Klassiker für Sonne und Strand: VW Typ 181
Die Helden des Sommers

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Es gibt Klassiker, die nicht für wechselnde Jahreszeiten gedacht sind, sondern für den ewigen Sommer. AUTO BILD KLASSIK zeigt Autos für Sonne und Strand – vom VW 181 bis zum Citroën Méhari.
Bild: U. Sonntag
Auf den ersten VW-Pressefotos des Spätsommers 1969 sah alles ganz fröhlich und unbeschwert aus: junge Menschen, Gitarren, lange Haare im Fahrtwind. Eine Gammler-Idylle, von Volkswagen in Szene gesetzt. Als lässiges Lifestyle-Fahrzeug versuchte VW damals das Käfer-Derivat Typ 181 ans junge Volk zu bringen. Hoffnungslos. Vorerst. Es kam ganz anders. Behörden, THW und Bundeswehr griffen zu, das Bild wandelte sich: junge Männer, Gewehre, kurze Haare unterm Helm. Alles grün in grün, kein bisschen bunt oder ausgelassen. Eine Karriere beim Staat. Hoffnungslos. Vorerst. Der 181 führte zwei Leben, eines vor und das andere nach Dienstschluss. Zu seiner aktiven Zeit zwischen 1969 und 1980 lagen beim Kübel Wunsch und Wirklichkeit so weit auseinander wie Nato und Warschauer Pakt.
Kübelwagen: Panzer-Attrappe bei Ebay

Auch ziviles Weiß kann den Nutzwert-Charakter des Kübel kaum kaschieren.
Bild: U. Sonntag
Voller Einsatz im Gelände: Radfahrzeuge der Bundeswehr

Vier Türen und wenig Dach: Den Kübelwagen gab es bis 1980.
Bild: U. Sonntag
Wenig Talent zum Funcar

Weniger Ausstattung ist unmöglich. Der Aschenbecher wirkt schon fast verschwenderisch.
Bild: U. Sonntag
Für Matsch: VW Golf Country
In Deutschland brauchte der Kübel gut 20 Jahre, um zum Erfolg zu werden. Als hippes Luft-und- Laune-Mobil der Stadtjugend und als Nonkonformisten-Cabrio machte er Ende der 80er, gut zehn Jahre nach Baustopp, endlich Karriere. Dankbar griffen die Kinder der Alt-Hippies und Ex-Pioniere zum luftigsten und billigsten aller offenen VW und freuten sich über ein Cabrio, das ohne Pflege und Wagenwäsche auskam. Den Rost, den viel teurere Käfer- und Karmann-Ghia-Cabrios kunstvoll kaschierten, trug der ausgediente Bundeswehr-Kübel grundsätzlich offen zur Schau. Niemand versuchte beim 181-Geschäft zu betrügen: Tatsächlich war er immer so schlecht, wie er aussah, selbst wenn schon die fünfte Farbschicht nass drübergerollt worden war. Dem tiefenentspannten Kübel-Käufer war’s egal. Die Mädels malten bunte Blumen drauf, Jungs pappten Aufkleber trendiger Skateboard- Produzenten und Independent-Bands drüber. In seinem zweiten Leben war der Kurierwagen endlich so cool, wie es sich Volkswagen 1969 bei der Vorstellung gewünscht hatte.
Historie

Dank umlegbarer Rückenlehnen entsteht hinten eine respektable Ladefläche.
Bild: U. Sonntag
Technische Daten
VW Typ 181: Vierzylinder-Boxer, hinten längs • zentrale, stirnradgetriebene Nockenwelle • zwei Ventile pro Zylinder • Solex Fallstrom-Doppelvergaser 34 PICT-3 • Hubraum 1584 cmÍ • Leistung 35 kW (48 PS) bei 4000/min • max. Drehmoment 100 Nm bei 2000/min • Viergangschaltgetriebe • Hinterradantrieb • Einzelradaufhängung mit Kurbellenkern und Drehstäben vorn, an Schräglenkern und Drehstäben hinten • Reifen 185 SR 14 M+S (ab 3/71) • Radstand 2400 mm • L/B/H 3780/1640/1620 mm • Leergewicht 910 kg • 0–100 km/h in 30 s • Spitze 120 km/h • Verbrauch 12,5 l N pro 100 km • Neupreis 1973: 10.235 DM.
Plus/Minus

Großer Motor: Ab 1970 saß ein Boxer mit 1,6 Liter Hubraum im Heck.
Bild: U. Sonntag
Ersatzteile
Ganz so einfach und schlicht, wie das Äußere eines Typ 181 es vermuten lässt, ist eine Restaurierung natürlich nicht. Aber im Fall eines Falles kann der Kübel mit typischen VW-Vorzügen glänzen: gute Verfügbarkeit von Ersatzteilen zu verträglichen Preisen. Gut zwei Drittel des Wagens stammen aus dem VW-Baukasten, Ersatzteile sind somit auch im Käfer-, Typ-3- oder Bulli-Regal zu finden, den Rest führen spezialisierte Händler hierzulande und in den USA. Einfacher zu behandeln sind späte Modelle mit moderner Hinterachse, hier nerven jedoch oft morsche Wärmetauscher. Eine Art der Ersatzteilbeschaffung scheidet inzwischen definitiv aus: Billige Teileträger zum Ausschlachten für ein paar hundert Euro gibt’s nicht mehr. Die Zeiten der Endverbraucher sind vorbei.
Marktlage
Originale VW 181, ganz gleich ob mit kämpferischer oder ziviler Vergangenheit, sind ausgestorben. Weil Umbauten die Regel sind, ist Kompromissfähigkeit in Sachen Authentizität ein Muss. Damit lässt sich jedoch leben, immerhin notieren Autos im Zustand 2 um die 5000 Euro – für ein vergleichbares Käfer Cabrio dieser Epoche wird das Dreifache fällig, Top-Kübel kosten laut Classic Data um die 10.000 Euro. Im aktuellen Angebot bestimmen jedoch stark bespielte Spaß-Autos das Bild, die allerdings nur in der Anschaffung billig sein dürften.
Empfehlung
Läuft der Motor vernünftig, und ist er halbwegs dicht? Verrichten Standheizung beziehungsweise Wärmetauscher ihren Dienst? Hat seit der Ausmusterung bei der Bundeswehr im Jahr 1988 jemand mal nach den Bremsen geschaut? Alle Defekte lassen sich beheben, die Revision der simplen Volkswagen-Technik ist bezahlbar. Und selbst wenn das Verdeck ein, zwei Löcher hat und das Heckfenster gilbt: Na und? Nein, wirklich wichtig ist beim Kübel-Kauf der Zustand von Karosserie und Bodenplatte. Deshalb gilt trotz der verlockenden Niedrigpreise: Unbedingt auf das richtige Auto warten, anstatt sich an einer verrosteten Baustelle zu verheben.
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