Mercedes EQE (2022): Preis, Reichweite, Test, Elektro
Mercedes EQE: So fährt die elektrische E-Klasse
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Mercedes spendiert auch der E-Klasse einen Elektroantrieb. Technik und Innenraum orientieren sich am großen Bruder EQS. Alle Infos und erste Fahrt im EQE!
Bild: AUTO BILD
Inhaltsverzeichnis
- Marktstart und Preis – EQE kostet gut 70.000 Euro
- Optik – Design wie beim größeren EQS
- Innenraum – riesiger Hyperscreen als Option im EQE
- Kofferraum und Fond – mehr Platz als in der E-Klasse
- Fahren – Ruhe wie im EQS und sportlicher Antritt (Update!)
- Reichweite – Der EQE soll über 600 km schaffen
- Antriebe – zwei Versionen zum Marktstart
Bis 2030 soll die Hälfte aller verkauften Mercedes-Neuwagen einen Elektroantrieb haben. Mitte 2022 wird der EQE (interner Code: V 296) an den Start gehen – als kleiner Bruder des Topmodells EQS. Der Elektro-Benz ist praktisch genauso lang wie eine E-Klasse mit Verbrenner; die Innenmaße entsprechen sogar denen der aktuell nur in China erhältlichen Langversion.
Der Marktstart ist für Ende April 2022 terminiert, bestellen kann man den EQE bereits. Preislich startet die Elektro-E-Klasse bei 70.627 Euro als EQE 350+, die sportlichere AMG-Version EQE 43 schlägt mit 103.828 Euro zu Buche. Preise zum EQE 500 gibt Mercedes aktuell noch nicht bekannt. Zum Marktstart wird es eine limitierte "Edition 1" mit umfangreicher Serienausstattung geben. Kostenpunkt für das Ausstattungspaket sind 9520 Euro.
Wenig überraschend übernimmt der EQE die bogenförmige Silhouette des EQS. Mercedes nennt das Ganze "One Bow Design" – die Linie soll zu einem besseren Platzangebot beitragen. Dazu später mehr. Zusammen mit seinen 3,12 Meter Radstand streckt sich das Auto so auch enorm in die Länge. Die Kotflügel des EQE sind etwas stärker ausgestellt als beim EQS, was zu einer sportlicheren Optik führt. Die Limousine soll nämlich "dynamisches Fahrverhalten mit entspanntem Reisen" verbinden, was sich in einem stämmigeren Auftritt widerspiegelt.
HEPA-Filter soll Viren und Bakterien fernhalten
Das zeigt auch die Front mit dem Mercedes-typischen EQ-Design. Statt eines durchgezogenen Leuchtenbands gibt es grimmig blickende Scheinwerfer, deren Grafik an zusammengekniffene Augen erinnert. Gegen Aufpreis verbaut Mercedes hier sein Digital Light. Die geschlossene schwarze Maske ist optional mit kleinen Mercedes-Sternen zu haben.

Mehr als diese Klappe fürs Wischwasser lässt sich vorne nicht öffnen. HEPA-Filter statt Frunk unter der Fronthaube.
Bild: Daimler AG
Wer möchte, der bekommt auch ein AMG-Paket. Mit sportlicheren Schürzen erreicht der EQE dann auch fast den cw-Fabelwert des EQS (0,2). Unter der nicht zu öffnenden Fronthaube sitzt ein großer HEPA-Filter, der Viren und Bakterien aus dem Cockpit fernhalten soll.
Das Heck wirkt gefälliger als beim EQS
Das Heck ist rundlich, wirkt aber etwas gefälliger als beim ziemlich hoch bauenden EQS. Ein durchgezogenes Leuchtenband prägt das Heck und läuft seitlich in Windungen aus, die an die Wicklungen der Kupferdrähte in den Elektromotoren erinnern sollen. Die Leuchtengrafik verfügt dabei pro Seite über eine vertikale Lamelle weniger, um den Klassenunterschied anzuzeigen. Ähnlich hält es Mercedes auch bei der Anzahl an LED-Punkten in den Leuchteinheiten von C-, E- und S-Klasse.

