Vor 30 Jahren erschreckt BMW die Konkurrenz mit einem Zwölfzylinder im 7er. Hier kommen sechs bayerische Kraftmeier mit zwölf Töpfen, auch der X5 als Ultra-SUV!
Video: Slideshow 30 Jahre V12 BMW
Kraftmeier mit zwölf Töpfen
Vor 30 Jahren präsentiert BMW den ersten deutschen Nachkriegs-Zwölfzylinder und beeindruckt die Autowelt: 1987 ist die 7er-Baureihe E32 noch kein halbes Jahr alt, als auf dem Genfer Salon der 750i mit V12 unter der Haube steht. Dessen Wurzeln reichen bis in die 70er-Jahre, als BMW den M66 entwickelt, bei dem zwei Sechszylinder (M60) aus dem 323i verschränkt werden. Doch die BMW-Bosse lassen den Motor sterben, auch der Ölkrise wegen. Ende der 80er trauen sie sich dann endlich an solch ein Triebwerk. Der Zwölfender lebt! Ein Blick auf die V12-Familie von BMW: 750iL, L7, 760 Li, McLaren F1, V12 LMR und X5Le Mans.
BMW L7: Die Ultra-Langversion des Zwölfzylinders wird für die gefertigt, die pure Macht demonstrieren wollen.
Der 750 wird anfangs ausschließlich als iL mit langem Radstand angeboten. AUTO BILD schreibt damals: "Hier können die Beine übereinandergeschlagen werden, ohne am vorderen Sitz anzuecken". Doch neben dem Mordstriebwerk hat der 7er der Baureihe E32 auch Fahrerautoqualitäten zu bieten. Die nachfolgende Baureihe E38 verkauft sich mit 327.598 Autos sogar noch etwas besser als ihr Vorgänger. BMW bietet den 7er auch als um 25 Zentimeter verlängerten L7 an. Als Basis dient der 750iL mit Zwölfzylindermotor. Von außen ist der Lange an Türgriffmulden und Scheinwerfereinfassungen in Chrom zu erkennen. Als erstes europäisches Auto wird die Baureihe E38 mit Navigationssystem angeboten. Durch eine Hubraumerhöhung auf 5,4 Liter erreichen die Ingenieure eine Leistung von 326 PS.
BMW 760Li - der Neo-Klassiker
BMW 760Li: Der traurig dreinblickende 7er aus den 2000ern war eine Design-Revolution.
Was wurde gelästert über das Design der vierten 7er-Generation! Mag das Aussehen polarisieren, die Bedienung des ersten iDrive-Drehknopfs auch fummelig sein: die Baureihe E65 ist ein herausragendes Auto! Eigentlich ist dieser 7er für Klassik-Liebhaber viel zu jung, die ersten Autos erreichen erst 2021 das Youngtimer-Alter. Der 760i wird sogar noch länger brauchen, er kam erst zum Modelljahr 2003. Und doch ist das Auto unabhängig vom Alter ein Klassiker, denn mit ihm befreit der damals neue BMW-Chefdesigner Chris Bangle BMW aus einer Design-Sackgasse und weist der ganzen Autoindustrie einen Weg in die gestalterische Zukunft. Unter der Haube des 760 werkelt der N73, der erstmals Vierventiltechnik und Direkteinspritzung mit der vollvariablen Ventilsteuerung Valvetronic kombiniert. Mit ihm leisten 760i und 760Li mehr als ihre Vorgänger, gleichzeitig sinkt der Verbrauch um zehn Prozent.
McLaren F1 und V12 LMR - Könige des Motorsports
McLaren F1: Im Heck der Rekordflunder beweist der BMW-V12 seine Leistungsfähigkeit.
Im Heck der Rekordflunder beweist der BMW-V12 seine Leistungsfähigkeit. Das Aggregat mit dem Werkscode S70/20 ist für das BMW M8 Coupé vorgesehen, doch der Plan wird verworfen. Den Zylinderabstand teilt es mit dem Basis-Zwölfzylinder M70, der Rest ist eigenständig. Die Serienversion des F1 schiebt der 600 PS starke 6,1- Liter-Sauger damals in 3,4 Sekunden auf 100 und bis auf 371 km/h. Damit ist der McLaren ab 1993 bis zum Debüt des Bugatti Veyron das schnellste Auto mit amtlichem Kennzeichen. Sportliche Höchstleistungen erbringt auch der BMW V12 LMR – Höhepunkt ist 1999 der Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Im Heck des V12 LMR arbeitet der Zwölfzylinder mit der Werksbezeichnung P75, eine weitere Evolutionsstufe des S70, wie er auch im McLaren F1 hinter den Sitzen steckt. Der vom Formel-1-Konstrukteurs-Weltmeister Williams und dem Schnitzer- Team entwickelte Wagen gilt noch Jahre später als die Blaupause aller Le-Mans-Rennwagen.
