Suzuki LJ 20
Alter Reiswein

—
Genau zwei dieser ersten Suzuki LJ gab es vor 30 Jahren in Deutschland. Dieses Exemplar fährt noch immer.
Was sagt man ihm nicht alles nach. Mit Eljot, dem automobilen Schmunzelmonster, habe der Fun-Faktor Einzug ins Gelände gehalten. Als Spaßmacher einer ganzen Generation von Wochenend-Offroadern galt der Suzuki LJ als Erfinder der Freizeit. Drollige 24 PS aus 359 ccm mussten 1970 der ersten LJ-Ausgabe ausreichen, die Abkürzung "Light Jeep" war wörtlich zu nehmen. Aber auch wenn er aussah, als würde die nächste Windboe das Leichtgewicht vom Hügel pusten – mit dicken Starrachsen und bockharten Blattfedern rundum, mit solidem Allradantrieb und Untersetzung war der Suzuki LJ ein echter Geländewagen. Ernst Goss aus Heppenheim hätte ihn sonst nie gekauft, Ernst Goss war Jäger. Und hart im Nehmen. "Allein die Zulassung war ein Kraftakt", erinnert sich der Sohn Hans-Jürgen, der den Japaner vom Vater übernahm. "Mit dem Wagen auf dem Anhänger ging es 1978 nach München zur Einzelabnahme durch den TÜV. Wir hatten ein Auto, das es in Deutschland nicht gab." VW-Händler Ernst Goss schaffte es, den rechtsgelenkten Unbekannten durch den TÜV zu bekommen. Es war mühsam, aber er war erfolgreich.
LJ 20: Der Beginn einer Erfolgsstory


Bemittleidenswerte 28 PS
Wie Jahresringe eines Baumes legen sich dicke Schichten NATO-Oliv um das ganze Auto, selbst die Scheibenwischer erhielten ihren Schutzlack. Lackiert hat hier noch keiner, drohte der rostige Schorf abzuplatzen und die wackelige Karosserie-Struktur weiter auszudünnen, wurde neue Farbe aufgepinselt. Zarte Hände sah der LJ wohl nie, rüde dübelte man ihm einst Lkw-Außenspiegel ans Blech und unter die Motorhaubeschauten blickten das letzte Mal wohl die Leute vom TÜV in München anno 1978. Viel sahen sie nicht: Lichtmaschine, Motor, Getriebe – alles ist annährend gleich groß. Was aussieht wie der Behälter für Wischwasser ist das Ölreservoir für den Zweitakter. Alles am Suzuki LJ 20 ist klein, das Gesetz wollte es so. Kei-Car hieß die japanische Klasse der steuerbegünstigten Kleinstautos, auf welcher der LJ 20 fußte. Länger als 3,20 Meter durfte das Fahrzeug nicht sein, den Motoren wurde ein Hubraumlimit von 360 ccm gesetzt. Die reizte Suzuki gnadenlos aus: aus 359 ccm presst der winzige Zweizylinder-Zweitakterschüchterne 28 PS, die wie bei einem Motorradmotor stark hochtourig ausfallen. Lächerliche 37 Nm maximales Drehmoment bei 5000 Touren zwingen zum Ausdrehen, bei 80 km/h Höchstgeschwindigkeit ist Schluss. Im Fahrzeugschein notierten die TÜV-Prüfer vor 30 Jahren sogar nur geruhsame 64 km/h. Aber darauf kam es Jäger Goss nie an.

Service-Links