Mit dem Saab Sonett auf der Schwedenstraße
Fährst Du noch, oder reist Du schon?

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Nordostdeutschland war mal Südschweden. Ist zwar lang her, aber die Nordmänner hinterließen Spuren. AUTO BILD reiste ihnen nach - in einem Saab Sonett II V4 von 1968 auf der Schwedenstraße.
"Schweden ist ein wunderbares Land", erzählt Hilma Stellwag, "ziemlich genau wie bei Pippi Langstrumpf. Eine heile Welt mit lauter netten Menschen. Wenn ich in Rente gehe, ziehe ich dorthin. Wie unsere Tochter, die ist schon ausgewandert." Stellwag und ihr Mann arbeiten als gute Geister für alles im morbiden Schloss Ludwigsburg zwischen Greifswald und Lubmin, einst Sitz einer schwedischen Generalsfamilie, heute Heimat eines Kräuterschaugartens und einer musealen Elektrowerkstatt für Touristen. Die beiden marschierten uns neugierig entgegen, als wir den kantigen Zweisitzer auf den Parkplatz stellten. "Was ist denn das für einer?", fragte Hilma. Die Frage war nicht besonders originell, denn ungefähr jeder stellte sie.
Teil 1 der Reihe "Deutsche Strecken entdecken": die Barockstraße

Teil 2: mit dem feuerroten Spielmobil auf der Spielzeugstraße

Auswandern nach Schweden
Gegenseitige Besuche sind üblich, und viele Deutsche wie die Stellwags wandern zur ehemaligen Herrschaft aus, weil dort die Job-Chancen größer sind. Irgendetwas scheinen unsere nördlichen Nachbarn richtiger zu machen. Abgesehen vom Auto. Die einst stolze schwedische Autoindustrie ist in US-Hände geraten, was ihr nicht guttut. Neuerdings beginnt bei Saab aber ein gewagtes nationales Experiment als Tochter des Zwergbetriebs Koenigsegg. Da kann man nur "tøi, tøi, tøi!" wünschen. Der V4-Motor rumpelt nach Usedom, genauer nach Peenemünde, einem im Zweiten Weltkrieg zu zweifelhaftem Ruhm gekommenen, düsteren Ort, in dem die V2-Raketen von Wernher von Braun gestartet wurden. In der Friedhofskapelle hängt als Losung an der Wand: "Du sollst nicht töten".
Die Nordlichter kamen im Dreißigjährigen Krieg

Überall schwedisches Erbe

Tennisplätze auf ehemaligen Schlachtfeldern

Auf der Suche nach den Highlights
Ein Nachteil der Schwedenstraße sei noch anzumerken: Sie ist gar keine Straße. Die Erfinder des Projekts – die Schwedische Botschaft in Berlin und die Tourismusbehörden – haben sich bislang nicht die Mühe gemacht, die vielen Orte, an denen schwedische Geschichte sichtbar wird, zu verbinden. So kurvt man etwas planlos durch Nordostdeutschland und versucht mühsam die Highlights zu lokalisieren. Dennoch war unser Sonett so nett, uns über die schönsten Routen zu den Höhepunkten seiner kampflustigen Vorfahren zu befördern, ein bisschen rau zwar, aber sehr herzlich. Typisch schwedisch eben.
Weitere Tipps und Übernachtungsangebote zur Schwedenstraße finden Sie unter: www.schwedenstrasse.com.
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