BMW X5 Le Mans - das Ultra-SUV
BMW X5 Le Mans: Dieser Ultra-SUV zeigt, was passiert, wenn man Ingenieure von der Leine lässt.
Dieses irre Einzelstück soll im Jahr 2000 die Verkäufe der neuen Baureihe X5 ankurbeln. Hierzu verpflanzt BMW-M-Technikchef Albert Biermann den Motor aus dem Le-Mans-Siegerauto V12 LMR in den Bug des X5. Weil der in Le Mans vorgeschriebene Luftmengenbegrenzer fehlt, leistet das Triebwerk frei atmend über 700 PS. Das maximale Drehmoment von 720 Newtonmetern liegt bei etwa 5000 Umdrehungen an, was für ein Wert! Der X5 Le Mans ist das stärkste Auto in diesem Sextett. Die aus zwei Hälften in Carbon laminierte Haube ist durch eine riesige Luftauslass-Tasche zerfurcht, das Auto wirkt auch in schlichtem Silber böse. Gummis im Format 315/35 winseln um Gnade, wenn der Rennmotor seine Kraft auf die vier Räder loslässt. Zwecks Absenkung des Schwerpunkts legte BMW den X5 um 30 Millimeter tiefer. Rückbank und Beifahrersitz fehlen, stattdessen ist der Fahrer in einem Rennsitz verschalt. Große Rennbremsen sind nötig, um den Zwei-Tonnen-Trumm zu verzögern. Auf dem Armaturenbrett klebt der Hinweis: "Nur mit Helm fahren – kein Airbag!" Der X5 Le Mans umrundet die Nordschleife seinerzeit in 7:49 Minuten. Mehr Zwölfzylinder geht nicht. Hier kommen alle V12 dieses Artikels im Bild.
Bildergalerie
Die schärfsten Zwölfzylinder von BMW
von
Lukas Hambrecht
Smoking oder Rennoverall - man könnte meinen, dass die BMW-Zwölfzylinder ihren Charakter der Fahrerkleidung anpassen. Der V12 ist ein faszinierendes Stück Technikgeschichte, hoffentlich bleibt er uns noch eine Weile erhalten.
Die schärfsten Zwölfzylinder von BMW
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Mit einem erstaunlich vielseitigen Zwölfzylinder im 7er erschreckte BMW vor 30 Jahren die Konkurrenz. Damit reklamierten die Bayern ihren Führungsanspruch in Sachen Motorenbau. AUTO BILD KLASSIK bestaunt sechs Modelle: vom Rennwagen bis zum Ultra-SUV.
Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
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Die 7er-Baureihe E32 war 1987 noch kein halbes Jahr alt, als auf dem Genfer Salon der BMW 750i mit V12 unter der Haube stand. Er wird anfangs ausschließlich als iL mit langem Radstand angeboten. AUTO BILD schreibt damals: "Hier können die Beine übereinandergeschlagen werden, ohne am vorderen Sitz anzuecken". Doch die Besonderheit des großen 7er steckt unter der Haube.
Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
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Dort rotiert der M70 genannt V12. Anders als beim Vorläufer M66, der aus zwei M60-Sechszylindern entstand, erfolgt der Nockenwellenantrieb durch eine Kette, nicht mehr durch Zahnriemen. Beide Zylinderbänke haben eine eigene digitale Motorsteuerung. Drosselklappen, Luftmassenmesser, Steuergeräte und Kraftstoffpumpen sind doppelt vorhanden. Kein Seilzug, sondern elektronische Stellmotoren steuern die Drosselklappen.
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Die Baureihe E32 ist generell ein Auto mit Fahrerautoqualitäten. Die Tester von damals loben den 750iL für seine Handlichkeit. Trotz seiner Länge von 5,02 Metern wirkt er kompakt, die Servolenkung reagiert zudem sehr direkt und vermittelt optimalen Kontakt zur Fahrbahn.