Durch die ausgestellten Kotflügel steht der Mercedes EQE etwas stämmiger da als der größere EQS. Das Heck wirkt gefälliger.
Bild: Daimler AG
Die Fahrerkanzel wurde praktisch eins zu eins aus dem EQS übernommen. Neben den beiden Basis-Konfigurationen mit je zwei separaten Bildschirmen in verschiedenen Größen wartet ganz oben in der Preisliste der Hyperscreen. Das 141 Zentimeter breite Glaspanel mit 2432 Quadratzentimeter Fläche beherbergt drei Bildschirme. Der dritte ist für den Beifahrer-Platz gedacht und nur dann aktiv, wenn dort jemand sitzt.

Gegen Aufpreis verbaut Mercedes im EQE den riesigen Hyperscreen. Der Beifahrer-Bildschirm kann Videos abspielen.
Bild: Daimler AG
Der Clou: Erstmals können dort Filme abgespielt werden. Der Bildschirm deaktiviert sich jedoch sofort, sobald der Fahrer seinen Blick darauf lenkt. Überwacht wird das mittels Eyetracking-Sensoren im Digitalcockpit; das Feature ist ab sofort auch für den EQS verfügbar. Im EQE kommt das MBUX-Infotainment der neuesten Generation zum Einsatz. Es ist lernfähig und mit einer ziemlich fähigen Sprachsteuerung ausgestattet.
Das Platzangebot im Cockpit ist großzügig, die Bewegungsfreiheit mehr als ordentlich. Enger wird es lediglich über dem Scheitel. Der kratzt zwar auch bei groß gewachsenen Menschen nicht am Dach; durch die Batterie im Fahrzeugboden sind die Sitze jedoch höher montiert als in einer Mercedes E-Klasse, was sich wiederum auf die Sitzposition und das Raumgefühl auswirkt.
Umstieg in den Fond. Das Platzangebot in der zweiten Reihe ist überaus fürstlich, Mercedes verspricht rund acht Zentimeter mehr Beinfreiheit als in der E-Klasse. Das ist durchaus zu spüren und bringt in Verbindung mit dem nahezu flachen Fahrzeugboden ein angenehmes Raumgefühl.
Und die Kopffreiheit? Um die Dachlinie Coupé-artig abfallen lassen zu können, hat sich Mercedes einen Trick ausgedacht: Das Panoramadach wurde weiter nach hinten gezogen, sodass man hinten direkt unter Glas sitzt und mehr Kopffreiheit haben soll. Das klappt allerdings nur bedingt, denn die Dachholme sind nach wie vor im Weg.
Außerdem bedeutet das große Glasdach, dass der Kofferraumdeckel nicht mehr oberhalb, sondern unterhalb der Heckscheibe angeschlagen ist. 430 bis 770 Liter Stauvolumen sind beachtlich, nur der Zugang wird dadurch etwas beeinträchtigt.
AUTO BILD durfte dem erst später verfügbaren EQE 500 bei einer ersten Fahrt bereits etwas auf den Zahn fühlen. Schon beim Einstieg sticht das gewaltige MBUX-Hyperscreen ins Auge. Im Vergleich zum größeren EQS ist das aber nur optional erhältlich – bei einem Aufpreis von 8568 Euro dürften sich viele Kunden daher eher mit dem serienmäßigen 11,9 Zoll-Zentraldisplay (aus der C-Klasse bekannt) zufriedengeben.

Die Fahrwerkabstimmung ist sanft und komfortabel, die 408 PS des EQE 500 schieben ordentlich nach vorne.
Bild: Daimler AG
Auch der Rest des AMG-Interieurs mit abgeflachtem Lenkrad und viel Alcantara ist eine weitgehend perfekt verarbeitete Augenweide. Doch trotz seiner Gesamtlänge von fast fünf Metern fühlt sich der EQE nicht gewaltig groß an, was auch an dem schlitzartig kleinen Ausblick nach hinten liegt. Schade: Die 360-Grad-Kamera ist leider nicht Serie.
