Youngtimer-Fahrer haben freie Auswahl. Sie können ihre Schlitten zur Vertragswerkstatt bringen, zu einer Filiale von A.T.U und Pit-Stop oder zur unabhängigen Werkstatt um die Ecke. Viele Kunden zahlen Listenpreise, andere durchforsten das Internet, finden Coupons oder feilschen online. Für einen günstigen Preis vertrauen sie ihren Wagen einem Fremden an. 455 Euro pro Jahr kosten Wartung und Reparaturen an einem durchschnittlichen Young- und Oldtimer laut DAT. Und wenn da was in die Hose geht, geraten Kunde und Meister sich in die Haare – jedes Jahr landen mehr als 10.000 Fälle bei den Kfz-Schiedsstellen. Hauptgründe: zu hohe Rechnungen und unsachgemäße Arbeit.

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Knut Simon
Knut Simon setzt auf neue Erfahrung.
Knut Simon: Kaum mehr Rost als im Neuwagenprospekt zeigte mein Alfasud Sprint, doch litt sein Boxermotor an erheblichen Zylinderkopfschmerzen. "Damit musst du auf jeden Fall zum Spezialisten", raunte die Fangemeinde mir per Internetforum wissend zu. Und jaulte auf, als ich per besagtem Internet tatsächlich einen Spezialisten fand, der den italienischen Boxer fachgerecht und bezahlbar kurierte: keine Alfa-Schlange zierte die Heilanstalt, sondern der Sternenhimmel von Subaru. Das war im Vergleich die deutlich bessere Wahl als "mein" Alfa-Händler, der schon log, wenn er "Guten Tag!" sagte. Soll ich noch von der Werkstatt erzählen, die im Golf einen Montierhebel im Kofferraum vergaß und beim Audi 100 die Kopfdichtung? Also: Schluss mit dem ewigen Anti-Internet-Gejammer! Reinfallen kannst du immer, ob digital oder analog. Notfalls regelt die Sache mein real existierender Anwalt. Doch erst mal gilt: Natürlich darf jeder, der preiswert und zuverlässig arbeitet, meine Karre reparieren. Meinen Sud brachte ich jüngst zum MyHammer-Hinterhof-Schrauber – alles gut. Auf Hirnschmalz und Herzblut kommt es an. Solche Typen findest du auch im Internet. Kennen lernst du sie dann im richtigen Leben.
Heinrich Lingner
Heinrich Lingner setzt auf Vertrauen.
Heinrich Lingner: Okay, reden wir mal Klartext: Oldtimer sind kein billiges Hobby. Die Autos kosten Geld, meines zum Beispiel ist heute unter Freunden so um die 12.000 Euro wert. Versicherung und Reparaturen kosten ebenfalls. Das Schöne daran ist aber, dass es nachhaltige Investitionen sind. Mein Auto habe ich vor fast 20 Jahren für einen D-Mark-Betrag gekauft, der etwa dem heutigen Classic-Data-Kurs im Zustand 3 in Euro entspricht. Doch nicht nur deswegen habe ich noch keinen einzigen Geldschein bereut, den ich auf meist ölgebeizte Werkstatt-Tresen blätterte. Sondern weil ich den Schraubern vertraute und weil es den Wert meines Autos sichert. Warum also sollte ich einen Klassiker jemandem anvertrauen, dessen einzige mir bekannte Qualifikation der niedrigste Kostenvoranschlag ist? Vielleicht kann die Billig-Werkstatt genauso gut das Ventilspiel einstellen, hat das passende Plättchen vorrätig und weiß eventuell sogar, wie man eine Doppelvergaser-Batterie streichelt. Vielleicht. Wenn die paar Euro, die diese Arbeiten beim Schrauber meines Vertrauens möglicherweise extra kosten, das entscheidende Kriterium sein sollten, dann habe ich das falsche Hobby. Oder zumindest das falsche Auto.