Beim ersten Test des BYD Dolphin mussten wir feststellen, dass das kompakte E-Auto aus China nicht die versprochene Leistung brachte. Die Verantwortlichen versicherten, dass es sich hierbei um einen Softwarefehler handelt und schickten postwendend das gleiche Auto nach Hamburg, um es von uns prüfen zu lassen.
BYD Dolphin
Nomen est Omen: Die Formensprache des Dolphin haben die BYD-Designer tatsächlich dem Delfin entlehnt.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD
Und tatsächlich! Der 204 PS starke blaue Delfin schwimmt jetzt im Straßenverkehr mit dem entsprechenden Druck auf das Gaspedal munter mit, sprintet nach AUTO-BILD-Messungen in 7,2 Sekunden auf Tempo 100 und wird in 18,3 Sekunden 160 km/h schnell.

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Also machen wir doch gleich weiter mit unseren Tests und schauen, was der Gegner des VW ID.3 aus dem Reich der Mitte noch zu bieten hat. Bereits bei der ersten Ausfahrt fiel auf, dass der Dolphin gut verarbeitet ist und die Materialien nicht billig wirken. Das Design mag je nach persönlichem Geschmack so oder so wahrgenommen werden, ist aber in sich stimmig.

Der Clou mit dem Screen

Die Knöpfe und Schalter reagieren ansprechend, haben aber deutlich zu viel Spiel. Den Drehknopf der Automatik oberhalb der Mittelkonsole zu platzieren ist witzig und schnell gelernt, die Bedienung der Klimaanlage wünschte man sich ebenso komfortabel. Die ist aber, wie viele andere Funktionen, in den großen Zentralbildschirm integriert.
BYD Dolphin
Die Materialien im Inneren des BYD Dolphin wirken nicht billig und sind gut verarbeitet. Der große Bildschirm lässt sich drehen.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD

Die Möglichkeit, ihn elektrisch von einer horizontalen in eine vertikale Position zu bringen, schien auf den ersten Blick ein überflüssiges Gimmick, erwies sich aber während der Probefahrten als echter Vorteil. Nur so konnte vermieden werden, dass Teile des Bildschirms unsichtbar hinter dem Lenkrad verschwinden. Das liegt satt in der Hand, das Kunstleder schmeichelt haptisch, aber nicht so sehr wie echtes Nappa. 

Bremswerte beim Dolphin nicht mehr zeitgemäß

Beim Fahren kann die Lenkung hingegen nicht überzeugen. Sie ist gefühllos und verweigert jegliche Form der Rückmeldung. Ähnliches gilt für die Bremse, die unangenehm weich ist und bei unserem Test, den 1,6 Tonnen schweren Tümmler erst nach 41,3 Metern (warm) zum Stehen bringt. Nach dem siebten Durchlauf – den alle Testfahrzeuge bei AUTO BILD hinter sich bringen müssen – quietschen die Stopper wie Anno Knips die Dampflok, bei der Einfahrt in den Bahnhof. Das überrascht ebenso, wie der ermittelte Bremswert, der weit vom Standard entfernt ist.

Fahrzeugdaten

Fahrzeugdaten
Motor Bauart 
Synchronelektromotor 
Einbaulage 
vorn 
Spitzenleistung 
150 kW (204 PS) 
Dauerleistung 
65 kW (88 PS) 
max. Drehmoment 
310 Nm 
Vmax
160 km/h 
Getriebe 
Einganggetriebe 
Antrieb 
Vorderradantrieb 
Bremsen vorn/hinten 
Scheiben/Scheiben 
Testwagenbereifung 
205/50 R 17 W 
Reifentyp 
Linglong Comfort Master 
Radgröße 
6,5 x 17" 
Reichweite* 
427 km 
Verbrauch* 
15,9 kWh/100 km 
Batterieart 
Lithium-Eisen-Phosphat (LFP) 
Batteriekapazität 
60,4 kWh 
Ladeleistung (AC/DC) 
bis 11/88 kW 
Ladezeit (DC-Ladung) 
29 Minuten (30–80 %) 
Ladeanschluss 
vorn rechts (Kotflügel) 
Vorbeifahrgeräusch 
68 dB(A) 
Anhängelast gebr./ungebr. 
–/– 
Stützlast 
– 
Kofferraumvolumen 
345–1310 l 
Länge/Breite/Höhe 
4290/1770–2012**/1570 mm 
Radstand 
2700 mm 
Grundpreis (vor Förderung)
35.240 Euro
Testwagenpreis (wird gewertet)
36.740 Euro

