Heute ist nicht früher, das musste Deniz Demirkaya (33) lernen. Von 1965 bis 1969 war der 912 das Vierzylinder-Einsteigermodell unterhalb des teuren 911, Porsches bil­liger Jakob, der den alten Motor des 356 weiternutzen musste. Nur im Prinzip ist das auch noch heute so: Wer einen Zwölfer kauft, wird weit weniger als für einen Elfer ausgeben müssen. Andersrum geht die Rechnung leider nicht auf: 912 und 911 restaurieren kostet fast das Gleiche. Deniz kann’s bestätigen. "Ich wollte jetzt einen klassischen Por­sche, nicht erst in 20 Jahren. Und weil das Geld für einen frühen 911 nicht reichte, habe ich eben einen 912 genommen." Als der Student der Pädagogik und Psycho­logie den Rechenfehler bemerkte, waren 6000 Euro für den Restaurierungsfall schon weg. "10.000 Euro hatte ich noch in der Hinterhand", sagt Deniz mit schie­fem Lächeln. "Die haben natürlich hinten und vorn nicht gereicht."

Automobile Unvernunft: die durstigsten Autos aller Zeiten

Porsceh 912
Die traditionelle Porsche-Uhrensammlung mit fünf Rundinstrumenten kostete beim 912 Aufpreis.
Fuchsräder fehlten, Schweller und Bo­denbleche des 912 von 1967 waren durch, das Fahrwerk war ausgenudelt, der In­nenraum verwohnt, einige sündhaftteure Zierteile waren verloren gegangen, der Lack ruiniert und der Motor lei­der auch. Aber wieder gilt: Die In­standsetzung eines 912-Trieb­werks ist nicht viel billiger als die eines Sechszylinder-Boxers. "Also musste ich selbst ran. Ich hab' bei null angefangen und restau­rieren gelernt." Mit Hilfe einiger Freun­de vom Fach, einem Spezialisten für den Motor und vieler Nebenjobs biss sich der Student aus Bielefeld durch und wurde nebenbei noch zum Puristen. Original sollte der 912 werden: "Burgundrot heißt die Farbe. Zwei Jahre Arbeit stecken in dem Auto." Und viel mehr Geld als ur­sprünglich geplant. "Dafür hätte ich locker einen richtig gu­ten 912 kaufen können." Das Geld ist ver­gessen, das Glück überwiegt – ein ande­res Auto neben dem 912 hat Deniz bis heute nicht. Nur im Winter leiht er sich den Tigra seiner Freundin.
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