VW 1500 S Typ 3 im Klassik-Test
—Biedermann mit langem Atem
Vielen war Anfang der 60er-Jahren ein Käfer nicht mehr gut genug und Käufer wanderten zu Opel und Ford ab. Dann öffnete sich mit dem VW 1500 eine Marktlücke, die Wolfsburg mit dem Passat noch immer erfolgreich verteidigt.
Es soll noch 13 Jahre dauern, also bis zur Golf-Präsentation 1974 – dann endlich ist VW mal schneller als die Konkurrenz. Doch der 1961 vorgestellte VW 1500 (Typ 3) kommt ein Jahr nach Ford und Opel, findet Beachtung erst mal nur in der Gemeinde der Heckmotor-Freunde – also den Millionen von Käfer-Fahrern. Die können sich nun auf größeren Sitzen räkeln, haben auch etwas mehr Platz in den beiden Kofferräumen. Und brauchen sich beim Sortieren der Gänge immer noch nicht mit Präzision verwöhnen zu lassen, obwohl es den Typ 3 nur mit Mittelschalthebel gibt: Irgendein Gang fällt stets klackend rein, nach etwas Übung auch der richtige. Dazu passt, dass VW auch einen Tachowellenschalter für das Rückfahrlicht favorisiert. Der bei Nacht den Rückblick erst nach einigem Zurückrollen möglich macht.
Bis heute unübertroffen im Typ 3 ist die Geräuschkulisse. Hier stammt der Begriff wirklich von Rauschen. Der weit hinten versteckte Flachboxermotor dringt akustisch kaum nach vorn. Fast bis Tempo 100 scheint es, als säße man in einem Elektroauto. Nur der Fahrtwind lärmt um die Ausstellfenster. Auf der Piste zeigt sich, dass der 54 PS starke VW 1500 S sogar den Ford 17M P3 deklassiert: Der Volkswagen ist etwas leichter und vier Kilometer pro Stunde schneller als das Aerodynamik-Wunder von Ford, der 1500 läuft glatte 140. Auch beim Komfort schlägt er seine Konkurrenten: Einzelradaufhängung statt Starrachse hinten! 15-Zoll- Räder statt kleiner 13-Zöller! Nun gut, zu schnell um die Kurven mag der hecklastige Typ nicht, damals wie heute. Wenn das kurveninnere Rad einklappt, dann ist es ganz schnell vorbei mit der Seitenführung.
Deutsche Mittelklasse der 60er | ||
---|---|---|
Ford 17M P3 | Opel Rekord P2 | Vergleichstest |
Der Dornröschen-Käfer: VW Käfer 1200 L
Fahrzeugdaten | VW 1500 S Typ 3 |
---|---|
Motor | Vierzylinder-Boxer |
Ventile/Nockenwellen | 8/1 |
Nockenwellenantrieb | Zahnräder |
Hubraum | 1493 ccm |
kW (PS) bei U/min | 40 (54)/4200 |
Nm bei U/min | 106/2400 |
Höchstgeschwindigkeit | 140 km/h |
Getriebe | Viergang, manuell |
Antrieb | Hinterrad |
Bremsen vorn/hinten | Trommel/Trommel |
Testwagenbereifung | 165 R 15 T |
Radgröße | 4,5 x 15“ |
Verbrauch (Werksangabe) | 10,5 Liter/100 km |
Tankinhalt/Kraftstoffsorte | 40 Liter/Super |
zulässiges Gesamtgewicht | 1280 kg |
Kofferraumvolumen | 380 Liter |
Vorbeifahrgeräusch | 75 dB (A) |
Abgas CO2 (berechnet nach Werksverbrauch) | 249 g/km |
Messwerte | |
Beschleunigung 0-50/-80 km/h | 5,8/14,0 s |
0–100 km/h | 23,5 s |
Elastizität 60–100/80–120 km/h | 13,5/27,9 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 83,8 m |
Leergewicht/Zuladung | 956/324 kg |
Gewichtsverteilung vorn/hinten | 40/60 Prozent |
Wendekreis (links/rechts) | 12,5/11,6 m |
Innengeräusch bei 50/100 km/h | 67/77 dB (A) |
Testverbrauch - CO2 | 10,8 Liter - 256 g/km |
Reichweite | 370 km |
Kosten | |
Steuern pro Jahr | 192 Euro |
Versicherung (HPF/100 %) | 79 Euro |
Werkstattintervalle | 5000 km |
Kosten Ölwechsel/Inspektion | 150/400 Euro |
Zeitwert (Zustand 3, Stand 7/2011) | 2600 Euro |
Anzeige