Sportlimousinen der 70er
—So wild waren die Siebziger
Fahrtrainings hießen Schleuderkurse, Blitzer gab es nur auf Fotoapparaten, und Leistung war etwas, nach dem es sich zu streben lohnte. Auch – und gerade – bei kompakten Limousinen.
Das waren noch Zeiten! Gert Hacks Heizer-Bibel "Autos schneller machen" lag griffbereit auf der Garagen-Werkbank, denn für ein paar PS mehr unter der Haube (respektive ein paar Zehntel weniger auf der Hausstrecke) griffen die Bleifußfahrer gern selbst zum Schraubenschlüssel. Dabei musste man nicht alle Autos schneller machen, damals in den wilden 70ern. Manche waren auch ab Werk schon flott – was die Frisierer allerdings nicht bremste, schließlich hießen Fahrtrainings noch Schleuderkurse, und Radarfallen kannte man, wenn überhaupt, höchstens vom Hörensagen.
Alfa Romeo hatte mit der Giulia schon seit 1962 ein leichtes Mädel im Programm, das die Herzen der Sportfahrer auch nördlich des Alpenhauptkamms im Sturm eroberte – und im BMW 02 erst Jahre später einen Gegner fand. Die Engländer kochten derweil ihr eigenes Süppchen; der Triumph Dolomite Sprint, gebaut ab 1973, wurde hierzulande offiziell nie angeboten. Glück für BMW? Wer weiß? Zumindest leistungsmäßig hätte der Brite mit seinen strammen 129 PS dem Bayern die Lederhosen ausgezogen. Zudem machten diesmal ausgerechnet die gern als gestrig belächelten Insulaner auf modern: Unter der Haube steckte der erste in Großserie gebaute 16-Ventiler der Automobilgeschichte. Geschichte schreiben? Daran dachten die Ingolstädter noch nicht, die blauen Zweitaktwölkchen hatten sich ja gerade erst verzogen. Aber zeigen, was sie konnten – das wollten sie auch damals schon bei Audi. Dem Versuch, den braven 80 von Biedermann auf Brandstifter umzupolen (mit dem Motor, der auch den Golf GTI befeuerte), war zwar zu Lebzeiten nur mäßiger Erfolg beschieden. Mit dem olympischen Motto „Dabei sein ist alles“ gibt sich der Vier-Ringe- Kämpfer heute allerdings nicht mehr zufrieden. In diesem Vergleich geht es schließlich um nichts Geringeres als die Krone der Sportlimousinen. Wer von den alten jungen Wilden darf sie aufsetzen?
Sportlimousinen der 70er im Einzeltest | |||
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Alfa Romeo Giulia 1600 Super | Audi 80 GTE | BMW 2002 ti | Triumph Dolomite Sprint |
Klassiker der Lüfte: Sportler der 50er im Klassik-Test
Die Punktewertung | BMW 2002 ti | Alfa Romeo Giulia | Audi 80 GTE | Triumph Dolomite Sprint |
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Spaßfaktor | ||||
Temperament | 8 | 7 | 9 | 7 |
Sound | 8 | 10 | 6 | 8 |
Handling | 10 | 9 | 6 | 7 |
Zwischenergebnis | 26 | 26 | 21 | 22 |
Kuschelfaktor | ||||
Sitze | 10 | 8 | 9 | 7 |
Federung | 6 | 6 | 7 | 8 |
Platzangebot/Variabilität | 7 | 7 | 9 | 6 |
Zwischenergebnis | 23 | 21 | 25 | 21 |
Neidfaktor | ||||
Qualität | 8 | 8 | 7 | 4 |
Design | 9 | 8 | 6 | 8 |
Image | 10 | 10 | 7 | 8 |
Zwischenergebnis | 27 | 26 | 20 | 20 |
Gesamtergebnis | 76 | 73 | 66 | 63 |
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