Ein ganz besonderer Flügeltürer machte 1978 von sich reden: der CW 311 – konstruiert von Rainer Buchmann, dem Inhaber der Tuningfirma bb, und dem Porscheentwickler Eberhard Schulz. Verbaut wurden hauptsächlich Porsche- und Mercedes-Teile. Sogar einen Stern trug der Sportwagen – nur Mercedes wusste von dem Auto nichts.

Stramme Performance dank Mercedes-Motor und Porsche-Teilen

Er sollte den Mercedes 300 SL beerben
Die Abdeckung der Frontlichter musste bei eingeschaltetem Fernlicht entfernt werden.
Der CW 311 besaß eine Glasfaserkarosserie, die sich über einen Gitterrohrrahmen spannt. Der 6,3-Liter-V8 stammte vom Mercedes 600 und wurde von AMG überarbeitet. Geschaltet wurde über ein Fünfgang-Getriebe von ZF. Die Auspuffendrohre mündeten wie beim Rennwagen Mercedes 300 SLR direkt vor dem linken Hinterrad. 375 PS und 580 Nm ließen den CW 311 in 4,8 Sekunden von null auf hundert km/h beschleunigen, nach 12,7 Sekunden standen 200 km/h an. Die Höchstgeschwindigkeit soll bei 320 km/h gelegen haben, das wurde aber nie offiziell bestätigt. Auch Porsche-Teile wurden verbaut: Lenkung, Zündschloss und Tachoeinheit stammten vom 911, die Aufhängung vom 928.

Der CW 311 sollte alltagstauglich sein

Er sollte den Mercedes 300 SL beerben
Der Höcker auf dem Dach beheimatete den Periskop-Innenspiegel.
Die Optik des CW 311 erinnert stark an die Mercedes-Versuchsfahrzeuge C 111-1 und C 111-2, Flügeltüren huldigen dem 300 SL. Der Name CW 311 ist abgeleitet vom Cw-Wert von 0,311. Trotz der Sportwagenoptik und der beeindruckenden Fahrleistungen sollte der CW 311 voll alltagstauglich sein. Er bot seinen Insassen überraschend viel Platz und verwöhnte mit einer Klimaanlage. Auch der Kofferraum war großzügig bemessen. Skurill: der Periskop-Rückspiegel auf dem Dach. Der sollte dem Fahrer eine perfekte Sicht nach hinten gewähren. Der weiße Perlglanz-Lack war eine Weltneuheit der Firma Merck und wurde auf dem CW 311 erstmals präsentiert.

Der einzige Prototyp gilt als verschollen

Als geistiger Nachfolger des Mercedes 300 SL trug der CW 311 einen Stern im Kühlergrill. Problematisch war nur, dass Mercedes von dem Fahrzeug bis zu dessen Präsentation überhaupt nichts wusste. Das Publikum nahm den CW 311 aber so begeistert auf, dass Mercedes von Sanktionen absah und seinen Segen gab. Damit ist der CW 311 das wohl einzige Fahrzeug, das nicht von Mercedes entwickelt wurde und trotzdem einen Stern tragen darf! Es blieb allerdings bei einem einzigen Prototyp, dessen Verbleib ist ungeklärt. Eberhard Schulz gründete 1982 die Sportwagenmarke Isdera. Die fertigte 30 Exemplare des Imperator 108i, der dem CW 311 zum Verwechseln ähnlich sieht.

Von

Moritz Doka