Hippie-Traum, Surfer-Behausung, Familienfreund, Handwerkers Liebling – der VW Bulli hat in seiner Geschichte viele Fans um sich geschart. So unterschiedlich seine Besitzer auch waren und sind, eines haben sie gemeinsam: Der Bulli ist für sie mehr als die Summe seiner Einzelteile. Er ist ein zuverlässiger Kumpel, für viele sogar Teil einer Lebensphilosophie. Diesen Status hat der gute alte T1 auf seine Nachfolger übertragen. Dennoch: Der T1 ist der T1 ist der T1. Die Front mit den V-förmig zulaufenden Sicken, die geteilte Frontscheibe und das große VW-Emblem des ersten Bullis sind heute Kult. Die Namensgebung ist Glaubenssache. Welche Generation nach dem Ur-Bus darf sich Bulli nennen, welche muss als Rufnamen die schnöde T-Nummerierung tragen? "Normalerweise meint man mit der Bezeichnung Bulli den T1 und den T2, manchmal auch noch den T3. Viele bezeichnen aber auch alle Generationen so", sagt VW-Sprecher Nikolas Waldura. Das VW Bus-Universum ist eben liberal.

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In diesen Tagen feiert Kollege Bulli seinen 60. Geburtstag: Am Mittwoch, dem 8. März 1950 beginnt die Ära VW-Bus, die ersten zehn VW Transporter laufen in Wolfsburg vom Band. Bis zum Produktionsende des T1 im Jahr 1967 sollen mehr als 1,83 Millionen weitere Exemplare dazu kommen. Zum Stapellauf bekommt der Bulli eine neue verstärkte Bodenplatte spendiert, ansonsten lebt er von der Käfer-Technik. Das bedeutet für den Bus, dass er zunächst mit überschaubaren 25 PS bis zu 750 Kilo Zuladung bewältigen muss. Eine Herausforderung, vor der der Bulli nicht zurückschreckt. Vom ersten Tag an beweist er Kampfgeist und beginnt, sich seinen Ruf als zuverlässiger Begleiter zu erarbeiten. Kein Klagen, kein Jammern.

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VW T1
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Der 4,6 Kubikmeter große Laderaum ist zu Beginn allerdings nur über zwei Klapptüren auf der rechten Seite, kurz darauf auch über ein optionales Türpaar auf der linken Seite zugänglich. Übers Heck führt kein bzw. nur ein beschwerlicher Weg – eine optionale kleine Klappe ermöglicht begrenzten Zugriff. Der Blick hinter die scheunentorgroße Heckklappe eröffnet indes lediglich den Blick hinab in den Motorraum inklusive Tank und Reserverad. 1955 wird das anders. Der Bulli räumt um und wartet nun mit einer befensterten Klappe über dem Motorraum auf, die Zugriff zum Laderaum gewährt. Auch neu ab 1955: eine Art Klimaanlage. Der T1 schmückt seine Front jetzt mit einem kurzen Dachüberhang, die die Bulli-Besatzung mit Frischluft erfreut. Weiterhin haben zusätzliche neun PS angeheuert und bringen den Motor nun auf eine Gesamtleistung von 34 PS.
Auch innen hat sich der Bus einen modernen Look verpasst: Sein Armaturenbrett ist nun durchgängig, ans Infotainment aber hat er sich noch nicht gewagt. Noch immer möchte er seinem Fahrer lediglich mittels vier Kontrolllampen Auskunft über sein Befinden geben. Immerhin bietet der T1 nun Ausstattungsfeatures wie Aschenbecher und Benzinuhr. Sogar Platz für ein Radio ist vorhanden. Der Fortschritt geht weiter: Anfang der 60er Jahre verschwindet die durchgehende Sitzbank. Der Bulli-Hüter kann sich jetzt in einem verstellbaren Einzelsitz als König der Straße fühlen. Auch für den Motor geht es 1963 weiter bergauf. Der zuerst für den amerikanischen Markt bestimmte 42 PS starke, 1,5 Liter große Boxer katapultiert den T1 in neue Sphären: Erstmals gelingt es dem Transporter, die Schallmauer von 100 km/h zu durchbrechen. 1965 entdecken die Ingenieure dann sogar noch zwei weitere PS.

1967: Der T2 übernimmt

Juli 1967: Schluss. Nach über 17 Jahren fällt für die erste Generation des Transporters der letzte Vorhang – zumindest in Deutschland. In Brasilien schafft der T1 indes sogar noch den Sprung ins neue Jahrtausend. Erst im Jahr 2000 ist – nach unglaublichen 50 Jahren – auch hier Schicht für ihn. So bringt es der T1 insgesamt auf eine 2,9 Millionen Mitglieder große Familie. Von seinen Nachfahren ganz zu schweigen – immerhin folgten dem Ur-Bulli bislang vier weitere erfolgreiche Generationen.

Von

Stephanie Kriebel