VW Käfer 1200 L: Oldtimer-Garagenfund
Der Dornröschen-Käfer

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Einmaliger Garagenfund in Hamburg: 34 Jahre stand ein VW Käfer 1200 L in der Garage. Sein Besitzer hatte den Wagen nur als Platzhalter gekauft – um den Stellplatz nicht zu verlieren.
Nur kurz benutzt und technisch einwandrei: Nach 34 Jahren wurde jetzt ein orangefarbener Käfer aus der ewigen Ruhe wachgeküsst. Seit 1974 schlummerte der VW 1200 L in einer der rund 180 Garagen. Ein Neuwagen, 228 Kilometer auf dem Tacho. Er stand und stand und stand, während um ihn herum gelebt, geliebt und gefeiert wurde. Hans-Ulrich Groffmann (82), sein Eigentümer, starb vor zwei Jahren. Ein Umzugsunternehmer erwarb den alten Neuwagen und will ihn jetzt beim Hamburger Klassiker-Händler "Garage 11" verkaufen – für 24.900 Euro. Inhaber Jens Seltrecht ist überzeugt – so einen Käfer gibt es kein zweites Mal: "Diesen einmaligen Zustand bekommt man auch durch eine aufwendige Restaurierung nicht hin."


Nach dem Käferkauf kehrt Frieden ein im Mikrokosmos Werfelring. Groffmann hat jetzt ein Auto, niemand regt sich mehr über Fahrräder in seiner Garage mit dem damals himmelblauen Tor auf, das aussieht wie alle 59 anderen auch. "Es gab damals sogar Ärger, wenn jemand dieses nicht im vorgeschriebenen RAL-Farbton gestrichen hatte", sagt ein Mann, der seinen Namen nicht nennen will. Wer Dunkelstatt Hellblau wählt, ist ein Rebell, Holzimitat gilt als Revolution. Hans-Ulrich Groffmann passt nicht in diese backsteingewordene Reißbrett-Idylle aus Häuserriegeln, Garagenreihen und Gemeinschafts-Grünflächen. Er ist in ganz Europa unterwegs, prüft Tankstellen. Sein Haus ist als einziges in der Reihe von Efeu umrankt, noch heute sind Wurzelspuren im Mauerwerk. "Er war eine Art Eremit", sagt Nachbarin Irmgard Frank, die immer für 2,50 Euro Mähgeld pro Haus die zusammenhängende Rasenfläche vor den Terrassen kürzt. "Als hier alle gemauerte Begrenzungen wollten, wollte Herr Groffmann lieber bei Eternit-Wänden bleiben", sagt sie über ihren Nachbarn.
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Irgendwann lassen sich die Groffmanns scheiden, Hans-Ulrich lebt allein in dem 70 Quadratmeter großen Reihenhaus. Anwohner wissen heute kaum etwas über den einsamen Mann mit dem orangefarbenen Auto. Ulrich Bauche sitzt auf einem Dreibeinschemel, pflanzt Stiefmütterchen. Von dem Garagenstreit hat er nichts mitbekommen – obwohl er seit 1962 hier lebt. "Man kennt eigentlich nur die Leute aus der eigenen Hausreihe", sagt der 82 Jahre alte promovierte Kulturwissenschaftler, während zwei Mädchen mit Geigenkästen auf den Rücken an ihm vorbeiradeln. Vor den Garagenreihen steht ein Schild: "Nur Pkw", ist da zu lesen, auch im Jahr 2010 noch. Man hat das Gefühl, dass hinter den tristen Toren noch ein weiterer Schatz schlummern könnte. Weil in jede Garage nun mal ein Auto gehört. Das war schon immer so hier im Werfelring.
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