Eine Million Opel Rekord. Ein Verkaufsrekord, den das Rüsselsheimer Haus immer öfter feiern konnte, nachdem endlich Ruhe in die zuvor oftmals hektischen Modellwechsel gekommen war. Vom Rekord C (fünf Jahre Modellkonstanz) liefen fast 1,3 Millionen vom Band, vom Nachfolger D (1971-1977) sollten es "nur" 1,128 Millionen werden. Dennoch Grund genug, im September 1976 die erreichte Stückzahl mit dem Sondermodell "Millionär" zu feiern. Wie es sich für einen Millionär gehört, natürlich mit plüschiger "Berlina"-Ausstattung, elektromagnetischer Kofferraum-Entriegelung und sportlichen Armaturen. Voltmeter, Drehzahlmesser und Öldruckanzeige kündeten vom Befinden des Zweiliters, der sogar schon Hydrostößel besaß und glatte 100 PS leistete.

Blitz-Karriere: die Opel-Firmengeschichte

Opel Rekord D Millionär
Unverkennbar ein Opel der 70er: Klare Flächen, leicht gerundet, schnörkellos. Und mit riesigem Kofferraum.
100 PS – viel zu einer Zeit, als die Ölkrise der Jahre 1973/74 den Autofahrern noch im Gasfuß steckte. Als die 75er Benzinblei-Reduzierung viele Hersteller dazu zwang, die Verdichtungen und damit die Leistungen zu verringern. Unglaublich, sogar Porsche stellte damals seine Motoren für einige Jahre auf Normalbenzin um. Normal war aber auch in jenen Jahren, dass Myriaden von Käfern mit maximal 50 PS die linken Spuren auf den Autobahnen blockierten. Da erschien ein doppelt so starker und 170 km/h schneller Opel fast wie ein Rennwagen. Der in drei Varianten zu haben war: als Limousine, Caravan und Coupé. Seine zeitlose Eleganz ist es, die bis heute beeindruckt. Designer Chuck Jordan zeichnete mit leichter Hand eine schnörkellose Karosserie mit Kofferraum, glatten Seiten, niedriger Taille, großen Fensterflächen, schmalen Säulen und dadurch optisch fast frei schwebendem Dach.

Vergleich Opel Insignia und Opel Rekord: Rekordverdächtig gut?

Wohlwollend auch die Unterstützung des damaligen Opel-Verkaufs-Chefs. Der smarte Enddreißiger hieß Bob Lutz, er wechselte aber zu BMW kurz vor der Präsentation des Rekord II. So hieß der D ursprünglich, weil er nicht mit einem Diesel verwechselt werden sollte. Obwohl es ihn ab Modelljahr 1973 auch mit einem Dieselmotor gab. Zeitzeugen erinnern sich an die gewaltige Hutze auf der Motorhaube, die nötig war, weil darunter ein hochbauendes Aggregat werkelte – ein nervig nagelnder, temperamentloser 60-PS-Motor, der die Limousine in über 23 Sekunden auf Tempo 100 brachte und gerade mal 130 km/h erreichte.

Renner: Commodore B

Wer sich für die bequemere Dreistufenautomatik entschied, musste sich gar mit Höchsttempo 125 begnügen. Dann doch lieber Power wählen? Kein Problem. Was wir heute Baukasten-System nennen, hieß bei Opel \"Commodore". Schon beim Vorgänger Rekord C griff dieser Kniff: einfach einen Sechszylinder-Motor unter die Haube gesetzt, fertig war das Aufsteigermodell. Rund 140.000 dieser Commodore B entstanden so auf Basis des Rekord D. Große Geschwister sozusagen. 

Technische Daten

Rekord D Sondermodell Millionär: Reihenvierzylinder • seitliche Nockenwelle, Ventile mit Hydrostößeln, • Hubraum 1979 ccm • Leistung 74 kW (100 PS) bei 5200/min • max. Drehmoment 158 Nm bei 3600/min • Viergang-Schaltgetriebe/ Dreistufenautomatik • Hinterradantrieb • vorn Einzelradaufhängung, hinten Starrachse an Längslenkern und Panhardstab, Schraubenfedern • Bremsen vorn/hinten Scheiben/Trommeln • Reifen 175 SR 14 • Länge/Breite/Höhe 4567/1718/1415 mm • Leergewicht 1090 kg • Tank 70 l • Beschleunigung 0–100 km/h in 13 s • Spitze 170 km/h • Neupreis 1976: Limousine 4-türig 15.450 D-Mark

Historie

Im Dezember 1971 läuft die "Rekord II"-Baureihe parallel zum Rekord C an. Später wird die interne Bezeichnung "D" zum Sprachgebrauch. Im Januar 1972 wird er der Presse vorgestellt. Es gibt ihn als zwei- und viertürige Limousine sowie als Caravan, Coupé und auch als Kastenwagen. Motoren: 60 bis 100 PS. Als Commodore B besitzt er Sechszylinder mit 115 bis 160 PS. Bis Juli 1977 werden 1.128.196 Rekord D gebaut, der Rekord E (Commodore C) löst ihn ab.

Plus/Minus

Dem Opel-Ruf "Der Zuverlässige" entspricht die robuste Technik. An den einfachen Achsen und Aufhängungen können vor allem die Gummis altersbedingt verschleißen. Die starre Hinterachse kann mit den Jahren undicht werden. Ebenso der Motor. Die üblichen Verdächtigen: Benzinpumpe, Riemenscheiben- und hinterer Radialwellen-Dichtring sowie Ventildeckel. Auch die Wasserpumpen sind anfällig. Die Karosserie hingegen bereitet die meisten Probleme. Rost trat beim Rekord D schon nach wenigen Jahren auf. Gefährdet sind alle Karosseriebereiche: A-Säulen, Türen, Hauben, Kotflügel, Schweller, Tankeinfüllstutzen – kaum eine Stelle bleibt verschont.

Marktlage

Gute Modelle im Originalzustand sind selten wie ein Lottogewinn. Wenn überhaupt, dann finden sich eher noch einige Coupés aus Rentnerhand. Bei Limousinen und Caravans überwiegen die Angebote zum Ausschlachten. Die Preise für Rekord D im schlechten Zustand sind dreistellig, 2000er im Topzustand werden zwischen 6000 und 7000 Euro gehandelt. Commodore B sind etwas teurer.

Ersatzteile

Für die Mechanik, vor allem Motor, Getriebe und Achsen, sind noch ausreichend Ersatzteile am Markt. Alles andere ist extrem rar. Vor allem bei Limousinen und Caravans sieht es schlecht aus, da es (noch?) keine nennenswerten Nachfertigungsaktionen gibt. Das gilt ebenso für die nahezu baugleichen Commodore. Rekord D und Commodore B sind scheinbar noch nicht so interessant wie etwa die KAD-Baureihe.

Empfehlung

Obwohl die frühen Rekord D und Commodore B schon vier Jahrzehnte auf dem oft rostigen Blech haben, hat sich noch kein großer Liebhaber-Markt formiert. Nachfertigungsaktionen beispielsweise sind Mangelware. Insofern können hier nur die klassischen Kauftipps wiederholt werden: nicht blenden lassen, bei restaurierten Wagen Foto-Dokumente verlangen, Sachverständige hinzuziehen.