150 Jahre Opel
Die Opel-Story

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Opel feiert sein 150-jähriges Firmenjubiläum. 1862 wurde Opel in Rüsselsheim gegründet, hat heute Werke in sechs Ländern und fast 40.000 Beschäftigte. Ein historischer Rückblick.
150 Jahre Opel – ein stolzes Jubiläum, das der Autohersteller im August und September 2012 vergleichsweise bescheiden feiern wird. Die Tochter des US-Konzerns General Motors (GM) richtet an den Standorten ihrer elf europäischen Werke und am Entwicklungszentrum Turin regionale Feste aus. Das Rüsselsheimer Stammwerk feiert erst am 22. September 2012. Weit pompöser waren die Festlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen im Jahr 1987: Festredner im Rüsselsheimer Theater war der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl. Der Schlosser Adam Opel hatte im August 1862 in seinem Heimatort Rüsselsheim mit dem Bau von Nähmaschinen begonnen. Mit großem Erfolg: 1868 zieht er um in eine neu errichtete Fabrik. Seine Söhne drängen ihn, in das aufkeimende Fahrrad-Geschäft einzusteigen. Als Adam Opel 1895 stirbt, gehört seine Fahrrad- und Nähmaschinenfabrik zu den erfolgreichsten in Europa. Seine Söhne führen die Geschäfte fort – und beweisen eine Spürnase für neue Entwicklungen. Die Idee, ein eigenes Automobil zu bauen, setzen die Opel-Brüder schnell um: 1899 beginnt in Rüsselsheim die Fertigung des "Patent-Motorwagens System Friedrich Lutzmann".
Opel führt die Fließband-Fertigung in Deutschland ein

Die Rettung vor der Weltwirtschaftskrise 1929: Verkauf an GM

Sonderheft: AUTO BILD EDITION "150 Jahre OPEL"
Eine technische Revolution bringt das Jahr 1935: Opel führt mit dem Olympia die erste selbsttragende Ganzstahl-Karosserie in Deutschland ein. 1936 beginnt mit der Vorstellung des ersten Opel Kadett eine weitere Erfolgsgeschichte, von 1937 bis zum kriegsbedingten Ende der Produktion 1940 werden 107.608 Kadett produziert. Opel gelingt es in den 1930er Jahren, sich als Anbieter von zuverlässigen und langlebigen Alltagsautos zu etablieren. 1939 sind fast 30.000 Mitarbeiter in den Opel-Werken Rüsselsheim und Brandenburg beschäftigt.
Opel motorisiert das Wirtschaftswunder