Das Fahrwerk zeigt sich recht weich, ist auf Komfort abgestimmt und macht keine Dummheiten. Schnelle Kurven lässt es ebenso anstandslos über sich ergehen wie grobes Ungemach im Straßenbelag. Die 310 Newtonmeter sind schnell auf die Vorderräder gebracht, lassen die Pneus am Asphalt kratzen, wobei das ESP sich mit seiner Regelarbeit erstaunlich weit im Hintergrund hält.
BYD Dolphin
Das Fahrwerk des Dolphin ist klar auf Komfort getrimmt, kann aber auch schnelle Kurven. Die Sicherheitssysteme reagieren zu scharf.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD

Das verwundert einmal mehr, weil alle anderen Sicherheitssysteme des Chinesen so spitz geschaltet sind, dass manchmal die Frage aufkommt, ob man hier nicht einen Schritt zurück machen könnte. Und obgleich genau diese Regelung in drei Stufen möglich ist, greift der Spurhalteassistent ungebührlich streng ins Lenkrad, wenn für ihn auch nur der Hauch einer Fahrbahnverfehlung zu erkennen ist. Gleiches gilt für den Notbremsassistenten, der eine unnötige Vollbremsung einleitet, wenn ein Radfahrer noch 60 Meter vom im Schritttempo fahrenden Wagen entfernt ist.

Messwerte

Messwerte
Beschleunigung
0–50 km/h
3,1 s 
0–100 km/h 
7,2 s 
0–130 km/h 
11,6 s 
0–160 km/h 
18,3 s 
Zwischenspurt
60–100 km/h
3,5 s 
80–120 km/h 
4,7 s 
Leergewicht/Zuladung 
1670/398 kg 
Gewichtsverteilung v./h. 
53/47 % 
Wendekreis links/rechts 
11,1/11,0 m 
Sitzhöhe 
615 mm 
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
37,6 m 
aus 100 km/h warm 
41,3 m 
Innengeräusch
bei 50 km/h
57 dB(A) 
bei 100 km/h
63 dB(A) 
bei 130 km/h
68 dB(A)
bei 160 km/h
72 dB(A)
Verbrauch
Sparverbrauch 
12,3 kWh/100 km 
Testverbrauch Durchschnitt der 155-km-Testrunde
(Abweichung zur WLTP-Angabe)
19,6 kWh/100 km
(+23 %)
Sportverbrauch 
23,0 kWh/100 km 
CO2 (lokal) 
0 g/km 
Reichweite 
351 km 

Übervorsichtig ist auch die Ansage für die Geschwindigkeitsüberschreitung, die per Signal oder Sprachausgabe bereits ab zwei km/h über der Vorgabe in ernstem Ton mahnt. Apropos Töne. Es scheint den Chinesen wichtig zu sein, dass nahezu jeder Vorgang tonal untermalt wird. Es ist ein Piepsen, Klingeln, Schnurren und Pfeifen, dem man mit europäischem Gemüt schnell überdrüssig wird. Gott sei Dank lassen sich diese tonalen Verfehlungen allesamt abstellen. 

A-Säule macht den BYD unübersichtlich

Nicht abstellen kann man die Unübersichtlichkeit des Dolphins. Die massive A-Säule verstellt den Blick in Kurven, die ebenfalls sehr üppig geratene Radar- und Kameraeinheit hinter dem Rückspiegel in der Frontscheibe macht an der Kreuzung den Blick auf die Ampeln schwierig. Auch der Blick nach hinten ist durch eine recht schmale Heckscheibe und die massive C-Säule verstellt.
BYD Dolphin
Das Fahrerdisplay könnte etwas größere Anzeigen mit mehr Kontrast vertragen. Smartphones werden induktiv in der Mittelkonsole geladen, der Gangwahlhebel ist ein Drehsteller, am Lenkrad werden die Fahrassistenten scharf geschaltet.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD
Das ist aber nicht so schlimm, denn der Totwinkelwarner zeigt im Fahrerdisplay recht eindrücklich, wenn sich ein anderer Verkehrsteilnehmer in diesem Bereich bewegt. Leider ist nicht alles so gut ablesbar. Zu kontrastlos sind die Farben und zu klein die einzelnen Darstellungen. 
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Nun können die hier angesprochenen Mängel – bis auf die mechanischen – per Update abgestellt werden. Ob das kommt, kann an dieser Stelle nicht gesagt werden, es ist aber damit zu rechnen, denn das Display informierte den Fahrer auch noch mit chinesischen Schriftzeichen, und die recht passable Sprachsteuerung reagierte nur auf englische Anfragen.

