"Wie süß – ein Käfer! Den möchte ich sooo gern fahren“, säuseln Anja, Tanja, Svenja und Fenja in charmanter Einigkeit. Jawoll, meine Herren, der Käfer bricht immer noch die Herzen der stolzesten Frauen. Erst recht, wenn er offen ist. Und sicher nicht, weil er so stürmisch und so leidenschaftlich fährt – mit 50 PS, wie soll das auch gehen? Son­dern einfach, weil er aussieht, wie er im­mer aussah: niedlich, rund und gesund. Dann die freundlichen Kulleraugen – ein Blick, schon schmilzt sie dahin. Da ist es für uns Kerle wenigstens ein Trost, dass der Käfer sonst kein Überdrüber-Typ ist. Er federt steifbeinig und ungelenk, läuft geradeaus wie eine leicht angesäuselte Dackeldame.

Offen für die Zukunft: Cabrios und Roadster ohne Wertverlust

VW 1302 LS Cabriolet
In den 70ern war der 1302 der Käfer für Dynamiker. Das einzig sportliche heute: der leicht sägende Sound im Leerlauf.
Die Gerade als kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten, im 1302 wird sie ein Zufallstreffer, das spindeldürre Volant zum Glücksrad. We­nigstens lässt sich daran leicht drehen. Das Einparken des Käfers ist eine Wohltat im Vergleich zu den Muskeltrainern von Peugeot oder Triumph. Klar, der VW-Mo­tor im Heck wirkt entlastend. Langsam läuft er, niedertourig und zuverlässig. Da­bei klingt der Vierzylinder-Boxer des 1302 LS im Leerlauf leicht sägend, fast nach ei­nem 912er. Dumpf brabbelnd in der Stadt, hart und laut kreischend auf der Auto­bahn. Wohin sich der offene 1302 LS sel­ten verirrt. Denn seine 130 Spitze schafft er erst nach kilometerweitem Anlauf. Und niemals bergauf oder bei Gegenwind.
Damals, in den 70ern, war er mit seinen 50 PS der Käfer für Dynamiker. Heute hat er selbst gegen die kleinsten Kisten aus Korea keine Chance mehr. In etwas über 20 Sekunden ist er auf 100, danach schleicht die Tachonadel noch schüchter­ner die Skala hinauf. Dafür steigt Käfers Durst immer flotter. Wir wollen es einmal so sagen wie am Stammtisch der frühen 70er: Was Krupp in Essen, ist der Volkswagen im Trinken – höhöhö. In Zahlen: 12,1 Liter rauschen al­le 100 Kilometer durch den Fallstromver­gaser des Zulieferers Solex. Doch im Alltag bleibt das Käfer Cabrio un­ser Held. 400 Liter Laderaum, zwei Kof­ferabteile, eins vorn, eins hinten vor dem Motor – so lässt es sich reisen.

Hohe Karosseriequalität

Das dicke Verdeck deklassiert die anderen Dächer zu Stofffetzen. Ein Käfer hält dicht. Nicht mal die Waschanlage muss er fürchten. Zurückgefaltet türmt sich das dreilagige Dach hoch auf den grünen Wagen. Schlecht für die Rücksicht, gemütlich für die Pas­sagiere, die romantisches Kutschenflair umweht. Zumindest alle, die vorn sitzen. Dem Fahrer krümmt der Fahrtwind kein Haar, aber die Mädels auf dem Rücksitz ernten einen Sturm, der ihre Frisuren kom­plett zerzaust. Wetten, dass das nicht weiter stört? Ein Käfer ist doch soooo süüüüß!

Fazit

von

Andreas Borchmann
Der Käfer war schon vor 40 Jahren von gestern. Hölzern, lahm und durstig krab­belt der offene VW durch unseren klassischen Vergleich. Aber er bietet das beste Verdeck, am meisten Platz, ist sauber verarbeitet und noch heu­te zuverlässig im Alltag unterwegs. Außerdem ist er ein Charmebolzen ohnegleichen. Ein Typ, auf den fast alle Frauen abfahren. Wie das VW 1302 LS Cabrio­let fährt, ist eigentlich egal. Wichtig ist: Es fährt immer. Da ist es ganz von heute.

Von

Andreas Borchmann