E-Auto-Reichweite: der große Vergleich
Keine Angst vorm Liegenbleiben: die E-Autos mit der größten Reichweite
So weit kommen Elektroautos auf der Autobahn
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Halten die WLTP-Versprechen der Hersteller in puncto E-Auto-Reichweite auch im Alltag? Oder gar bei Tempo 130 auf der Autobahn? Die Reichweitentests von AUTO BILD zeigen, in welchem Elektroauto die Angst vor einer leeren Batterie am kleinsten ist!
Bild: AUTO BILD
Inhaltsverzeichnis
- Wie misst man die Reichweite beim Elektroauto?
- Was ist die WLTP-Reichweite von Elektroautos?
- Elektroauto-Reichweite – wer sind die Besten nach WLTP?
- Wie testet AUTO BILD die Reichweite von E-Autos?
- Reichweiten-Tipps für Sommer und Winter
- Welches E-Auto hat die größte Reichweite im Test?
- Welche E-Autos schaffen mehr als 400 km?
- Welches E-Auto hat die größte Reichweite auf der Autobahn?
Die Reichweite ist beim E-Auto-Kauf ein großes Thema. Immerhin: Als Mobilmacher für Pendler taugen E-Autos mittlerweile. Einige sind auch fit für die Langstrecke, da sie an leistungsstarken Schnellladesäulen in kurzer Zeit wieder voll sind. Vertrauen stiftet auch der Trend, dass die Akkus zunehmend größer werden: Während die Akkukapazität zunimmt, geht die Reichweitenangst zurück.
Die offizielle Reichweite eines E-Autos wird nach dem WLTP-Verfahren auf dem Prüfstand ermittelt und vom Hersteller oft vollmundig kommuniziert. Sie dient allerdings vor allem der Vergleichbarkeit und ist im Allgemeinen recht realitätsfern.
Der eigentliche Fahrzyklus bei WLTP heißt WLTC ("Worldwide harmonized Light-duty Test Cycle"), bei dem Autos je nach Leistungsgewicht in Klassen eingeteilt werden und der die vier Teile "Low" (Stadtverkehr; Durchschnittstempo 18,9 km/h, Maximalgeschwindigkeit 56,5 km/h), "Medium" (außerorts; 39,5/76,6 km/h), "High" (Schnellstraße; 56,6/97,4 km/h) und "Extra High" (Autobahn; 92,0/131,3 km/h) umfasst.
Hinzu kommen Konstantfahrten mit 100 km/h. Der am Ende ermittelte Verbrauch in Relation zum Gesamtvolumen des Akkus ergibt schließlich die theoretische Reichweite.
Die höchsten Reichweiten von Elektroautos nach Herstellerangaben erreichen aktuell (Stand: Juni 2023):
1. Mercedes EQS (769 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
2. Mercedes EQS SUV (664 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
3. Tesla Model S Long Range (652 Kilometer, geschätzt; mit Ersparnis bei Carwow)
4. Polestar 2 (635 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
5. BMW iX (629 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
6. Mercedes EQE (626 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
7. BMW i7 (625 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
8. Hyundai Ioniq 6 (614 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
9. Tesla Model 3 (613 Kilometer, geschätzt; mit Ersparnis bei Carwow)
10. Polestar 3 (610 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
2. Mercedes EQS SUV (664 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
3. Tesla Model S Long Range (652 Kilometer, geschätzt; mit Ersparnis bei Carwow)
4. Polestar 2 (635 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
5. BMW iX (629 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
6. Mercedes EQE (626 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
7. BMW i7 (625 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
8. Hyundai Ioniq 6 (614 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
9. Tesla Model 3 (613 Kilometer, geschätzt; mit Ersparnis bei Carwow)
10. Polestar 3 (610 Kilometer; mit Ersparnis bei Carwow)
Wenn man aber wissen will, was wirklich an Reichweite drin ist mit dem Akku (meist Lithium-Ionen), kann man sich auf die offiziellen Zahlen nicht verlassen. Dann muss ein harter Praxis-Check her. AUTO BILD testet Elektroautos auf einer fest definierten Verbrauchsrunde – also unter annähernd realen Bedingungen.
Jeder Testwagen – egal, ob er Kraftstoff oder Strom tankt – muss auf die 155 Kilometer lange Verbrauchsrunde, die grob gesagt zwischen Hamburg und Lübeck liegt. Der Stadtanteil beträgt 40 Kilometer, 61 Kilometer führen über Landstraßen. Dieses Teilstück fahren wir eher gemächlich, vermeiden Vollgas.