Hinterachse lenkt bis zu zehn Grad mit
Bei der Fahrt staunt man nach ein paar Metern schon darüber, wie extrem leise der EQE ist. Motorengeräusche, die sonst andere Lärmquellen kaschieren, gibt es nicht. Und trotzdem dringt nur ein feines Abrollgeräusch durch. Die Abstimmung des Airmatic-Luftfahrwerks ist flauschig und lässt den Benz fast sänftenartig dahingleiten. Wenn man aber den rechten Fuß ins Pedal rammt, drücken die 300 kW (408 PS) des Testwagens mächtig nach vorn.
Und dann wäre da noch die Hinterachslenkung: Die ist bei Mercedes in zwei Stufen (bis 4,5 Grad und bis 10 Grad) bestellbar. Vor allem beim Abbiegen oder bei Wendemanövern auf kleinem Raum machen die Hinterräder eine spürbare Lenkbewegung. Immerhin: Mercedes verspricht 10,7 Meter Wendekreis bei einem Winkel von zehn Grad, ohne Hinterachslenkung sollen es 12,5 Meter sein.
Die Rekuperation lässt sich in drei Stufen verstellen und bremst auch bis zum Stillstand. Beim "intelligenten Rekuperieren" (basierend auf dem Abstandsradar) kann sich das System nicht immer entscheiden, ob es eigenständig zum Stillstand kommen soll, oder der Fahrer nachhelfen muss.
Wie sein großer Bruder EQS nutzt auch der Mercedes EQE die EV2-Plattform. Vorerst wird es nur eine Batterie mit 90,6 kWh Nettokapazität geben. Die soll für deutlich über 600 Kilometer Reichweite gut sein. Dank 400-Volt-Technik kann der EQE mit maximal 200 kW geladen werden. Ladezeiten gibt Mercedes noch nicht bekannt, sie dürften aber auf dem Niveau des EQS liegen, der in rund 15 Minuten Strom für bis zu 300 Kilometer ziehen kann. (So kommen Sie an die eigene Wallbox!)
Zum Marktstart wird es zwei Motorvarianten geben. Nummer eins ist der EQE 350 mit 210 kW (286 PS) und einem Motor auf der Hinterachse. Etwas mehr Leistung bringt die AMG-Version EQE 43 mit, hier leisten zwei E-Maschinen zusammen 350 kW (476 PS) und maximal 858 Nm Drehmoment. Zwei weitere Allrad-Modelle EQE 500 und Mercedes-AMG EQE 53 folgen später.
Optional gibt es für den EQE eine Luftfederung. Ebenfalls Aufpreis kostet die Hinterachslenkung. Hier sind zwei Optionen mit 4,5 und zehn Grad erhältlich. Gerüchteweise soll der EQE autonomes Fahren auf Level 3 beherrschen, doch zu diesem Thema ließ sich Mercedes auf Nachfrage noch keine Informationen entlocken.
AUTO BILD – DAS MAGAZN
Ab Sonntag, dem 28. August 2022, zeigt BILD TV immer sonntags um 13 Uhr jeweils zwei von insgesamt zwölf Folgen des neuen BILD-Originals AUTO BILD – DAS MAGAZIN. Moderiert von Sidney Hoffmann. Die Reporter von AUTO BILD testen und präsentieren zusammen mit Sidney. Hier geht's direkt zum Stream.
Fazit
Der Einstieg in Daimlers elektrische Limousinen-Welt wird mit dem Mercedes EQE ein Stück bezahlbarer. Klar, viele seiner Features kosten Aufpreis. Doch im Grunde kann er fast alles bieten, was es im großen EQS auch gibt. Dem haben wir im Test ein revolutionär großartiges Fahrerlebnis zugestanden, Note 1-. Jetzt sind wir gespannt, ob der EQE das genauso gut hinkriegen wird.