Wracks als Kulturgut
Der Friedhof im Wald

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Der Autohimmel auf Erden liegt im schweizerischen Kaufdorf. Auf einem vor 32 Jahren geschlossenen Schrottplatz ruhen mehr als 1000 Oldtimer. Doch das Ende der Idylle naht.
Kurz vor dem Blinker ist die Weinbergschnecke dem Tod begegnet. Sie starb auf dem Kotflügel des alten Sunbeam, noch bevor sie zu Boden kriechen konnte. Das Gehäuse ruht nun leer auf einem Bett aus Moos, grün und dick über den matten Lack gewachsen. Still ist's an diesem Sonntagmorgen im Schweizer Gürbetal, nur selten rauscht ein Zug nach Bern vorbei. Kuh- und Kirchenglocken läuten leise aus der Ferne. Ansonsten Ruhe, sehr passend zu diesem verwunschenen Autofriedhof, dem vielleicht schönsten seiner Art in Europa. 1000 Wracks stehen hier unter Bäumen, automobile Zeitzeugen aus rund 50 Jahren. 1975 schloss Gründer Walter Messerli seinen Schrottplatz für immer ab. Die Toten aus Blech ruhen hier in Frieden, und Werner Brunner passt auf, dass es ihnen gut geht.
Nur bei ganz wenigen Wracks lohnt die Restaurierung noch

Die Natur erobert sich ihren Platz nach und nach zurück

Eigentlich aber kann Franz Messerli seine Idee schon jetzt begraben. Denn das Schweizer Bundesgericht hat ihm Ende 2006 in letzter Instanz dazu verdonnert, den Boden des historischen Friedhofs zu befestigen sowie Benzin- und Ölabscheider zu installieren. Die letzte Frist endet im Oktober 2009. Um den Boden abzudichten, müssten alle Wracks kostspielig exhumiert werden. "Ich wäre ruiniert", sagt Messerli. Sein treuer Diener Brunner zeigt auf die dicken Bäume, die sein Himmelreich nach außen abgrenzen. "Sehen Sie", sagt er, "man müsste all die Bäume fällen, um die Autos herauszubekommen. Ist das etwa Umweltschutz?" Dann zeigt er auf den Heckmotor eines Käfer Cabrio. "Die meisten Triebwerke sind nach all den Jahren trocken, da läuft kein Öl mehr raus", spricht das Faktotum vom Friedhof.
Messerli gibt den Kampf um den Schrottplatz nicht auf


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