Jedem Scheunenfund wohnt ein Zauber inne – ganz besonders bei Automodellen, die, wenn sie gut erhalten sind, auf Oldtimermessen vom Publikum umringt oder auf Oldtimer-Rallyes bejubelt werden. Autos wie dieser Mercedes 300 SL Roadster (W 198 II), der kürzlich in einer Scheune im US-Bundesstaat Indiana auftauchte und gleich zum Verkauf ausgeschrieben wurde. Der Benz sticht hervor, weil er aus den Nichts auftauchte, ein echter Sensationsfund! Vier Jahrzehnte lang stand der einst in die USA exportierte Benz aus dem Baujahr 1960 bei seinem bisherigen Besitzer und wurde kaum gefahren. Somit hat das Auto gerade mal 14.558 Meilen auf dem Tacho, das sind 23.429 km! Nach Auskunft des Autohauses wurde der Mercedes für 1.095.000 Dollar verkauft (gut eine Million Euro) – immerhin handelt es sich um einen der vielleicht letzten unrestaurierten 300 SL Roadster, der aus einer Scheune den Weg zurück auf die Straße finden soll. Aber auf eine amerikanische, der Käufer stammt aus den USA.

40 Jahre in der Scheune

Dieser Scheunenfund soll eine Million kosten!
Immerhin: Auf eigenen Rädern rollte der SL auf einen Trailer.
Bild: gullwingmotorcars
Die genauen Umstände des Funds hält der Verkäufer im Ungefähren. Nur die Historie des Autos ist bekannt: Bis in die 70er-Jahre war der einst in der raren Mercedes-Farbe Blaugrau lackierte SL in der Region Chicago unterwegs. Irgendwann wurde der Besitzer der Farbe überdrüssig – das Auto wurde silber lackiert, das Leder im Innenraum schwarz gefärbt. Dann verschwand der Roadster von der Bildfläche. Nun kam der 215-PS-Benz im Zustand eines Scheunenfunds zum Verkauf, samt Hardtop, Matching Numbers und Mercedes-Datenblatt. Er ist einer von insgesamt nur 1858 gebauten Einheiten des 300 SL Roadster.

Immens teurer Wiederaufbau

Dieser Scheunenfund soll eine Million kosten!
Hier wartet Arbeit auf den Sattler: Der Innenraum des Scheunenfund-SL muss komplett überarbeitet werden.
Bild: gullwingmotorcars
Der neue Besitzer des Roadsters sollte sich auf ein ungewisses Abenteuer einstellen. Denn bei einem Scheunenfund ist durch bloßes Ansehen nicht festzustellen, was alles zu reparieren ist. Den Fotos nach zu urteilen ließ sich der Wagen immerhin auf eigenen Rädern aus der Halle rollen. Allerdings dürfte der Innenraum nach neuem Leder und einer Überholung sämtlicher Teile verlangen, dazu braucht der Wagen ein neues Verdeck. Doch beim Blech sind unter den dicken Staublagen keine Schäden zu erkennen, der Benz scheint intakt zu sein. Ob das auch für den Unterboden gilt, ist schwer zu sagen. Entscheidend ist jedoch, wann der Reihensechser zuletzt gelaufen ist. Da war der Flügeltür-Scheunenfund des vergangenen Jahres ein ganz anderer Fall: Die Klassik-Abteilung von Mercedes, die 2019 einen 300-SL-Flügeltürer von 1954 als Scheunenfund erstanden hatte, stand vor der Frage, das Auto als Scheunenfund zu belassen oder total zu restaurieren. Das scheint bei dem raren Roadster aus Indiana nicht nötig zu sein. Attraktiv genug war der SL in jedem Fall, schon kurz nach dem Fund war das Auto verkauft. Zum geforderten Millionen-Preis, bestätigte das Autohaus gegenüber AUTO BILD.