Mexiko-Käfer
Mexiko vertreibt die letzten Käfer

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Er läuft und läuft und läuft, aber die Schufterei hat bald ein Ende: Der betagte VW Käfer geht jetzt auch in Mexikos Hauptstadt endgültig in den Ruhestand.
Boxerwissenschaft, Luftkühlerei und Heckmotorologie sind untergehende Disziplinen. Selbst das Oval-Design strebt dem Ende entgegen. Der letzte dieser Art war unser aller Käfer, bis sie ihm 2003 das mexikanische Fließband abgeschaltet haben. Fortan existierte das volkstümliche, eiförmige Auto rudelweise nur noch in einer letzten Hochburg: Mexiko-Stadt. Käfer überall, als wäre er eine Plage, denn in der 20-Millionen-Metropole blieb der niedliche Rasselsaurier als Taxi ein Beweger der Massen und gleichzeitig das Wahrzeichen der Stadt. Vorbei – bald. Denn seine Tage als Kraftdroschke sind gezählt: Es geht dem erfolgreichsten Automobil des Universums endgültig an den krummen Buckel.
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Die denkbar schlechteste Wahl: 1971 wurde der VW Käfer zum offiziellen Taxi von Mexiko-Stadt.
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Seit 2003 wird der Käfer nicht mehr gebautt, in Mexikos Hauptstadt taucht er trotzdem noch rudelweise auf.
Das ist oft vorgekommen. Überhaupt waren die Taxen der Hauptstadt in den letzten Jahren höchst ungesunde Orte. Daher greifen seit zwei Jahren neue Regeln. Da die Taxifahrer mit den Gaunern oft unter einer Decke steckten, hat die Verwaltung rigoros durchgegriffen. Die Fahrzeugnummer muss an mehreren Stellen groß angebracht sein, der Fahrer muss sich immer ausweisen, seine Lizenz muss am Seitenfenster angebracht sein. Das alles hat die Situation verbessert, aber nur ein bisschen. Nebenbei mussten die Taxen 2009 zum 200-jährigen Jubiläum Mexikos umgespritzt werden, vom markanten Grün-Weiß in Rot-Gold. Bei Julio-César Guerrero haben wir keine Bedenken. Er kutschiert uns Mexiko-Stadts Straßen rauf und runter, und ich werde ein großer Bewunderer seiner Kunst. Selten habe ich einen Fahrer mit größerer Spielübersicht erlebt. Wie er sich geschmeidig durch diesen Mörderverkehr bewegt, hat etwas Geniales; mit ständigen Spurwechseln in winzige Lücken, eleganten Abkürzern über Seitenwege oder auch die Gegenfahrbahn, knappen Abbiegungen durch Wohnviertel, wenn der Hauptweg dicht ist. Und das alles völlig unaufgeregt, ohne Hektik oder Aggression, sogar ohne Hupen. Der Mann ist im Fluss und in seinem Element. Ein Gedicht.
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Schluckspecht: Der VW Käfer genehmigt sich durchaus unbescheidene zwölf Liter auf 100 Kilometer.
Für VW-Clubs kommen die ausgenudelten Taxis kaum infrage

Das traurige Ende: Die meisten Käfer landen auf dem Schrott, werden nicht einmal ausgeschlachtet.
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