"Deutschland ist Mercedes-Land", sagt Marius Brune vom Marktbeobachter Classic Data in Bochum. Die hohe Strahlkraft des Sterns führt der Experte vor allem auf die Langzeitqualität sowie die große Wertschätzung zurück, die zahlreiche Modelle schon als Neuwagen genossen haben. "Vielen Mercedes ist der Klassiker-Status dadurch quasi in die Wiege gelegt."

Pagoden auf Spitzenpreisniveau

Marktanalyse klassische Mercedes
Der Teuerste: Seit 2009 haben sich die Flügeltürer-Preise fast verdreifacht, ein Ende des Hypes ist nicht abzusehen.
Das gilt nicht nur für typische Traumautos wie den SL in der 70er-Jahre-Version R 107 oder seinen Vorgänger W 113 ("Pagode"), bei dem es zuletzt eine atemberaubende Preisexplosion gab; gute Autos, 2010 noch für weniger als 50.000 Euro zu bekommen, haben ihren Wert seither fast verdoppelt. Das Besondere bei Mercedes: Auch einstige Alltagsfahrzeuge sind in der Liebhaberszene voll etabliert, wie zum Beispiel der als letzter Vertreter der Chrom-Ära gefeierte W 123 sowie sein Vorgänger Strich-Acht.

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Klassiker mit 200 PS
Klassiker mit 200 PS
Klassiker mit 200 PS
Kamera
Power-Klassiker: 200 PS ab 5000 Euro

Auch gut gepflegte Alltagsautos sind begehrt

Marktanalyse klassische Mercedes
280 GE Station Wagon: Günstig war er nie. Inzwischen sind die Preise auf hohem Niveau stabil.
Auch der "Baby-Benz" 190 (W 201) und die 1984 eingeführte Baureihe 124, die ab Mai 1993 E-Klasse hieß, stehen inzwischen im Fokus der Fans. Allerdings sind bei diesen "Nachrückern" die Grenzen zum Alltagsauto noch fließend. Viele Exemplare weisen hohe Laufleistungen auf, der reich bestückte Markt kennt vom abgerockten Ex-Taxi bis zum taschentuchgepflegten Opa-Benz alle Schattierungen. Das führt zu einem bunten Preisgefüge: Vom Leben gezeichnete Kilometer-Könige mit Reparaturstau finden sich in beiden Baureihen bereits für weniger als 1000 Euro. Bei guten Autos ziehen die Preise aber an. Die Sympathie der Szene für die "letzten echten Mercedes" schlägt sich in der Wertentwicklung nieder, und die Tage, an denen man einen W 124 im Topzustand für weniger als 5000 Euro bekommen hat, dürften gezählt sein.

Die preisliche Zukunft der 90er Modelle ist ungewiss

Marktanalyse klassische Mercedes
124er sind beliebte Alltagsklassiker. Vor allem das T-Modell hat eine große Fangemeinde.
Wie geht es weiter? Reift auch künftig jeder Mercedes automatisch zum Klassiker? Classic Data-Experte Brune ist skeptisch. Bei den ab Mitte der 90er-Jahre gebauten Modellen sieht er jenseits von Sportwagen, Coupés und Cabrios dafür nur geringe Chancen. Den 124-Nachfolger W 210 zum Beispiel hält er nicht für einen aussichtsreichen Kandidaten. Er steht symbolhaft für die Ära Schrempp, als in Stuttgart vorübergehend an der Qualität gespart wurde. Auch Brune möchte aber nie "nie" sagen. Schon mancher ist nach der Kiesplatz-Phase überraschend in einen zweiten Frühling als Klassiker gestartet. Und selten genug ist ja auch der "Vier-Augen-Benz" inzwischen. In der Bildergalerie wirft AUTO BILD einen Blick auf die aktuellen Marktpreise für klassische Mercedes!