Sportler der Achtziger: Ferrari F40 in grün
So grün ist sonst kein Ferrari

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Grün, wo rot sein sollte. Oder schwarz. Oder gelb. Auf der Milano Classica 2017 verdrehte ein einzigartiger grüner Ferrari F40 den Besuchern den Kopf!

Wahrscheinlich einzigartig: der Verde-Abertone-farbene Ferrari F40.
Bild: S. Krieger
F40 als Antwort auf Demütigung durch Porsche
Die legendäre Geschichte des Ferrari F40 beginnt 1987, als Ferrari die letzten Tests mit dem Sportler im Modeneser Umland fuhr. Damals lief das Projekt noch unter dem Decknamen "Le Mans", und die Scuderia war ein mittelmäßig erfolgreiches Rennteam, dessen große Erfolge auf den welligen Seiten alter Automagazine vergilbten. Ganz vorn fuhren andere, auf den Rennpisten der Welt und ab 1986 auch auf der Straße. Vor allem die Porsche-Männer, die dem internationalen Geldadel gerade den 959 als Objekt der Begierde anbot. Dessen 317 km/h Spitze bedeuteten Weltrekord – und eine Schmach für Ferrari. Der Commendatore höchstpersönlich erteilte den Entwicklungsauftrag, Mamma Fiat stimmte im Sommer 1986 zu, denn das schnellste Serienauto sollte wieder das Cavallino Rampante tragen. Chefentwickler Nicola Materazzi überzeugte Enzo Ferrari vom Leistungsversprechen der Turboaufladung. Und so erweiterten die Ferrari-Ingenieure den Achtzylinder des GTO auf knapp drei Liter und spickten das kurzhubige Triebwerk mit zwei IHI-Ladern, die den 24-Ventiler mit maximal 1,1 bar unter Druck setzen.
Kunststoff-Mix wie in Formel-1-Auto

Der F40 ist die Vollendung des Supersportwagens alter Schule. Ohne Traktionskontrolle. Ohne Servolenkung. Ohne ABS.
Bild: S. Krieger
Die Vollendung des Supersportwagens alter Schule

Nicht selten stemmt der zwangsbeatmete Dreiliter-V8 des Ferrari F40 auf dem Prüfstand mehr als 500 PS. Das Werk versprach nur 478.
Bild: S. Krieger
Technische Daten

Kinder der frühen 90er träumten davon, einmal hier sitzen zu dürfen, wo Askese und Enge herrschen.
Bild: S. Krieger
Historie
Die Geschichte der besonders seltenen Ferrari begann nicht erst in den schrillen 80ern. Serienfertigung gab’s in Maranello erst ab 1960 mit dem 250 GTE 2+2. Davor war jeder Ferrari praktisch einzigartig. 1984 besannen sich die Italiener auf ihre Tradition beim Bau ultraseltener Supermodelle und stellten in Genf den 288 GTO vor: 400 PS stark und 305 km/h schnell. Auf Basis des GTO, von dem nur 272 Exemplare entstanden, fertigte Michelotto in Padua fünf GTO Evoluzione, einen wahrhaftigen Rennwagen für die Straße, der viele Details des F40 vorwegnimmt. Am 21. Juli 1987 präsentierte Ferrari daheim in Maranello den F40. Mit ihm feierte die Sport- und Rennwagenschmiede – der Name verrät’s – ihren 40. Geburtstag. Die Zahl der Vorbestellungen übertraf alle Erwartungen. Als Enzo Ferrari ein Jahr später starb, gingen die Preise durch die Decke. Nicht selten wechselten Autos für astronomische Summen den Besitzer, noch bevor Ferrari sie überhaupt ausgeliefert hatte. Sein wesentlich seltenerer Nachfolger F50 erreichte nie den Hype des F40 – trotz des V12-Motors. Und trotz seines modischen Stylings. Oder gerade deswegen?
Plus/Minus
Das Superauto der späten 80er betört noch immer als Gesamtkunstwerk: sowohl mit seinen Fahrleistungen als auch durch seine brachiale Gestalt – sie hat die Schulterpolster-Ära erstaunlich gut überstanden. Wer es sich also leisten kann (und noch einen neuen Maserati Quattroporte für den Alltag in der klimatisierten Garage stehen hat), macht sicher keinen Fehler, wenn er sich einen F40 zulegt. Nicht zuletzt weil die Preise seit Jahren anziehen – und vermutlich auch nicht mehr sinken werden. Der Vollständigkeit halber: Ein dickes Minus gibt’s für Unterhaltskosten, maue Ersatzteillage und Alltagstauglichkeit.
Ersatzteile
Ein Ferrari kostet nicht nur in der Anschaffung verdammt viel Geld. Das gilt für den F40 in besonderer Weise. So sind einige Teile der Karosserie nicht mehr verfügbar, zum Beispiel die Motorabdeckung. Die gibt’s nur noch als Sonderanfertigung – und kostet dann mindestens 20.000 Euro. Die Gummitanks müssen alle zwölf Jahre getauscht werden, da sind sicher 12.000 Euro fällig. Eine Inspektion muss alle 5000 Kilometer sein und schlägt mit mindestens 2000 Euro zu Buche. Bei F40, die regelmäßig bewegt werden, kann auch öfter mal die Lichtmaschine schlappmachen – moderate 1000 Euro. Ein Zahnriemenwechsel kostet um 2000 Euro, ohne Steuern und Arbeitszeit.
Marktlage
Ferrari baute 1300 F40, es gibt immer wieder mal trennungswillige Besitzer. Die Preise für ein mängelfreies Auto beginnen bei einer Million Euro, die Kurve liegt stabil.
Empfehlung
Die wenigsten F40 haben mehr als 50.000 Kilometer auf der Uhr. Seriöser Vorbesitz, lückenlose Historie und ein gepflegtes Serviceheft sind wichtigste Entscheidungshilfen. Wenn es nicht partout ein F40 sein muss: Der Nachfolger F50 ist viel seltener und gehört zu den Modellen, die Ferrari-Kenner für unterbewertet halten.
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