1886 – jedem Autofan sagt diese Zahl etwas. 1886 war das Geburtsjahr des Automobils: Carl Benz knatterte zum ersten Mal mit seinem dreirädrigen Motorwagen durch Mannheim, und Gottlieb Daimler unternahm in Cannstatt die erste Ausfahrt mit seiner Benzin-Motorkutsche. Weniger bekannt: Bereits 1881 stellte der Franzose Gustave Trouvé sein elektrisch angetriebenes Dreirad auf der Elektrizitätsmesse in Paris vor. Das mit Bleiakkus ausgestattete Dreirad gilt als erstes funktionsfähiges Elektroauto der Welt. In den Kindheitstagen des Automobils galt der Elektroantrieb als zukunftsfähig. Elektroautos waren nicht nur leiser als Autos mit Verbrennungsmotor, sie waren vor allem einfacher zu bedienen und zuverlässiger. Die Straßen waren nur in Ballungsgebieten befestigt, Tankstellen gab es nur sehr vereinzelt. All dies sprach für das Elektroauto.

Fahrbericht: Elektroauto von 1904

La Jamais Contente
Anno 1896 fand das erste Autorennen auf amerikanischem Boden statt. Am Start: fünf benzinbetriebene Wagen und ein Elektroauto. Das E-Mobil siegte. Und auch die Antriebstechnologie schien sich durchzusetzen. 1900 gab es zwölf Hersteller von Elektroautos in den USA, die 28 Prozent aller US-Fahrzeuge bauten. Eine Reichweite von 40 bis 65 Kilometern und das Tempo von maximal 32 km/h genügten den Ansprüchen zunächst, schließlich gab es noch kein ausgebautes Fernstraßensystem. Der Erfolg der Elektroautos erlebte seinen Höhepunkt 1912: Es gab allein in den USA 20 Hersteller von Elektromobilen. Detroit Electric, Baker Motor Vehicle, Studebaker Electric und Columbia Automobile Company waren bedeutende US-Hersteller von Elektroautos.

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Kurioserweise waren es vor allem Erfindungen auf dem Gebiet der Kfz-Elektrik, die das Elektroauto stufenweise ins Abseits geraten ließen: Der elektrische Anlasser machte 1912 das lästige Ankurbeln der Motoren überflüssig, optimierte Zündanlagen erhöhten die Zuverlässigkeit von Verbrennungsmotoren. Gleichzeitig begann in den USA der massive Ausbau des Straßennetzes. Die Autos mit Verbrennungsmotoren spielten ihren – bis heutige gültigen – Vorteil aus: die Reichweite. Autos mit Elektroantrieb verschwanden in den folgenden Jahrzehnten vom Markt, lediglich Nutzfahrzeuge und Kleinstwagen waren noch mit E-Motor zu haben. Erst die Ölkrisen in den 1970ern und ein wachsendes Umweltbewusstsein führten zu einer intensiveren Forschung zu alternativen Antriebstechnologien im Auto. Der Elektroantrieb im Auto bekommt eine zweite Chance.