Freunde gehen durch den Garten, das hat sich so eingeschliffen über die Jahre. Hinter das rheinische Einfamilienhaus, dorthin, wo die Garage liegt. Früher roch die Luft im Hof nach Metall, eisern und ein wenig süßlich, gelbgoldene Funken blitzten durch die schmalen Lichtschächte der Werkstatt, dazu singendes Kreischen der Flex. Klingeln an der Haustür? Aussichtslos! Hörte doch kein Mensch, wenn Franz-Josef Pilz mit der Trennscheibe operierte. Heute füllt die Garage nur noch Leere. Eine halbfertige, gelbe Alpine A110 1600S steht über der Grube. "Die restauriere ich noch", murmelt Jochen Pilz (26) leise.

Weitere Erbstücke: $(LB530625:Mercedes-Benz 190 SL W 121)$ und Ford Taunus 17 M P3

Alpine A310
Kunstvolle Koalition aus Schwarz und Rot: lederbezogenes Cockpit, elektrische Fensterheber, Sportlenkrad.
In seiner Stimme schwingt Trauer mit. Viel zu frisch ist das alles, um mit warmen Herzen über seine vererbte Oldtimerpassion zu erzählen. Vom Vater, der mit ihm als kleinen Schuljungen am Hungaroring campte, ihn als Halbwüchsigen zum Kart-Sport animierte und später fürs Schrauben faszinierte. Dem Vater, der 2007 plötzlich den Infarkttod starb, an einem zu kühlen Samstag im September. "Die Zeit kommt nicht wieder". Dann lächelt Jochen wehmütig. "Ich muss meinem Vater dankbar sein." Nie im Leben würde er Papas Lieblinge verkaufen, "das war seine Welt".

Weitere Erbstücke: Mercedes-Benz 280 SLC C 107 und VV 1200 Export

Alpine A310
Dickes Ende: Der V6 sitzt im eigenwillig geformten Heck der Alpine.
Jochens persönlicher Favorit: eine A310. Tomatenrot, mit Alpine-typischer Kunststoffhülle als Karosserie und 150-PS-V6-Motor. "Sein letztes Projekt, von dem habe ich am meisten mitbekommen." Erst 2005 stellte Vater Pilz den 2+2-Sitzer fertig. Als er den A310 kaufte, sah er aus wie ein Mops. Geknautschte Front, Totalschaden. So kamen die Wagen meistens auf dem Hof in Welldorf an, einem Straßendörfchen zwischen Aachen und Köln. Franz-Josef überwinterte im Blaumann in der Werkstatt, unter seinen Händen erhielten die Kunststücke aus der Normandie ihre unverbeulte Jugend zurück. Auch der A 310. Im Heck glänzt der V6 wie neu. Beim Starten legt Jochen mit zwei Händen den Rückwärtsgang ein. Getriebe hinten, Schaltung vorn, da leiert die Übertragung mit den Jahren aus. Als er das Ortsschild seiner Heimat hinter sich lässt, sieht er glücklich aus. So glücklich wie sein Vater wäre, wenn er seinen Sohn jetzt sehen könnte.