VW Golf 1 vs. Wartburg 353: Vergleich zum Mauerfall
Ost-West-Vergleich: Golf 1 vs. Wartburg 353

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Systemvergleich zum Tag des Mauerfalls: Viele DDR-Bürger wollten einen Wartburg 353, träumten aber vom VW Golf 1. Zu Recht? Hier der Test!
Viele DDR-Bürger sehnten sich nach Autos aus dem Westen, doch zu Recht? AUTO BILD KLASSIK machte den Systemvergleich: Denn Westwagen gab es in der DDR schon vor dem Mauerfall. So rollten ab Januar 1978 ganze Güterzüge mit neuen VW Golf 1 von Wolfsburg in die DDR. Für insgesamt 10.000 Bürger im Ostteil Deutschlands erfüllte sich schließlich der Traum vom ersten Westwagen in Form eines Golf 1. Es waren natürlich zu wenig Autos. Vor den Verkaufsbetrieben bildeten sich Schlangen, 500, 600, 700 Menschen lang. Obwohl der VW ein Vermögen kostete: Je nach Motor und Ausstattung 27.000 bis 31.500 Ost-Mark, auf dem Schwarzmarkt waren es 10.000 DDR-Mark mehr.
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Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Viele DDR-Bürger konnten vom Golf nur träumen

Einst trennte Wartburg und Golf nicht nur ihr technisches Konzept, sondern auch die Berliner Mauer.
Direkter Vergleich der technischen Konzepte
Stehen beide Autos nebeneinander, fällt auf: Der VW Golf 1 ist magersüchtig. Dünne Bleche und Scheiben, Türen wie aus Pappmaschee, die Blinker- und Scheibenwischerhebel sind innen hohl. Ergebnis: 808 Kilogramm Golf light. Auf den erschütternden ersten Eindruck folgt bald eine überraschende Erkenntnis. Das Auto fühlt sich mit den großen Scheiben, den Plastik-Armaturen und dem lackierten Blech an den Türen luftig und sympathisch provisorisch an. Elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung und eine Klimaanlage fehlen. Und sie werden nicht vermisst.
Der Wartburg zeigt Größe

Um mit den 525 Litern Kofferraumvolumen des Wartburg zu konkurrieren, muss beim Golf die Bank umgeklappt werden.
Jeder Dorfschmied konnte den Wartburg reparieren

Kanten und Fugen, in die man die Finger stecken kann: völlig normal für eine Wartburg-Karosserie.
Wartburg-Fahren wird schnell anstrengend

Chrom schmückt die Rundinstrumente im Wartburg, ein topfebener Boden schafft Raum für große Füße.
Wartburg-Dreizylinder nur was für Zweitakt-Fans

Ist der Wartburg-Motor falsch herum eingebaut? Nein, das gehört so. Der Kühler sitzt an der Spritzwand.
Im Golf jederzeit Herr der Lage
Wo der Wartburg hilflos durch die Gegend eiert, folgt der Golf der Hand seines Fahrers exakt. Sogar aus heutiger Sicht schlägt sich der Volkswagen beim Tanz um die Pylonen ganz passabel. Nur die hohen Lenkkräfte, das Zerren der Antriebsräder und das hakelige Vierganggetriebe signalisieren dem Fahrer: Dieser Typ hat mehr als 30 Jahre auf dem Buckel! Der Golf-Motor lässt den Fahrer sogar fast am Fortschritt der letzten Jahrzehnte zweifeln. 1,1 Liter klein und 50 PS schwach, dreht und ackert er, brummt kernig-fröhlich seine Melodie, vom typisch metallischen Auspuff untermalt. Dabei ist er spritzig wie Bolle und hinterlässt einen beinahe sportlichen Eindruck.
Fazit: Der Golf gewinnt
Mögen mich alle als Besser-Wessi beschimpfen, gegen den VW Golf 1 kommt der Wartburg 353 nicht an. Konstruktiv trennt die beiden Autos mehr als eine Mauer. Der Volkswagen ist ein Kind der 70er, seine Konstruktion der Zukunft zugewandt. Und so fährt er auch: modern, fast wie ein Auto von heute. Der Wartburg 353 war bei seinem Debüt 1966 technisch schon ein alter Hut. Den Zweitakter wollte auch in der DDR kein Mensch mehr riechen. Doch gerade das hat heute auch eine charmante Seite: Der Wartburg fährt sich nostalgisch, wie ein Auto aus den 50er-Jahren. Aus heutiger Sicht hat auch das seinen Reiz! Hier gibt es klassische VW Golf.
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