Stellen Sie sich einen nahezu schrottreifen Klumpen Blech in Form eines VW Käfers vor, an dem im Grunde nur noch das Faltdach von Wert ist. Und nun betrachten Sie das hier gezeigte automobile Gesamtkunstwerk. Ob Sie es glauben oder nicht: Das ist ein und dasselbe Fahrzeug. Die Geschichte von Marco Schrittwieser und dem 1984er Mexiko-Käfer beginnt im Jahr 1999, als der zukünftige Showstar erstmals vor der Garage des damals 16-Jährigen parkte. Als der Mexikaner für umgerechnet 363 Euro in den Besitz des Tirolers überging, ahnte noch niemand, was einmal aus dem ehemals weißen VW werden würde. Nach wochenlangen Putzorgien und kleineren Einkäufen im Zubehörhandel waren schließlich neue Reifen, Stoßstangen und ein Porsche-Heckflügel eingebaut, und der Käfer konnte seine erste Saison als Daily-Driver in Angriff nehmen.

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Getunter VW Käfer Typ 11 (Mexiko)
Dank modernem Fahrwerk und 17-Zoll-Work-Felgen steht der "Lowbug" satt auf der Straße.
Bild: Lena Barthelmeß
Über die Jahre entwickelte er sich mit blauen Recaros, 225er-Schlappen und Chromfelgen sogar von der Rostlaube zum Blickfang – allerdings nur, bis das österreichische TÜV-Pendant dem Ganzen einen Riegel vorschob. Weil die originale Bodengruppe das Tiroler Straßensalz der Vorjahre anscheinend nicht gut verkraftet hatte, stellte sich für Marco nun die Frage: Die Schäden notdürftig schweißen und beim nächsten Prüftermin die gleichen Probleme wieder riskieren oder den lieb gewonnenen Lowbug komplett restaurieren? Aus heutiger Sicht fiel die Entscheidung glücklicherweise zugunsten letzterer Alternative, und so machte sich der Webdesigner daran, seinen vierrädrigen Wegbegleiter in seine Einzelteile zu zerlegen, nicht ahnend, dass die ersehnte Jungfernfahrt erst im Mai 2008 – also knapp dreieinhalb Jahre später – stattfinden würde.

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Getunter VW Käfer Typ 11 (Mexiko)
Ein kunstvolles Pinstriping ziert den Heckdeckel des Käfers.
Bild: Lena Barthelmeß
Verantwortlich dafür, dass sich der Umbau derart in die Länge zog ist Muscle-Car-Gott Chip Foose, dessen unvergleichlicher Stil, Autos zu restaurieren, Marco nachhaltig beeinflusst hatte. Der US-amerikanische Blechkünstler versteht es wie kaum sonst jemand, klassisches Design ohne Stilbrüche mit moderner Technik zu kombinieren, und genau auf diese Weise wollte auch der Tiroler seinen Lowbug aufbauen. Herausgekommen ist ein Kunstwerk, das nicht einmal dann negativ auffallen würde, wenn es in den heiligen Hallen von Foose Design im südkalifornischen Huntington Beach stünde. Zuerst wurde eine neue Bodengruppe aufgebaut, die fortan moderne Fahrwerkskomponenten inklusive knallroter Koni-Dämpfer beherbergen sollte. Die Karosserie durfte hingegen ihre klassischen Züge behalten und wurde nur mit einigen modernen Details ergänzt.

Optisches Tuning vom Feinsten

Daher passte Marco die altehrwürdigen Hauben eines Vor-67er-Modells an und pflanzte Porsche-356-Scheinwerfer in die vorderen GFK-Kotflügel. Am Heck verbaute er gefrenchte Rückleuchten, wie es in der Hot-Rod-Szene zum guten Ton gehört. Das ovale 56er-Heckfenster sorgt für nostalgische Momente beim Blick in den Rückspiegel. Nach modernen Details wie den perfekt eingepassten Audi-A6-Türgriffen muss man jedoch auch nicht lange suchen. Allein die 17-Zoll-Work-Chromfelgen sind ein echter Blickfang, und wer das Glück hat, dem Lowbug auf der Straße zu begegnen, dem werden die Bi-Xenon-Scheinwerfer inklusive Angeleyes ins Auge stechen. Die Lackierung kombiniert ebenfalls traditionelle Käfer-Zitate mit neuen Interpretationen. Das Zweifarbdesign mit den weißen Seitenflächen zwischen den Kotflügeln gehört zweifelsohne zum klassischen Käfer-Erscheinungsbild, wurde hier jedoch mit modernen Airbrush-Tribals aus der Pistole von Alex Paregger und passenden Pinstripes ergänzt.

Drei Subwoofer und zwei LC-Displays

Getunter VW Käfer Typ 11 (Mexiko)
In unmittelbarer Nähe des Tankstutzens wurden je zwei Endstufen und LC-Displays verbaut.
Bild: Lena Barthelmeß
Der Basislack in knalligem Orange stammt übrigens aus der Kawasaki-Farbpalette, während die weißen Flächen einen dezenten blauen Glitzereffekt verpasst bekamen. Auch im Cockpit wurde das Design aufgegriffen; und selbst der bei Show-and-Shine-Fahrzeugen obligatorische Putzeimer trägt den Lowbug-Look. Hinter den mit weißem Leder bespannten Porsche-944-Sitzen wütet eine Audioanlage, die den optischen Eindruck akustisch perfekt untermalt. In die geschwungene GFK-Landschaft eingebettet, wummern drei Audiobahn-AEWS-10P-Subwoofer, die von vier Steg-Endstufen angesteuert werden, von denen je zwei hinter den Sitzen und im Vorderwagen verbaut wurden. Im Bug des "Bug" verbergen sich zudem zwei LC-Displays. Die Basis des Systems ist eine Zenec-ZEM-W800-DVD-Headunit mit ausklappbarem Siebenzoll-16:9-Monitor, die mit einem Eigenbaurahmen in das gecleante Armaturenbrett eingepasst wurde.

Original: Vierzylinder-Boxer mit 34 PS

Getunter VW Käfer Typ 11 (Mexiko)
Der 1,2 Liter große Vierzylinder-Boxer tuckert weiterhin mit 34 PS über die Straße.
Bild: Lena Barthelmeß
Eines der wenigen Bauteile am Lowbug, das – zumindest leistungsmäßig – unangetastet bleiben durfte, ist sein Herz. Der 1,2 Liter große Vierzylinder-Boxer tuckert auch weiterhin mit gemütlichen 34 PS durch die österreichische Alpenregion, doch zum Rasen hatte Marco seinen vierrädrigen Kumpanen eh nicht konzipiert. Optisch macht das Triebwerk hingegen durchaus einiges her. Der Block wurde weiß lackiert, Zündkabel und Stromleitungen wurden versteckt durch den Motorraum geführt und nahezu sämtliche Anbauteile verchromt oder von Hand poliert. Bleibt am Ende nur eine Frage: Hat sich die jahrelange Schufterei gelohnt? Werfen Sie einfach noch mal einen Blick auf die Bilder dieser Seiten – und dann stellen Sie sich dort einen nahezu schrottreifen Klumpen Blech in Form eines VW Käfers vor.