Das wird ein Fest! Ein ludenmäßig überschminkter Mercedes 280 SE W126, garniert und behängt mit allem, was es in den bösen 80er-Jahren im Zubehörregal gab: AMG-SL-Kühlerstern, Radlaufchrom, weiße Blinker, Heckblende, Holz-Sportlenkrad, Breitreifen auf Borbet-Tiefbettfelge! Mmmmh, uns läuft das schadenfrohe Wasser im Munde zusammen – solch ein Angebot kann nicht seriös sein! Pustekuchen. Daneben. Verspielt. Der 280 SE ist wirklich ein Bild des stilistischen Grauens, der maßlos übertrieben klingende Ebay-Text ("An alle, die ein wirkliches Goldstück suchen: Hier ist eins!") scheint vor Unseriosität nur so zu triefen.

Saccos Meisterwerk: Mercedes W126

Mercedes-Benz W126 280 SE
Aber dann: Der freundliche Besitzer drückt uns sofort einen dicken Packen Rechnungen und TÜV-Berichte in die Hand: "Hier, in dem Wagen stecken rund 22.000 D-Mark, ich selbst habe einen Euro-2-Regler, eine Gasanlage und die Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung eingebaut." Uff! Das sitzt! Unser zweiter Eindruck sagt: Okay, mit einem Tag Arbeit ist diese S-Klasse wieder im Originalzustand, sind alle Zubehörteile ersetzt. Dann stört höchstens noch die nachgerüstete Mittelarmlehne im falschen Farbton – Peanuts. Hmm. Schauen wir abschließend lieber noch mal genauer in den Kofferraum.

Das "Goldstück" gammelt von innen tiefbraun

Oh, jetzt kommt es dicke: Zeigt sich die 126er-Problemzone Heckscheibenrahmen äußerlich noch völlig intakt, rostet und krümelt es dahinter im beginnenden Endstadium. Der Besitzer weiß nicht um die Tragik dieses Fundes – sonst hätte er nicht so viel Geld in den goldenen Reiter investiert. Von 4700 Euro ist dieser überdekorierte Benz jedenfalls so weit entfernt wie eine Nonne von der Reeperbahn.