Amerikanisches Styling für die deutsche Mittelklasse

Opel-Blütezeit: die 60er und 70er Jahre
Die Produktionskapazitäten in Rüsselsheim reichen in den Wirtschaftswunderjahren nicht mehr aus. Im neu errichteten Werk in Bochum beginnt Opel 1962 mit der Produktion des Kadett A, bereits 1967 verlässt der einmillionste Kadett das Band. 1966 wird das Zweigwerk Kaiserslautern eröffnet, das Gelenkwellen, Stoßdämpfer und Fahrwerkteile herstellt. 1970 erscheinen die erfolgreichen Mittelklasse-Modelle Ascona und Manta, ein Jahr später fertigt Opel das zehnmillionste Fahrzeug, einen Rekord C. 1972 schlägt Opel mit einem Marktanteil von über 20 Prozent sogar Volkswagen, fast 60.000 Menschen sind bei Opel beschäftigt.
Aerodynamisch geglättet in den Achtzigern
1986 überrascht ein neuer Opel die konservative Kundschaft. Der Nachfolger des Rekord hat ein hervorragendes Fahrwerk mit hinterer Einzelradaufhängung und eine aerodynamische Karosserie. Die Abkehr von Starrachse und hausbackenem Design dokumentiert Opel auch im Namenswechsel: der Neue hört auf den Namen Omega. Aus Ascona wird 1988 Vectra, aus Manta ein Jahr später das Windkanal-Wunder Calibra. 1982 weiht Opel ein neues Produktionswerk im spanischen Saragossa ein, in dem seitdem der Corsa gefertigt wird.
Fehlentscheidungen des Managements prägen die 90er Jahre
Opel profitiert zunächst stark von der Deutschen Einheit und kann seinen Marktanteil in Deutschland ausbauen. Mit dem verstärkten Eingreifen der US-Kozernzentrale ab 1990 beginnt der Niedergang der Marke. General Motrors zieht Gewinne ab nach Detroit, um die eigenen Milliardenverluste auszugleichen. In den 1990er Jahren fließen insgesamt fast 4,5 Milliarden D-Mark von Rüsselsheim nach Detroit. Dazu kommen rigorose Sparmaßnahmen durch den damaligen Einkaufs-Chef Ignazio López. In der Folge offenbaren sich erhebliche Qualitätsprobleme: es kommt zu spektakulären Rückrufaktionen. Der 1991 vorgestellte Astra leidet unter erheblichen Rostproblemen, weil an Hohlraumschutz gespart wurde. Die ständig wechselnden Opel-Vorstände kommen meist aus den USA und schätzen den europäischen Markt falsch ein. So versäumt Opel den Diesel-Boom in den Neunzigern: Während VW mit dem TDI vorprescht, bietet Opel veraltete Diesel-Aggregate von Isuzu an. Erst 1996 kann Opel mit vergleichbaren Vierventil-Direkteinspritzern kontern.
Attraktive Modelle für das neue Jahrtausend
50 Millionen Opel entstehen bis zum Jahr 2000 – und Opel krempelt das Modellprogramm um. Schwer verkäufliche Modelle wie der Geländewagen Monterey oder Sintra verschwinden, attraktive fahrzeuge sorgen für Aufschwung. Der 1999 präsentierte Kompaktvan Zafira wird zum Marktführer in seinem Segment, er bietet mit seinen versenkbaren Sitzen das innovativste Raumkonzept seiner Klasse. Die Qualität der Volumenmodelle ist tadellos, Rostprobleme sind passé. Der 2000 vorgestellte Speedster sorgt für Begeisterung bei Sportwagen-Fans, der Opel Meriva hat sich nicht nur weit vorn in der deutschen Zulassungsstatistik etabliert, sondern liegt auch in der TÜV-Statistik ganz vorn bei den Mängelzwergen. Das Kleinwagensegment wird vom Opel Corsa angeführt: Ab 2008 formierte sich mit Insignia, Zafira Tourer und Astra GTC ein ganz neues Modellprogramm. 2011 folgte der Elektro-Hybrid mit dem sinnigen Namen Ampera. Im selben Jahr verkauften Opel und die britische Schwester Vauxhall mehr als 1,2 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Im Oktober 2012 rollt der Mini-SUV Mokka zum Händler, Anfang 2013 folgt der jugendliche Lifestyle-Kleinwagen Adam.
150. Firmenjubiläum 2012: Opel vor ungewisser Zukunft
Opels Marktanteil in Deutschland ist nach dem noch pompös begangenen 125. Firmenjubiläum im Jahr 1987 um mehr als die Hälfte geschmolzen. Dass trotz der jüngsten Innovationen gerade im August 2012 zum 150. Geburtstag die Zukunft des Unternehmens nicht gesichert erscheint, besorgt nicht nur die Mitarbeiter und Fans der Marke mit dem Blitz. Opel steckt tief in der Krise. Kurz vor der eigenen Pleite hätte sich General Motors 2009 schon einmal fast von der europäischen Sorgentochter getrennt und spart seitdem wieder dem schrumpfenden Markt hinterher. Um die Sanierung wird hart gerungen. Auf jeden Fall stehen weitere der noch rund 40.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel, vielleicht aber auch die gesamte Marke. Während die Gewerkschaft Opel zum globalen Hi-Tech-Anbieter ausbauen will, könnte aus Detroit ein ganz anderer Wind wehen. Machen Sie mit uns einen spannenden Streifzug durch die Opel-Geschichte – oben in der Bildergalerie!
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