Tolles Infotainment im BYD Dolphin

Was richtig gut funktioniert, ist das Infotainment des Dolphin. Zwar lassen sich auf dem großen Display weder Apple- noch Android spiegeln, aber das hauseigene Navi arbeitet so zuverlässig, dass es an dieser Stelle nicht ins Gewicht fällt. Zumal es nicht nur in der Lage ist, benötigte Ladestationen anzuzeigen, es weist auch absolut zuverlässig aus, welche frei und besetzt sind. Das erleichtert die Planung und schafft Zeit.

Test-Reichweite liegt bei 351 Kilometern

Apropos Zeit, die verschwendet man auch an der Stromtankstelle nicht. Zum einen ist der 60,4 kWh leistende Akku trotz limitierter 88 kW in knapp 50 Minuten wieder auf Stand, zum anderen gehört der sogenannte Blade-Akku – eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie ohne Kobalt – zu denen, bei denen es gewünscht ist, dass sie bis auf 100 Prozent geladen werden. 
Was wiederum, die volle Reichweite nach dem Tanken garantiert. Die liegt nach unseren Messungen allerdings nicht bei denen von BYD angegebenen 427 Kilometern. Aber: Es sind beachtliche 351 Kilometer. Das heißt der von uns gemessene Verbrauch liegt im Durchschnitt über 100 Kilometer inklusive Ladeverlust bei 19,6 kWh.
BYD Dolphin
Die Sitze taugen auch über die längere Distanz. Im Fond sitzen auch große Menschen dank der üppigen Oberschenkelauflage gut.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD

Gutes Platzangebot in Reihe zwei

Und sonst? Bietet der kompakte Dolphin ein gutes Platzangebot in der zweiten Reihe und einen Kofferraum, dessen 345 Liter Stauraum zwar nur über eine hohe Ladekante zu erreichen sind, aber reichlich Platz für die Reise bieten. Schade nur, dass der größere Teil des Stauraums sich unter dem doppelten Ladeboden verbirgt. Hinzu kommt, dass die Heckklappe nicht sehr weit aufschwingt, was dazu führt, dass Hochgewachsene Gefahr laufen, sich eine Beule zu holen.

Wertung

Wertung
Karosserie
Keine Anhängelast, unübersichtlich, labberige Klappgriffe, nur ein Keyless-Go-Sensor.
3/5 Punkten
Antrieb
Gute Fahrleistungen, kein One-Pedal-Drive, gute Reichweite im Vergleich zur Batterieleistung.
4/5 Punkten
Fahrdynamik
Stark nachlassende Bremswirkung, leichtgängige, synthetische Lenkung, schwache Traktion.
2,5/5 Punkten
Connected Car
Kein CarPlay/Android Auto, großer Zentralmonitor, gutes Navi, gute Sprachsteuerung (englisch).
3,5/5 Punkten
Umwelt
Gewicht und Abmessungen im Rahmen, kein CO2-Ausstoß, lediglich zwei Rekuperationsstufen.
4/5 Punkten
Komfort
Komfortable Federung, passable Sitze, geringe Geräuschentwicklung, laute Fußgängerwarnung.
3,5/5 Punkten
Kosten
Im Vergleich guter Preis, sechs Jahre Garantie. Keine Wertprognose möglich, kurzes Wartungsintervall.
3/5 Punkten
AUTO BILD-Testnote
3+

Holger Preiss
Der BYD Dolphin darf im Kompaktsegment bei den etablierten Herstellern schon für Nachdenken sorgen. Er mag in einigen Details noch seine Schwächen haben, ist in der Testversion ab 35.990 Euro auch zu teuer. Aber, er macht beim Akku, beim Infotainmentsystem und mit sechs Jahren Garantie auf die Batterie und acht Jahre auf den Motor bei den potenziellen Kunden nichts verkehrt. AUTO BILD-Testnote: 3+

Von

Berend Sanders