VW Käfer: Ist der Käfer gut oder schlecht?
Ist der Käfer ein gutes Auto?

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Ein so erfolgreiches Auto wie der VW Käfer kann doch nicht schlecht sein, oder? Zwei Autojournalisten diskutieren – nur einer ist ein Käfer-Fan.
Ein so erfolgreiches Auto wie der VW Käfer kann doch nicht schlecht sein, oder? Zwei Autojournalisten diskutieren – nur einer ist ein Käfer-Fan.
Pro: "Der Käfer war meine erste Liebe, und die ist am schönsten"

Ja, bitte: Andreas May liebt jeden Käfer.
"Mein 1303 Cabrio ist schneller als ein Tesla!"
Der Käfer war unsere erste Liebe. Manchmal verflucht man seine Liebe, manchmal sehnt man sich nach mehr, nach schneller und stärker, nach repräsentativer und schnittiger. Aber die erste Liebe bleibt für immer die schönste. Nein, der Käfer war kein Aufschneider, kein Auto für Angeber. Ihn fuhren Lehrer, Lageristen, Laboranten. Die Polizei hatte Käfer in Grün-Weiß, die Sekretärin fuhr ihn in der Flachmann-Ausführung Karmann-Ghia, später inhalierten Hippies im Käfer-Bus ihre Joints und ärgern sich heute ein Loch in' A..., dass sie ihren T1 verscherbelt haben. Mein Käfer ist sogar schneller als ein Tesla. Wir hatten letzten Sommer ein Rennen auf der A7 von Hannover Richtung Göttingen. Das Model S fuhr Strich 100, ich auch. Aber nur, um zu sehen, ob mich der Staubsauger irgendwann abhängt. Natürlich nicht, sonst kommt er nicht auf seine 400 km Reichweite. Die hat mein Käfer auch, und "Aufladen" dauert bei ihm nicht 45, sondern fünf Minuten. Dann ist der Tank zu 100 Prozent voll, nicht zu 80.
"Das Beste, was aus Blech gedengelt wurde"
Von 2009 bis 2013 haben mein Freund Dennis und ich mein 1303 Cabrio (Baujahr: 1976) komplett restauriert, in einer Garage in meiner Heimatstadt Ziegenhain. Als Dennis einen Haken in die Decke dübelte, eine Kette spannte, den Motor daran aufhängte und ganz langsam zum Heck des Käfers hochzog, da hatte ich kurzfristig Mitleid mit den Besitzern moderner Autos, die ihre Steuerketten ersetzen lassen müssen und sich bei Rechnungsstellung vorkommen, als hätten sie die ganze Werkstatt samt Personal für zwei Tage gemietet. Mein Käfer heißt Maykäfer, klar bei meinem Nachnamen. Er fährt nur im Sommer, und auch nur dann, wenn es trocken ist. Seine Doppelvergaser darf nur Dennis einstellen, macht er nach Gehör. Und jedes Jahr im Frühling gibt es frisches Öl, auch dann, wenn das alte nur 500 Kilometer geschmiert hat. Mit so einer großen Liebe geht man gefälligst zärtlich um. Erst recht, wenn es das Beste ist, was je aus Blech gedengelt wurde.
Kontra: "Unpraktisch, unkomfortabel und unsicher"

Nein, danke: Wolfgang König empfindet den Käfer als automobile Frechheit.
"Der Käfer war eine Frechheit!"
Sie waren eng, äußerst unpraktisch, heizten schlecht, belüfteten nicht und stanken nach Sprit. Beim Gedanken an einen Unfall hättest du im Grunde sofort aussteigen und den Bus nehmen müssen – eine Lenksäule wie ein Spieß, der Tank voll in der Aufprallzone, statt innerer Sicherheit eine intime Nähe zu Blech und Glas. Und das angesichts einer miserablen Straßenlage. Die Kombination von Heckmotor und Pendelachse war schon immer prekär und spätestens Ende der Fünfziger von gestern. Und sie dürfte ungezählte VW-Fahrer auf dem Gewissen haben. So gesehen ist es dann auch ein Glück, dass diese Heckschleudern kaum vom Fleck kamen – die Leistungsausbeute des Boxermotors war zeitlebens erbärmlich. Seine Existenzberechtigung bestand offenbar vor allem darin, Benzin zu verbrennen und Schmieröl zu erhitzen. Letzteres beherrschte der Käfermotor so gut, dass ihn die Mineralölindustrie für Härtetests einsetzte, während im zivilen Einsatz infolge von Hitzewallungen typischerweise der Kolben im dritten Zylinder fraß. So auch bei meinem Käfer. Und so viel zum Thema Zuverlässigkeit.
"Anfang der 70er war er hoffnungslos veraltet"

Das letztgebaute Käfer Cabrio prasselte am 10. Januar 1980 aus der Karmann-Halle in Osnabrück.
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