Mercedes-Benz G-Klasse
Für die Ewigkeit

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Seit 1979 ist der Mercedes G ein unkaputtbarer Dauerbrenner. Mercedes hat es geschafft, den Charakter des kantigen Kraxlers nicht zu verwässern.
Was stellt sich sperrig in den Wind wie eine Burg, ist aber 215 km/h schnell? Ein G-Modell. Und was hatte sich die Bundeswehr als Nachfolger für den kippligen VW Iltis ausgesucht? Ebenfalls das G-Modell. Man kann diesen Blechkasten mit Stern leicht unterschätzen: Er kann so ziemlich alles. Ist sich für nichts zu schade. Und hält eine Ewigkeit. Tatsächlich hatte Mercedes viel vor, als 1972 die Ampel für das Projekt auf Grün sprang. Den besten Geländewagen der Welt wollten sie konstruieren, einen, der besser kraxelt als ein Jeep oder Land Rover. Und der sich auf der Straße so sicher fährt wie ein normales Auto. Ein gutes Auto, versteht sich. Herausgekommen ist 1979 der G. Gibt es einen genialeren, einen einfacheren Namen für einen Geländewagen als: G?
Legenden leben länger: 30 Jahre Mercedes G



Der G: echte Handarbeit
Das Grazer Werk baute den G mit hohem Anteil an Handarbeit. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Kein Wunder, dass die Stückzahlen überschaubar blieben, meist waren es nur ein paar Tausend im Jahr. Für die Masse war der G zu professionell, zu teuer sowieso. "Hochbegabt, aber erfolglos", kommentierte AUTO BILD 1990. Bis 1991 reichte dieses erste Kapitel der G-Story. Dann war Schluss mit dem spartanischen W 460 – aber nicht mit dem G. Bei Mercedes hatte man die Chancen gesehen: Der neue W 463 (ab 1990) sah aus wie immer. Und war doch ein anderes Auto: Alle Räder waren nun permanent angetrieben, endlich ließ sich ABS integrieren, ein Fünfganggetriebe gab es serienmäßig. Leder, Schiebedach, bald auch Airbags und eine V8-Version (erstmals 1993) boten die Preislisten. Genialer denn je pflügte der G durchs Gelände, ein elektronisches Traktionssystem und drei zuschaltbare Sperren helfen seither dabei.
Der G wühlt sich durch, wo kein Fußgänger mehr weiterkommt

Historie
In über drei Jahrzehnten kommt einiges zusammen. So stecken hinter dem G vier Baureihen: W 460, W 461, W 462 und W 463. 1993 taufte Mercedes um: Aus dem G-Modell wurde die G-Klasse. Der W 460 ist das Ur-Modell. Er startete 1979 und wurde bis 1991 gebaut. Als 230 G, 280 GE, 240 GD und 300 GD begann seine Karriere, den "Station-Wagen" gab es in langem und kurzem Radstand, als "Offener Wagen" kam er nur in Kurzversion – und mit Rollplane. Ein richtiges Cabrioverdeck folgte 1985, damals begann auch die Produktion des Pick-ups, der seltensten G-Variante (gebaut bis 1996). Nach und nach macht Mercedes den G ein wenig langstreckentauglicher und luxuriöser. Damit kann der W 463 dann punkten. 1990 kam er als Nachfolger und wird bis heute gebaut. Er besitzt permanenten Allradantrieb, dazu jede Menge modernster Technik – einschließlich Elektronik, was den neuen G anfälliger macht als seine Vorläufer. Für grobe Einsätze geeigneter ist deshalb der W 461 (ab 1993, mit Unterbrechungen) – er ist Handwerker, kein Lebemann. Ähnlich gestrickt ist der W 462: So heißt die Lizenz-Variante.
Technische Daten Mercedes G 350 Turbodiesel (1992-1997)
Reihensechszylinder, Turbolader, vorn längs • oben liegende Nockenwelle/Steuerkette, zwei Ventile/Zylinder, Vorkammer-Diesel • Hubraum 3449 ccm • Leistung 100 kW (136 PS) bei 4000/min • max. Drehmoment 307 Nm bei 1800/min • Vierstufenautomatik • permanenter Allradantrieb • Starrachsen vorne/hinten mit je zwei Längs- und einem Querlenkern und Schraubenfedern • Radstand 2400 mm (lang: 2850 mm)• Länge/Breite/Höhe 4250/1760/1940 mm (lang: 4680/1760/1940 mm) • Leergewicht 2240 kg (lang: 2345 kg) • 0–100 km/h 17,6 s • Spitze 145 km/h • Verbrauch EU-Mix 14,1 Liter Diesel/100 km • Neupreis 1995: 99.107 D-Mark (lang: 107.008 D-Mark).
Plus/Minus

Ersatzteile
Bei diesem Kapitel gibt es kaum Sorgen. Nahezu alles, was ein G zum Fortkommen benötigt, liegt im Mercedes-Teileregal zu hausüblich hohen Preisen bereit. Doch auch gebraucht gibt es eine Menge, und einige Technik-Komponenten sind mit Pkw- oder Transporter-Bauteilen kompatibel. Rar wird es bei frühen Stoffen oder anderen Ausstattungsteilen – hier leidet die Versorgung unter erheblichen Lücken.
Marktlage
Das Angebot ist, generell gesehen, ausreichend. Doch die Nachfrage nach guten G-Modellen hat nie nachgelassen, und so hat der Gelände-Mercedes nie ein Preistal durchfahren: Kult kostet. Günstige Angebote sind also rar, und selbst für verbrauchte Exemplare werden meist selbstbewusste Preise genannt – in der Hoffnung, ein verliebter Laie erkennt die Mängel nicht. Wer als Sammler eine seltene G-Variante sucht, einen Pick-up oder die kurze, fensterlose Hardtop-Version zum Beispiel, wird viel Geduld mitbringen müssen.
Empfehlung
Für Liebhaber robuster, simpler Autos führt kein Weg am W 460 vorbei – nach und nach fahren sie in Richtung H-Kennzeichen, womit das Thema (Diesel-) Steuer vom Tisch ist. Mehr Luxus und Sicherheit bietet die Baureihe W 463 – allein der permanente Allradantrieb ist diese Überlegung wert. Sie sind jünger und somit deutlich teurer. Die Benziner gelten als problemlos, besonders gut harmoniert der Fünfliter-V8 mit dem G. Trinkfest geben sich alle Benziner – 20 Liter und mehr auf 100 km sind keine Ausnahme. Das können die Diesel besser. Doch Vorsicht: Der G 400 CDI leidet unter anfälliger Technik.
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