Auf einem 54 Kilometer langen Autobahnabschnitt fahren wir, was die Straßenverkehrsordnung hergibt – inklusive 20 Kilometer Vollgas. Zurück an unserer Tanke in Hamburg errechnen wir anhand der nachgetankten Sprit- bzw. Strommenge den Durchschnittsverbrauch.

Ein Sportler wie der Porsche Taycan hat es mit einer hohen Spitzengeschwindigkeit tendenziell schwerer im Autobahntest.
Bild: AUTO BILD
Achtung: E-Autos mit höherer Spitzengeschwindigkeit haben bei dieser Messmethode einen kleinen Nachteil, schneiden tendenziell schlechter ab. Ein Polestar 2 läuft beispielsweise in der Topversion 205 km/h Spitze, andere E-Autos werden schon viel früher automatisch abgeregelt. Und: Auch hier können ermittelte Reichweiten von ein und demselben Modell bei verschiedenen Tests aufgrund unterschiedlicher Außentemperaturen um wenige Kilometer variieren.
Dabei können sowohl große Wärme als auch knackige Kälte eine Rolle spielen. So hat ein Lithium-Ionen-Akku, der aktuell in den allermeisten Elektroautos verbaut ist, einen idealen Wirkungsgrad zwischen 20 und 40 Grad Celsius.
Wer also im Sommer die Hochvoltbatterie seines Stromers auf Trab bringen und sie gleichzeitig schonen möchte, der sollte ein paar Hitze-Tipps für E-Auto-Akkus beachten und beispielsweise im Schatten parken, die Ladeleistung drosseln oder Stromfresser im Zaum halten. Zu diesen Stromfressern gehört auch die Innenraumheizung, die wiederum im Winter für mehr Reichweite möglichst sparsam laufen sollte. Vorheizen an Wallbox oder Ladesäule ist hierfür ein probates Mittel.
Laut den Ergebnissen aus den AUTO BILD-Testrunden gibt der Nio ET5 das beste Bild ab. Die Mittelklasse-Limousine macht Jagd auf den Tesla Model 3, als Luxus "made in China". Satte 448 Kilometer kommt der ET5 in der Realität weit. Besonderer Clou: Die Batterie ist nicht nur mietbar, sondern auch in einer sogenannten Swap Station binnen weniger Minuten ausgetauscht.

Der Nio ET5 hat 491 PS, große Ambitionen – und überzeugte im AUTO BILD-Test mit der besten Reichweite.
Bild: Tom Salt / AUTO BILD
Ebenfalls sehr ausdauernd zeigt sich mit 427 Kilometern der Audi Q8 e-tron 55 quattro auf unserer Teststrecke. Er verspricht Fahrspaß und Alltagstauglichkeit, sein 106-kWh-Akku ist an der Schnellladesäule in einer halben Stunde wieder voll. Üppig ist allerdings sein Einstiegspreis von über 85.000 Euro.
Knapp dahinter folgt der Nissan Ariya, der im direkten Vergleich den Skoda Enyaq bei der Reichweite mit 422 zu 403 Kilometern knapp hinter sich lässt. Exakt gleichauf bei der Alltagsreichweite liegen BMW iX xDrive 50 und VW ID.5 Pro Performance Upgrade mit jeweils 415 Kilometern, Gleiches gilt für Genesis Electrified G60 und BMW iX M60, die jeweils mit 410 Kilometern gemessen wurden. Und auch der Mercedes EQS 580 4matic (401 km) und der Mercedes EQE 350+ (400 km) schafften bei unseren Tests 400 Kilometer oder mehr.
Reale Reichweite von E-Autos: Top Ten
E-Auto-Modell | Reichweite auf Testrunde* | Batteriegröße (netto) | Testverbrauch inkl. Ladeverlust |
---|---|---|---|
Nio ET5 | 448 km | 100 kWh (brutto) | 24 kWh/100 km |
Audi Q8 e-tron 55 quattro | 447 km | 106 | 26,7 kWh/100 km |
Nissan Ariya 2WD 178 kW | 422 km | 87 kWh | 24,7 kWh/100 km |
BMW iX xDrive50 | 415 km | 105 kWh | 25,3 kWh/100 km |
VW ID.5 Pro Performance Upgrade | 415 km | 77 kWh | 22,1 kWh/100 km |
Genesis Electrified G80 | 410 km | 87,2 kWh | 21,2 kWh/100 km |
BMW iX M60 | 410 km | 105,2 kWh | 28,3 kWh/100 km |
Skoda Enyaq iV 80 | 403 km | 87 kWh | 22,1 kWh/100 km |
Mercedes EQS 580 4M | 401 km | 107,8 kWh | 26,9 kWh/100 km |
Mercedes EQE 350+ | 400 km | 90,56 kWh | 25,2 kWh/100 km |
Hinweis: Der Mercedes EQS 450+ (482 km Reichweite bei 130 km/h) und der BMW i4 eDrive 40 (415 km) überzeugten auf der Autobahn, wurden aber bislang noch nicht einer offiziellen AUTO BILD-Testrunde unterzogen.
