffen.
Kennst Du einen VW Golf 2, kennst du alle, könnte man denken. Oder doch nicht? Die Details machen den Unterschied. Sieben Ausstattungsvarianten gab es, vom C bis zum GTI. Dazu, grob sortiert, eine Handvoll Modellversionen. Außerdem eine Vielzahl von Ableitungen und Sondermodellen mit bunten Aufklebern und an die 20 Vierzylinder – Benziner und Diesel, Sauger und aufgeladene, mit und ohne Kat. Welcher Golf 2 kann was? Unser Vergleich hilft Ihnen dabei, die richtige Kaufentscheidung zu treffen.
Golf GL - normal und vernünftig
Roter Lack, graue Drillich-Sitze, fünf Türen und 75 PS – genau so sieht er aus, der Durchschnitts-Golf der 80er. Wie wär's mit dem ersten Golf 2, der 1983 vom Band rollte? Der vorherrschende Eindruck ist nüchtern. Immerhin: Es gibt Luxusattribute wie Chromeinlagen an Kühlergrill und Windschutzscheibe und von innen verstellbare Außenspiegel. Ein Blick in den Prospekt beweist: Noch nicht einmal Uhr und Mittelkonsole waren beim Basis-Golf serienmäßig. Zu den Stärken des Ur-Golf gehören die maximal einfache Benutzeroberfläche und große Verlässlichkeit. Hinter dem dicken Zweispeichen-Lakritz-Lenkrad erklärt sich Autofahren praktisch von allein. Es gibt genug Ablagen und Kippschalter. Man sitzt bequem, der Platz ist vorn wie hinten ausreichend, der Kofferraum mit 345 Litern groß genug. Der 75-PS-Motor arbeitet betont unauffällig.
Dem Vorbild Käfer ist so ein bodenständiger Golf 2 nah wie kein anderer VW.
Golf "10 Millionen" - fesch und plüschig
Der Käfer brauchte 20 Jahre, um die 10-Millionen-Grenze zu knacken, dem Golf genügten 14. Ein Exemplar der Jubiläumsausgabe aus dem Jahr 1988 stellte VW beiseite. Die wichtigsten Messwerte in Kürze: null auf 100
km/h in 23,0 Sekunden, Zwischen-"Spurt"
60 auf 100 im vier
ten Gang: 21,6 Se
kunden. Der müde Fahreindruck des 10-Millionen-Golf in Starblue Metallic ist der geringen Motorleistung geschuldet. Dafür weist er den geringsten Verbrauch (7,7 Liter) auf! Doch der 55-PS-Benziner präsentiert sich als Triebwerk ohne Eigenschaften. Er dreht, ohne merklich Leistung zu liefern, kennt keinen bevorzugten Drehzahlbereich und klingt uninspiriert. Dafür sieht der Golf 2 im Sonderlack LD5T mit Silverstone-Rädern edel aus. Die Verbindung aus Sportsitzen und Eckcouch-Design überzeugt weniger. Für das Sportlenkrad gilt das Gleiche wie für die abgedunkelten Rückleuchten: Wenn VW einen besonderen Golf baute, waren diese Accessoires fast immer an Bord. Das Fazit fällt geteilt aus. Hier steht ein hübscher, spezieller Golf. Er fährt sich gut, aber er macht nicht unbändig viel Spaß. Genug für ein Leben im Museum. Auf der Straße erwarten wir mehr.
Golf 2 TD Memphis - herb und hübsch
Radhausverbreiterungen und Schwellerblenden aus schwarzem Plastik gehören genauso zum Ausstattungspaket des Golf 2 Memphis vom Oktober 1987 wie Reifen im Format 185/60 R 14, der höhenverstellbare Vordersitz, der zweite Außenspiegel, Sportlenkrad und Sunsetstreifen auf den Sitzen. Dazu passend die Farbe Alpinweiß. Hart prasselnd meldet sich der Turbodiesel zum Dienst. Der Blick nach hinten verschwimmt im vibrierenden Innenspiegel, das Armaturenbrett tanzt im Takt. Auch warm gelaufen hämmert und nagelt der Diesel-Golf wie ein Traktor. Und wird ohne Servolenkung gesteuert. Einmal auf Touren, läuft der Diesel-Memphis schneller und flinker als erwartet. Hohen Drehzahlen verweigert sich der Selbstzünder zwar, dafür packt ab 3000 Touren der Turbolader spürbar mit an. Der Memphis TD sieht nicht nur gut aus, sondern er macht auch Spaß.
