Auf der Techno Classica 2010 sind sie alle, die Firmen, die Clubs, die Kleinbetriebe mit dem Hang zur Perfektion im Detail. Essen ist teuer, selbst im "Schnäppchenparadies", doch die Branche legt das Geld, das sie verdient, sicher wieder in eigenen Reihen an. "Das ist kein Auto, das ist eine Aktie. Aber eine, die garantiert steigt." Bodo Buschmann, Schwergewicht der PS-starken Neuwagenszene, schaut in Essen auf Altes, das er für seinen Brabus-Betrieb in Bottrop entdeckt hat: Youngtimer unter einem guten Stern. Der smaragdschwarze SL der Baureihe R107 ist solch ein Fall. Über die Preistendenz in Richtung 40.000 Euro mag man sich aufregen, billiger wird der Benz-Roadster in der sehr empfehlenswerten 300er-Motorisierung garantiert nicht. Die Laufleistung liegt bei gerade mal eingefahrenen 80.000 Kilometern.

Star auf der Techno Classica: seit 1971 verschollener Renault 40 CV

Mercedes-Benz 200 E
Gibt es einen Trend der Techno Classica 2010, dann ist es die Jagd auf sogenannte Low-mileage-cars, also Fahrzeuge mit niedriger Gesamtlaufleistung und eindeutiger Vita. Und jawohl, man spricht englisch oder eine Mischung aus plattdeutsch und niederländisch, was nicht nur geographisch begründet ist. Das benachbarte Holland kauft wie verrückt und stellt einen großen Teil der Aussteller, vor allem auch im Zubehör-/Reparaturbereich. Alle eint die Suche nach der Ringeltaube, also solchen Autos, die Opa mit Fellen, Shampoo und Fön bis ans Ende seiner Tage taschentuchgepflegt hat. So was gebiert dann schon mal abenteuerliche Offerten wie einen ausstattungsfreien 200 E von 1988 zum Angebotspreis von 8900 Euro im Outdoor-Schnäppchenmarkt. Wohlgemerkt, eine normale Limousine der millionenfach produzierten Baureihe W124, die im übrigen in Essen endgültig aus ihrem Status als Verbrauchtwagen herausgefahren ist.

Helle Aufregung in Halle 11: Steuerfahndung bei Mirbach

1986er Bentley Mulsanne – warum will ihn keiner? Erst sollte er 7850 Euro kosten, dann 5990 Euro.
Wie die rührigen Clubmitglieder zu berichten wissen, laufen besonders in der süddeutschen Provinz derzeit verschärft Ankaufaktionen für diese bis 1995 gefertigte Mercedes-Mittelklasse, die im Gegensatz zum Nachfolger 210 noch echte Mercedes-Qualitätsklasse ist. Eher Standuhr-Qualitäten haben Angebote wie ein Isabella Coupé im freundlichen Zustand 3 für 35.000 Euro und der 109.000 Euro teure Mercedes-Bus 319. Warum der 86er Bentley Mulsanne für nicht mal 6000 Euro keinen Massenandrang verursacht hat, kann nur mit zuviel Hochachtung vor großen Namen erklärt werden. Oder dem Wissen um die Folgekosten.
Ansonsten sind sie alle präsent in Essen, die Mirbachs, Thiesens und Steenbucks dieser Welt. Horch, Maybach, Porsche, Maserati, Ferrari in allen Formen und Farben. Und selten unter 100.000 Euro. Die Preise für In-Klassiker können locker das Doppelte betragen, das Mercedes W111-Cabriolet steht kaum auf dem Stand und trägt schon ein "Verkauft"-Schild. Seine neuen Besitzer erwarten die Lieferung ihres neuen iPads und haben nicht selten zu viel Gel im Haar. Das Problem dieses Mercedes: Er ist einfach zu schön, zeitlos schön. Ganze Techno-Classica-Hallen füllen BMW, VW und Mercedes, zunehmend wird die Präsentation alten Materials für Neuwagen genutzt: BMW zeigt den Mini-SUV Countryman, Mercedes stellt in die Mitte aller Begierde den neuen SLS – und plötzlich sieht das Original wirklich alt aus.
Begutachten Sie die Schnäppchen der Techno Classica oben in der Bildergalerie!

Von

Karl-August Almstadt