Drei Männer und eine Seite Protokoll – mehr brauchte es im Bonner Wirtschaftsministerium vor rund 60 Jahren nicht, um die Treuhänderschaft für das damals wichtigste Pkw-Werk Deutschlands von der britischen Militärregime auf die neue Bundesregierung zu übertragen. Colonel Radclyffe als Vetreter der britischen Regierung, Wirtschaftsminister Ludwig Erhard und Ministerialrat Edgar Haverbeck unterzeichneten den Vertrag, der die Verwaltung der damaligen "Volkswagenwerk GmbH" auf das Land Nierdersachsen übertrug. Der Grundstein für die Unabhängigkeit war gelegt. Mit dem Käfer und dem Transporter startete das junge Unternehmen durch und wurde innerhalb kurzer Zeit zu einem Symbol des deutschen Wirtschaftswunders.

Mit dem Käfer startete der Aufbruch ins Wirtschaftswunder

Karmann Ghia Produktion
Die Serienfertigung des Käfers lief bereits seit dem 27. Dezember 1945, nur wenige Monate nach Kriegsende. Mit der Währungsreform und der Gründung der Bundesrepublik gehörten ab 1949 auch die Mangelwirtschaft und die ständige Materialknappheit, unter der die frühe Nachkriegsproduktion zu leiden hatte, der Vergangenheit an. Im gleichen Jahr produzierten 10.227 Mitarbeiter an den Standorten Braunschweig und Wolfsburg bereits 46.154 VW Käfer. 1950 folgte das Transportmodell T1, ebenfalls von einem luftgekühltem Boxer im Heck bewegt. Ein weiterer Meilenstein war das 1955 eingeführte und in Osnabrück gerftigte Karmann Ghia Coupé bzw. Cabriolet, das heute als begehrtes Sammlerstück gilt.

Vom besetzten Briten-Werk zum modernen Global Player

Volkswagen K 70 (1974)
Nach 25 Jahren Käfer-Dominanz in Deutschland begann Anfang der Siebziger eine neue Ära: Die VW-Allheilmittel Boxermotor, Luftkühlung und Heckantrieb erwiesen sich zunehmend als veraltet – zur Rettung des Unternehmens musste dringend ein modernes Konzept her. Den Anfang machte 1970 der von NSU entwickelte K70, der erste VW mit Wasserkühlung, Frontmotor und -Antrieb. Mit dem vom Audi 80 abstammenden Passat konnte das Wolfsburger Unternehmen ab 1973 erstmals ein konkurrenzfähiges Fahrzeug der Mittelklasse anbieten. Und als ein Jahr später der erste Golf als Nachfolger des Käfers eine neue Fahrzeugklasse begründete und sich binnen kurzer Zeit zum Verkaufsschlager mauserte, war der Weg zum modernen Global Player geebnet. Mittlerweile ist Volkswagen ein Mehrmarken-Konzern mit einer Gesamtproduktion von 6,3 Millionen Fahrzeugen und ca. 369.900 Mitarbeitern auf der ganzen Welt.

Alle Meilensteine aus 60 Jahren VW-Produktion gibt's in der Bildergalerie!

Von

Jan Kretzmann