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Karl Lagerfeld ließ diesen 7er bei der BMW-Veredelungsabteilung "Individual" für sich maßschneidern. Der Innenraum überzeugt durch Eleganz: Das silbergraue Leder, Walknappa und Nubuk, ist mit grünem Steppzwirn abgesetzt.
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Besonderes Gimmick: ein Faxgerät im Handschuhfach.
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BMW L7: Die Ultra-Langversion des Zwölfzylinders wird exklusiv für diejenigen gefertigt, die auch äußerlich pure Macht demonstrieren wollen.
Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
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Für den Preis eines Eigenheims in bester Lage bekommt man bei BMW damals diesen langen 7er. Genau 899-mal bauen die Bayern die Repräsentationslimousine ...
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... mit um 25 Zentimeter verlängertem Radstand und allen erdenklichen Extras.
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Der Bildschirm in der Mittelkonsole ist damals kleiner als manches Smartphone-Display heute. Doch es ist DIE Innovation, sie mach den dritten 7er zum ersten europäische Serienauto mit Navigationssystem.
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Für Vortrieb sorgt der M73, eine Weiterentwicklung des M70 mit nun 5,4 Liter Hubraum und 326 PS.
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BMW 760Li: Der traurig dreinblickende 7er ist aus den 2000ern, aber Chris Bangles Design-Revolution macht ihn zum Neo-Klassiker. Die Form brach mit dem Stil der Neunziger. Damals kassierte Chefdesigner Bangle Häme. Inzwischen ist das Auge wesentlich verschwurbeltere Karosserien voller schwellender, konvexer und konkaver Linien gewohnt.
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Das Ein-Knopf-Bediensystem iDrive sollte das Cockpit ...
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... vom Schalter-Wirrwarr der Vergangenheit befreien.
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Unter der Haube des 760 werkelt der N73, der erstmals Vierventiltechnik und Direkteinspritzung mit der vollvariablen Ventilsteuerung Valvetronic kombiniert. Mit ihm leisten 760i und 760Li mehr als ihre Vorgänger, wobei der Verbrauch um zehn Prozent niedriger ist.
Natürlich marschiert der V12 auch in Sportwagen McLaren F1: Im Heck der Rekordflunder beweist der große Motor seine Leistungsfähigkeit.
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Die Karosserie des McLaren kommt gänzlich ohne Spoiler aus. Er saugt sich mit dem Unterboden an die Fahrbahn.
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Der McLaren F1 gehört zur Gattung der Dreisitzer, einst begründet vom Matra Bagheera.
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Die Serienversion des F1 schiebt der 600 PS starke 6,1- Liter-Sauger damals in 3,4 Se- kunden auf 100 und bis auf 371 km/h.
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Einsatz im Rennsport: BMW V12 LMR. Der Gesamtsieg des P75 beim Langstreckenklassiker ist der sportliche Höhepunkt in der Geschichte der BMW-V12.
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Die Fahrer sitzen bei weit über 300 km/h im Freien. Ein niedriger Luftwiderstand ist auf den langen Geraden von Le Mans ein wichtiger Schlüssel zum Sieg ...
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... ein weiterer ist die Standfestigkeit. Weil Auto Nummer 15 in Le Mans 1999 die wenigsten Probleme hat, kann BMW am Sonntagnachmittag jubeln.
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Im Heck des V12 LMR arbeitet der Zwölfzylinder mit der Werksbezeichnung P75, eine weitere Evolutionsstufe des S70, wie er auch im McLaren F1 hinter den Sitzen steckt.
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BMW-SUV mit zwölf Töpfen: BMW X5 Le Mans. Porsche Cayenne Turbo? Ein Öko-Trecker im Vergleich zu diesem höhergelegten Rundstrecken-Rennwagen.
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Der X5 Le Mans steht auf Retro-Rädern von BBS in Mattgold.
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Im X5 Le Mans fehlt die Rücksitzbank.
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Der Fahrer ist im Rennsitz verschalt und portioniert ...
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... die Antriebskraft des Motors mit dem Werkscode P75, der hier ohne Luftmengenbegrenzer auskommt, von Hand.
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Eine große Tasche in der laminierten Motorhaube führt Hitze aus dem Motorraum ab. Der Zwöflzylinder macht das Bayern-SUV zu einem außerordentlichen Fahrzeug!