Camping-Oldies
Urlaub im Gestern

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Reisen auf die klassische Tour: Immer mehr Oldtimer-Liebhaber machen Ferien mit historischen Wohnmobilen und Wohnwagen. AUTO BILD KLASSIK hat die Camper besucht – und bitterlich gefroren.
Wenn die Kälte dich erst mal gepackt hat, dann lässt sie dich nicht mehr los. Vielleicht empfindest du sie erst gar nicht, weil du dich auf die ersten Sonnenstrahlen konzentrierst, die morgens durch den Bodennebel dringen. Oder auf den Tau, der auf den Autos liegt. Auf diesen bezaubernden, märchenhaften Augenblick also, in dem der Tag erwacht. Das taube Gefühl aber, das bemerkst du erst später an deinen Füßen, viel zu spät. Du frierst. Und du weißt, dass du den ganzen Tag lang frieren wirst. Du gehst ein paar Schritte durchs nasse Gras, quer über den Campingplatz . Und bleibst abrupt stehen. Du siehst ein Paar vor einem knallroten Goggomobil Coupé und einem Winzlings-Wohnwagen beim Frühstück sitzen. Der Mann trägt ein T-Shirt. Etwas weiter steht ein junger Kerl an einem Ford Taunus. Er hat einen dünnen Pullover an. Und dahinten, an einem Opel Admiral, ein älterer Herr. Er trägt nur einen Trainingsanzug. Du registrierst: Fast niemand auf diesem Platz hat eine Jacke an, trotz der furchtbaren Zitter-Kälte.
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"Nie im Leben würde ich mir ein fabrikneues Wohnmobil kaufen"

"Es muss das Zigeunerblut in mir sein", begründet der Unternehmer aus Rheinberg (NRW) sein Hobby, "ich bin auch schon mit einem Sambabus durch Nordafrika gefahren." Kammann sagt, er sei einfach ein leidenschaftlicher Sammler von alten Sachen: "Nie im Leben würde ich mir ein fabrikneues Wohnmobil kaufen." Manche Klassik-Camper haben ganz praktische Gründe: "Ich war mit einem Sohn bei Regen zelten, das mache ich nie wieder. Ich wollte einen Wohnwagen, aber moderne Modelle sind so langweilig", sagt Thomas Bruckmann aus Bremen, der einen Ford Taunus 17M P5 von 1967 und einen Constructam Coral von 1969 besitzt. Platznachbar Stefan Tadge (40) und seine Familie haben mit ihrem VW Bulli T1 sogar eine Wertanlage auf Rädern: Vor 15 Jahren hat der Maschinenschlosser den Bus von 1965 an der Straße entdeckt und für 3500 Mark gekauft, jetzt ist er rund 17.000 Euro wert. Seit Sohn Jannis (9) da ist, brauchen die Tadges mehr Platz – und ziehen deshalb einen Constructam Condor von 1972 mit.
Und dann gibt es noch Typen, die nicht einfach nur klassisch campen, sondern fürs Klassik-Camping leben. Wie Gisela (64) und Walter (68) Adam aus Eschwege. "Wir machen seit 55 Jahren Camping", sagt Walter Adam. Er hat einen Opel Admiral 2800 S von 1970, aber der Wohnwagen stiehlt dem Opel glatt die Schau. Es ist ein Dethleffs Globetrotter mit Hubdach, Baujahr 1960 – der einzige noch existierende Wagen im Originalzustand. Adam: "Da ist nicht eine einzige falsche Schraube drin." Langsam wird es wieder dunkel auf dem Campingplatz. Der Fotograf und ich, wir springen ins Auto, stellen die Heizung auf Maximum. Die Oldie-Camper sitzen derweil im Kreis zusammen. Eine Jacke trägt immer noch keiner von ihnen.
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