Aus der Neuwagenlandschaft sticht der Land Rover heraus. Anders als die übrigen Charaktertypen aus den Nachkriegsjahrzehnten ist er nicht irgendwann in den 90ern ersetzt oder ersatzlos aus dem Programm gestrichen wor­den. Wer will, kann mit ihm einen Oldtimer fabrikfrisch beim Vertragshändler kaufen. Für dieses Angebot gibt es Kunden: Jäger und andere Feld-, Wald- und Wiesenbesucher; Sonnen­hanglagen-Villenbewohner mit etwas Gel im Haar; Afrika-Reisende; Altauto-Liebhaber. Das ist zusammengenommen eine Zielgruppe von respektabler Größe und Zahlungskraft. Auch wenn ihr Interesse am Land Rover rückläufig ist, bringt sie bis Ende 2015 immer noch neue "Oldtimer“ auf die Straße. Sollte man ihnen und uns diese Freude weiter gönnen?

"Ewiges Leben gibt’s im Himmel, aber nicht auf Erden."

Redakteur Martin Puthz
Martin Puthz vergießt keine Träne.
Martin Puthz,
AUTO BILD KLASSIK-Autor: Bitte nicht falsch verstehen: Ich mag den Defender. Komisch, dass ich nicht längst selbst einen habe – schließlich fahre ich seit Jahren engli­sche Autos, und als Jäger hätte ich so­gar Verwendung für den Off­road-Veteranen. Schade, dass ihm jetzt die Stunde schlägt. Aber irgend­wann muss auch mal Schluss sein. Wir leben im Jahr 2015. Und bei al­ler Nostalgie ist festzuhal­ten, dass früher eben doch nicht alles besser war. Ohne Airbags, mit Bremswegen von 60 Metern (knapp über 30 sind heute Stan­dard) und einem Fahrverhalten, das beim Hakenschlagen Todesängste weckt, hat sich der alte Kämpe einfach über­lebt. Es spricht ja für ihn, dass er mehr als fünf Jahrzehnte jeder Mode trotzte. Doch ewiges Leben gibt es allenfalls im Himmel, nicht auf Erden. Auch Fußgängerschutz und Abgasstandards existieren nicht, um irgendwen zu gängeln. Und Autoher­steller sind keine kari­tativen Einrichtungen: Wenn ein Produkt nicht mehr "läuft" (was beim Defender mit zuletzt nur noch 15.000 Verkäufen der Fall war), zieht der Laden den Stecker. So funktioniert Wirtschaft nun mal. Und noch eins: Wenn alle Autos ewig weitergebaut würden – gäbe es dann überhaupt Oldtimer?

"Charaktertypen werden gebraucht!"

Redakteur Peter Michaely
Peter Michaely hat ein Herz für Individualisten.
Peter Michaely, AUTO BILD KLASSIK-
Autor: Vergessen Sie bitte, was Kollege Puthz schreibt. Mit sachlichen Argumenten zu rechtfertigen, dass dem Land Rover Defender Ende des Jahres die Stunde schlägt, ist genauso irreal, wie es dieser Knochenschüttler selbst ist. Ja, er hat den Fahrkomfort und die Lenkpräzision eines ti­betischen Yak-Gespanns. Und ja: Die vordere Stoß­stange (die ihren Namen wenigstens noch verdient) und der wuchtige Bug sprechen jedem Fuß­gängerschutz hohn. Es können neben diesen jetzt auch noch zig weitere Belei­digungen gegen den Defender ins Feld geführt werden – sie sind immer die Argumente derer, die unrecht haben. Ich für meinen Teil werde meinen Defender 110, Baujahr 2004, jetzt noch mehr in Ehren halten. Wenn nach einer längeren Autobahnetappe mal wieder mein Rü­cken steif ist und meine Trom­melfelle um Gnade flehen, biege ich einfach mit ihm in den nächsten Feld­weg ab. Dann kommt dieses entspannende Daktari-Gefühl auf, ich bin so frei wie der Fern­seh-Tierarzt damals in Afrika. Liebe Land-Rover-Entscheider, bitte überlegt es euch noch mal. Baut den Wagen weiter! Charaktertypen wie der Defender werden heute dringender denn je gebraucht..
Soweit unsere Kontrahenten. Wie ist Ihre Meinung? Sollte der Land Rover Defender weitergebaut werden? Stimmen Sie ab!

Bildergalerie

Land Rover Final Edition
Land Rover Final Edition Autobiography
Land Rover Final Edition Autobiography
Kamera
Land Rover Defender Final Edition (2015): Vorstellung