Karosseriebauer Rometsch
Blech-Bananen aus West-Berlin

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Exklusive deutsche Karosseriebauer: Hebmüller, Rometsch, Deutsch, Autenrieth. Wo sind sie geblieben, die deutschen Nobelkarossiers? Eine Geschichte über vergangene Karosserie-Kunst aus Deutschland. Teil 2: Friedrich Rometsch.
Auto-Ausstellung Berlin, Frühjahr 1950. Ist dahinten ein UFO gelandet? Das Publikum reagiert ähnlich aufgeregt. Denn zwischen aufgebrezelten Vorkriegsmodellen sonnt sich ein modernes Sportcabrio. Mit seinen Karosserielinien – bogenförmig von der vorderen zur hinteren Stoßstange – wirkt es mindestens so sexy wie die junge Hildegard Knef. Es trägt die umständliche Bezeichnung VW Rometsch Cabriolet, Modell Beeskow, ist also vom renommierten Auto-Architekten Johannes Beeskow modelliert worden – einem Mann, der vor dem Krieg bei Edelfirmen wie Josef Neuss oder Erdmann & Rossi gearbeitet hatte. Beeskow ist es auch, der gleich zu Beginn der Ausstellung ein Auto an den Filmschauspieler Victor de Kowa verkauft: kein Cabrio, ein Coupé – die Ehefrau des Mimen bangte um ihre Frisur.
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Der Großserien-Karmann-Ghia bedeutete das Ende für Rometsch
Der Krieg legte das Firmengebäude in Trümmer, aber bald darauf zogen Vater und Sohn mit der "Rometsch-Banane" das große Los. Gleichzeitig ließen sie Johannes Beeskow ein viertüriges, um 18 Zentimeter verlängertes VW-Käfer-Taxi entwickeln. So viel Initiative schätzte VW-Chef Nordhoff gar nicht. Die Wolfsburger weigerten sich, neben Karmann und Hebmüller weitere Karosseriebauer mit Fahrgestellen zu beliefern. Bei Rometsch jagten sie Unfallwagen hinterher. Und: Mit Erscheinen des Karmann-Ghia erlahmte das Interesse am Modell Beeskow. Handarbeit hatte verloren gegen die Großserie aus Osnabrück.
So war der von Bert Lawrence 1957 gezeichnete Nachfolger der Banane – mit Panorama-Scheibe und extravaganter Zweifarben-Lackierung – zwar gut gemeint, die Verkaufszahlen beflügelte er nicht. Was blieb, waren Einzelstücke, etwa einige Fiat-Coupés; 1961 wurde der Karosseriebau eingestellt. Die Firma, die danach von Unfallreparaturen lebte, machte 1986 Schlagzeilen, als sie einen Range Rover für Erich Honecker zum Jagdwagen umbaute. Aber 2001 war Schluss. Traugott Grundmann, seit Jahrzehnten Rometsch-Sammler, rettete den Nachlass. Und verkaufte kürzlich eines seiner Rometsch Cabriolets nach Wolfsburg. VW wollte es unbedingt im Zeithaus der Autostadt zeigen – schau an!
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