Was aber, wenn am Wochenende die Oma am anderen Ende der Republik um Besuch bittet? Oder der Jahresurlaub im nicht unbedingt benachbarten Ausland ansteht? Dann sollte die Akkugröße den Fahrer nicht alle 200 Kilometer zur Ladepause zwingen. Um Strom zu sparen, werden schon spezielle E-Auto-Reifen angeboten, die den Rollwiderstand verringern.
E-Auto-Reichweiten bei 130 km/h im AUTO BILD-Test
Aktuelle Angebote | Zum Angebot |
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Windwiderstand fungiert als E-Auto-Bremse
Bei hohem Tempo aber gilt die Regel: Der Windwiderstand ist der Feind der Fortbewegung! Je schneller ein Auto auf der Autobahn unterwegs ist, desto mehr frisst die unsichtbare Wand vor der Frontscheibe uns die Energie weg. Dabei sind die gespeicherten Kilowattstunden doch so nötig für die Reichweite, gerade wenn man unterwegs nicht allzu viele Ladepausen einlegen will.
Bei Elektroautos ist die Reichweite extrem von der Geschwindigkeit abhängig. Ab Tempo 80 geht die Verbrauchskurve dramatisch hoch. Und bei Tempo 130? AUTO BILD hat mittlerweile fast 60 moderne Elektroautos auf Fernfahrt geschickt – vom Kleinwagen bis zum Supersportler. Vier Beispiele:
VW ID.5 Pro Performance Upgrade: Der Schrägheck-Bruder des ID.4 verbindet als Pro-Performance-Modell eine ausreichende Leistung mit einem großen Akku. Keine schlechte Kombination, immerhin sind so 340 km zwischen den Ladestopps möglich. Nicht riesig, aber okay.
Tesla Model 3: Der Einstieg in die Tesla-Welt gestaltet sich mit knapp 50.000 Euro vergleichsweise günstig, das Zurechtfinden an Bord braucht Gewöhnung. Doch es lohnt sich, denn der US-Stromer überzeugt mit 363 km Autobahnreichweite und dank zahlreicher Supercharger auch als Reisewagen.

Der BMW i7 zeigte sich im Test nicht nur als unfassbar leise. Er überzeugte auch sonst mit seinem Komfort.
Bild: Tom Salt
BMW i7: Dank 5,39 Meter Länge und satten 3215 Millimeter Radstand herrscht im luxuriösen Innenraum des BMW kein Platzmangel. Dazu ein himmlischer Fahrkomfort, eine elektronische Multimedia- und Sicherheits-Armada, die ihresgleichen sucht, sowie ein stets souveränes Fahrverhalten. Der fast 2,7 Tonnen schwere i7 kommt dank 544 PS in 4,6 Sekunden auf Tempo 100, schafft 240 km/h Spitze. Und der Akku mit nutzbaren 101,7 kWh reicht auch bei kühlen fünf Grad für 388 km. Natürlich bei 130, nicht bei 240 km/h.
Mercedes EQS 450+: Automobiler Luxus meint längst nicht mehr nur feine Materialien und höchsten Komfort, sondern auch leises, lokal abgasfreies Reisen. Dazu gehört natürlich auch eine anständige Autobahnreichweite. So wie beim EQS 450+, der 482 km nonstop schafft – aber auch 107.326 Euro kostet.
Eine wichtige Erkenntnis: Auch eine niedrige Außentemperatur drückt die Reichweite. Der Testfahrt im Cupra Born erfolgte etwa bei einer Temperatur von 2,5 Grad Celsius. Hier ist das Ergebnis aller E-Auto-Tests bei Tempo 130 auf der Autobahn:
Fazit
Die Ergebnisse überraschen – mal positiv, mal negativ. Aber mehr als der Mercedes EQS mit 482 Kilometer Reichweite schafft auf der Autobahn keiner. Fortschritte in der Batterietechnik sind unverkennbar; bis in allen Klassen voll alltagstaugliche Reise-Reichweiten erzielt werden, bleibt dennoch ein langer Weg.
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