Track-Test Mercedes 280 GE
Große Klasse

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1983 gewann Jacky Ickx mit dem Mercedes G die Rallye Dakar. Der Nachbau des Siegerwagens macht deutlich, mit welch einfachen Mitteln damals die Sahara bezwungen wurde.
Bild: Aleksander Perkovic
Krach macht der Mercedes 280 GE wie ein richtiger Rennwagen. Das aggressive Bollern aus dem seitlichen Auspuff schreckt die anderen Geländewagenbesitzer auf dem Offroadkurs bei Gießen auf. Bereitwillig räumen sie die Piste. Dabei habe ich im G-Modell von 1983 nur halb so viele PS unter der Haube wie die meisten der aktuellen SUVs um mich herum. Doch die nach heutigem Maßstab bescheidenen 230 PS reichen vor 25 Jahren aus, die Rallye Dakar zu gewinnen. Dies gelingt dem ehemaligen Formel-1-Piloten und sechsfachen Le-Mans-Sieger Jacky Ickx. Der Belgier sichert sich für die Rallye Dakar 1983 die Unterstützung der Stuttgarter Mercedes-Zentrale. Aber für die Entwicklung von speziellen Rennteilen gibt's kein Budget. Die Ingenieure greifen deshalb auf Serienteile zurück. Beim Motor beispielsweise auf das artverwandte Triebwerk des 280 SE. Die Luxuslimousine liefert unter anderem Ansaugtrakt und Kolben. Mithilfe der Hydraulikpumpe der Niveauregulierung konstruieren die Techniker einen Ölkühler für das Vierganggetriebe. Die passende Ölwanne spendet das Mercedes-G-Modell.
Der Serien-G muss kräftig abspecken

Dass der Mercedes 1983 bei der 12.000-km-Tortur Paris-Dakar zu den Favoriten gehört, wird schon nach den ersten Etappen klar. Ickx (Nr. 142) und Teamkollege Jean-Pierre Jaussaud (Nr. 143), legen ein höllisches Tempo vor, sind teilweise bis 185 km/h schnell. Doch in der Sandhölle der Ténéré läuft alles anders als geplant. Fast die komplette Rallye verirrt sich in einem Sandsturm. Drei Wertungsprüfungen werden abgesagt. Ickx Wüsten-G hat einen Schaden an der Vorderachse. Jaussaud überlässt ihm die seines Wagens (erlaubt). Und erhält vom Service eine neue (verboten). Er wird disqualifiziert. Ickx gewinnt.
Den Sieger gibts nur als Replikat
Bis heute der einzige Mercedes-Sieg bei der Dakar. Umso erstaunlicher ist, dass die Spuren des Original-Fahrzeuges ziemlich schnell im Sande verliefen. Mercedes sagt, das Auto sei verschrottet worden. "Möglicherweise hat es Ickx aber auch gekauft, umlackiert und weiterveräußert", vermutet Offroader Jörg Sand. Der hat den Ickx-Mercedes originalgetreu nachgebaut. "Basis war ein fast rostfreies Exemplar aus der Schweiz", erzählt Sand. Daraus entstand das noch nicht ganz fertige Replikat. Noch fehlen einige Motorteile und der im Kofferraum untergebrachte 400-Liter-Sicherheitstank. Ausrüster von 1983 wurden kontaktiert. Aber viele Ersatzteile gibt es nicht mehr.
Das G-Modell ist immer noch beliebt

Fazit von AUTO BILD MOTORSPORT-Testfahrer Christian Schön: 1983 waren Geländewagen noch keine Sport Utility Vehicles (SUVs), sondern echte Arbeitstiere. Dafür ist der Dakar-Sieger ein Paradebeispiel. Serienteile aus Mercedes-Pkw für die Leistungssteigerung zu verwenden, machen aus dem G-Modell einen ernst zu nehmenden Wüsten-Renner.
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