Allrad-Test: Range Rover 3.9 Liter
Land Rover für Luxusliebhaber

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Mit dem Range Rover bediente Land Rover Kunden, die eine Kombination aus Allrad und Luxusmobil suchten. 1981 bekam der gemeine Landy eine gepflegte Variante.

Der Range Rover ist das vielleicht vielseitigste Auto überhaupt: geländegängig wie Luis Trenker, komfortabel, statussicher, schnell, geräumig und enorm lässig.
Dreißig Jahre des Nachdenkens
Erste Ideen für ein zweites, geländegängiges Modell gab es bei Rover schon Anfang der 1950er, als noch die Serie I des Land Rover durch die Welt rumpelte, fremde Völker entdeckte. Die Idee sei gut, kam man überein. Doch dann begann es mit der Trantütigkeit in der britischen Automobilindustrie. Und als Jeep 1963 mit dem Wagoneer den ersten Luxus-SUV auf den Markt brachte, da brauchten sie in Britannien immer noch ein paar Jahre, bis sie aus dem Konzept des hinterradgetriebenen Road Rover den Range entwickelten – einen Wagen für alle, die andere dafür bezahlen, mit einem Land Rover zu fahren. Nicht zuletzt für ihn suchte Rover auch nach einem Motor, fand ihn schließlich bei Buick. Dort zeterten die Controller wegen der hohen Kosten für den Alu-V8, der ursprünglich Sportboote antreiben sollte. In England überdauerte er mannigfaltige Namens- und Besitzerwechsel der British Motor Corporation, trieb ab 1967 unterschiedlichste Modelle an, um 2005 pflichtbewusst mit Rover zu verenden. 35 Jahre davor war er der ideale Antrieb für den Range Rover, der zunächst nur als Zweitürer auf den Markt kam.
Offen für jede Strapaze: Land Rover Defender

Die Kraft fließt permanent an alle vier Räder, ein sperrbares Mittendifferenzial gleicht Drehzahlunterschiede aus.
So fährt der Range im Gelände

Den lichten Innenraum haben sie mit knautschigen Ledermöbeln eingerichtet, dazu das Guckkasten-Cockpit mit Holz beplankt.
Souverän, aber nicht sportlich
Es ändert nichts am beflissenen Antriebskomfort, verdeutlicht nur das Wesen des Range, der sich souverän, aber niemals sportlich antreiben lässt. Handling-Ambitionen waren ihm immer fremd. Und mit Kurven gibt sich einer wie er nur ungern ab, hat er doch immer geradlinige Vorstellungen. Auch von Stil: Den lichten Innenraum haben sie ihm mit knautschigen Ledermöbeln eingerichtet, dazu das Guckkasten-Cockpit mit Holz beplankt. Die Bedienung mag verwirren, die Elektromotoren für Sitzverstellung, Fensterheber oder Außenspiegel etwas müde surren. Doch der Range altert mit dem Stil einer Barbourjacke. Er war nicht der erste luxuriöse Geländewagen, dafür jedoch der geländegängigste Luxuswagen. Und auch wenn die Queen mit einem Defender zu ihren Pferden fährt, ist er noch immer der King – der King of the Road.
Historie

Der V8 leidet mitunter an eingelaufenen Nockenwellen und Ölschlammbildung – dagegen hilft Synthetiköl.
Technische Daten
Range Rover 3.9 Motor: V8, vorn längs • zentrale Nockenwelle, angetrieben über Steuerkette • zwei Ventile pro Zylinder • elektrische Benzineinspritzung (Lucas 14-CUX) • Bohrung x Hub 83,9 x 71,1 mm • Hubraum 3947 ccm • Verdichtung 8,1:1 • 134 kW (182 PS) bei 4750/min • 308 Nm bei 3500/min • Antrieb/ Fahrwerk: Vierstufenautomatik • permanenter Allradantrieb, sperrbares Mittendifferenzial, Reduktions- und Verteilergetriebe • Kastenrahmen mit Traversen, vorn Starrachse mit Längslenkern, Schraubenfedern, Panhardstab, Stabilisator; hinten Starrachse an Längslenkern, obenliegenden Dreiecklenkern, Schraubenfedern und Stabilisator • Scheibenbremsen vorne/hinten • Reifen 205/80 R 16 • Maße: Radstand 2540 mm • L/B/H 4450/1815/1790 mm • Leergewicht 1925 kg • Fahrleistungen: 0–100 km/h 10,5 s • Spitze 178 km/h • Verbrauch 17 l Super/ 100 km • Neupreis: 79.850 Mark (1990).
Plus/Minus

Der Range Rover war nicht der erste luxuriöse Geländewagen, dafür jedoch der geländegängigste Luxuswagen.
Ersatzteile
Bei Karosserie- und Innenraumteilen wird es knapp. So gibt es etwa Fensterschachtdichtungen nicht mehr. Bei der Technik ist es entspannter, teils sogar erschwinglich: Ein Anlasser kostet um 150 Euro, eine Lichtmaschine 200, der Hauptbremszylinder etwa 160. Richtig teuer wird es aber bei Elektronik, so kostet die ABS-Pumpe 1500 Euro, ein ABS-Sensor 640 Euro. Fies kostspielig können auch Mängel an der Luftfederung werden.
Marktlage
Vergessen Sie alle Billigheimer. Da ist das Angebot zwar reichhaltig, aber nur bedingt dauerhaft. Ab 10.000 Euro gibt es seriöse Modelle mit frischer HU/AU. Das sind meist Range aus den späten 80ern/frühen 90ern mit etwa 150.000 Kilometern. Junge Topmodelle und die raren Zweitürer liegen bei 40.000 Euro. (Stand April 2017)
Empfehlung
Gehen Sie nicht nobel mit dem Range Rover zugrunde. So verlockend die Preise für den Edelallradler sein mögen, das hat einen guten Grund. Die Reha vernachlässigter und rostiger Modelle kostet viel Geld – richtig viel Geld. Und dann haben wir noch nicht von den Unterhaltskosten gesprochen. Wer kein H-Kennzeichen am, aber auch noch keinen Kat unter seinem Range hat, zahlt fast 1000 Euro Steuer pro Jahr. Wenn Sie sich trauen, bejubeln wir Sie, und raten zu einem 3.9 mit Kat und Automatik ohne ABS oder Luftfederung.
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