Eigentlich müssten wir uns vor ihm in den Staub werfen. Die Geschichte hat ihm recht gegeben und uns Ignoranten beschämt. Damals, 1979, beklagten wir das Ende des Käfer Cabriolets, und keiner von uns hätte sich freiwillig in einen offenen Golf gesetzt. Wir konnten ja nicht wissen, dass es noch viel schlimmer kommen sollte. Neben vielen modernen Offenfahr-Autos von heute wirkt ein Golf I Cabriolet so frivol und leichtlebig wie das filmische Frühwerk von Sascha Hehn. Auch wenn wir diesen Namen im Zusammenhang mit dem Golf Cabrio gar nicht mehr erwähnen wollten. Genug davon! Das Golf I Cabriolet, immerhin fahren die frühen Exemplare bereits mit H-Kennzeichen durch die Gegend, ist heute ein anerkannter Youngtimer. Ein paar Meter Fahrt reichen aus, um alle Fragen nach dem Warum zu beantworten. Weil er ein Volkswagen ist. Die Autos der norddeutschen Ingenieursmarke sind einfach gut.
VW Golf Cabriolet 1.8
Selbst mit den Plastik-Anbauteilen der 90er bleibt der Golf ein zierliches Cabrio.
Das war beim Golf I nicht anders. Gerade in seinen letzten Baujahren hatte das Karmann-Cabrio einen derartigen Reifegrad erreicht, dass selbst heute große Verbesserungen schwer möglich scheinen. Die blitzsaubere Verarbeitung, die wertigen Werkstoffe im Innenraum, das satte Lenkgefühl, die fein ansprechende Federung, das alles ergibt eine vierrädrige Wohlfühloase der ganz entspannten Sorte. Oder wie es ein erfahrener, kluger Kollege ausdrückte: Er möge nicht entscheiden, ob das Golf Cabrio schön oder schaurig sei, in jedem Falle sei es schön zu fahren. Dem ist nichts hinzuzufügen. Der Golf ist schön zu fahren, auch wenn der Motor weder überragend spritzig noch besonders sparsam ist. Das fanden in der langen Bauzeit (1979 bis 1993) rund 400.000 Käufer. Keiner seiner Konkurrenten verkaufte sich auch nur annähernd so gut. Und seinen käfrigen Vorgänger hat der Osnabrücker Henkelmann damit ebenfalls übertrumpft.

Für den Spaß zu viert: VW 1302 LS Cabriolet


Fazit

von

Heinrich Lingner
Ein Golf I Cabrio soll es sein? Gute Wahl, das Angebot auf dem Klassikermarkt ist groß, reicht vom 500-Euro-Haufen bis zum Rundum-sorglos-Wagen. Gute Manieren, hervorragende Ersatzteil- und Werkstattversorgung bieten sie alle – und billiger werden sie nicht mehr.

Von

Heinrich Lingner