Golf Country - schräg und kompliziert
Ein fünftüriger Golf 2 mit halb leeren Radkästen und dazu Unterfahrschutz und Rammbügel fällt auch im SUV-Zeitalter noch auf.
Der Country-Fahrer schaut jedem anderen
Golf
von oben durchs
geöffnete Schiebedach ins Auto. Die 180 Millimeter über normal sichern den Überblick. Sie führen aber zwangsläufig zu Verrenkungen beim Einsteigen, weil die Wange des Sportsitzes im Weg ist. Der Kofferraum ist rund ein Drittel kleiner als bei einem nomalen Golf. Einen Country als praktisch zu bezeichnen, fällt also schwer. Gelände kann er auch nicht richtig wegen seiner serienmäßig breiten Sommerreifen. Und er schleppt wegen der Allradtechnik und des Gelände-Equipments an die zwei Zusatz-Zentner mit sich rum, was ihn auf Asphalt mess- und spürbar einbremst. Das heißt: Für die Straße gibt es viele Gölfe, die besser geeignet, schneller und vor allem wirtschaftlicher sind. Aber der Country ist schön schräg und viel cooler als der Rest!
Golf 2 G60 Rallye - selten und extrem
Lack in Grün Perleffekt, eckige Kotflügelverbreiterungen, dazu eine Front voller Ecken, Kanten und Ansaugöffnungen. Und mit DE-Breitbandscheinwerfern. Hinter diesem Kühler arbeitet nicht der im Hubraum leicht reduzierte G60-Achtventiler mit 160 PS, wie er normalerweise im Rallye-Golf zum Einsatz kam. Es ist das 210 PS starke Limited-Aggregat, gebaut bei Volkswagen Motorsport! Unruhig pocht die Maschine im Leerlauf unter der Fußsohle. Bei über 100 PS Literleistung stellen wir uns Dramatik vor – und bekommen Perfektion. Sämig legt der Vierzylinder los, bekommt wuchtig Drehmoment eingeblasen und dreht locker an den roten Bereich heran. Im Zusammenspiel mit dem Allradantrieb fällt nach 5,3 Sekunden die 80 km/h- und nach 8,1 Sekunden die 100 km/h-Marke. Sehr schnell, aber fast etwas unspektakulär. Der Bremsweg von 39 Metern beeindruckt mehr. Nur der Verbrauch fällt mit 13,8 Litern Super heftig aus. Immerhin: Der Rallye-Golf ist nicht besonders laut und nur ein bisschen straff gefedert. Dazu passen Luxus-Details wie Leder an den Türtafeln, elektrische Außenspiegel, bequeme Recaro-Sitze, Schiebedach und Servolenkung. Vier Leute fahren im 210-PS-Rallye entspannt in den Urlaub – auch das ist eine Facette des Golf 2.
Golf 2 GTI 16V - schnell und verlässlich
Den Golf 2 GTI gab es als Zweiventiler, als 16V-Variante, mit und ohne Kat, als Sauger oder G60, mit Front- oder Allradantrieb, in früher und modellgepflegter Ausführung und in vielen Sondermodellen. Die goldene Mitte des GTI-Spektrums sieht so aus: GTI 16V
mit 129 PS und Katalysator, optiona
len BBS-Rädern und
fünf Türen in Tornadorot. Perfekt! Innen trägt der GTI sportives Schwarz. Das Highend-Radio "Gamma" mit Sechswege-Aktivlautsprechersystem und Multifunktionsanzeige zum Abrufen von Daten wie Öltemperatur oder Durchschnittsverbrauch stecken drin – so üppig kann ein Golf 2 sein! Wer nervösen Leerlauf oder aufdringlichen Sound bei hohen Drehzahlen erwartet, findet gar nichts davon. Der Vierzylinder beweist gedämpfte Laufkultur und liefert gleichmäßig Leistung. Die 129 PS liegen schon bei 5800/min an. Der GTI ist schnell ohne viel Aufwand: Den Sprint von 0 auf 100 km/h erledigt er in 9,3 Sekunden, bietet auf der langen Geraden und auf altem Kopfsteinpflaster angenehmen Komfort und kurvt ebenso sicher wie berechenbar um die Hütchen. Keine Spur von der Härte aktueller Fahrwerke. Fest und solide liegt er in der Hand, praktisch ist er als Fünftürer obendrein.
Ist der Golf 2 ein in die Jahre gekommenes Massenauto, das aufzubewahren sich nicht lohnt? Oder ist er mit all seinen Varianten und Sondermodellen ein sammelnswerter Youngtimer? Irgendwie ist er beides. Entscheiden müssen Sie! Hier eine Auswahl der interessantesten Gölfe.
*Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
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