Test Opel Corsa 1.7 CDTI
—Dazwischen liegen Welten
Technische Daten und Preise
Die 15 Zentimeter Zuwachs spürt man am besten auf der Autobahn, so bei 170 km/h. Der Neue wirkt erwachsen und wertiger. Draußen rauscht es nur an den Außenspiegeln. Kein Grund, das Radio im neuen Corsa lauter zu stellen. Der Diesel summt weit weg. Früher hätte das kleine Wägelchen geächzt, ständig in Gefahr, von der Bahn gepustet zu werden. Bei Tacho 170, da schaltet der Corsa 1.7 CDTI heute in den sechsten Gang. Was, bitte, ist hier dran noch Kleinwagen? Eigentlich müssten wir einen neuen Namen finden für die Clio, Grande Punto oder Corsa, die alle vom ehemaligen Stadt- und Frauenauto aufgestiegen sind ins Vier-Meter-Maß, also auf Golf-III-Niveau.
Schon optisch hat der Corsa einen Riesenschritt getan. Vor dem modernsten Markengesicht Opels überfallen jetzt auch uns Männer keine (Selbst-)Zweifel mehr: Kann ich mich mit dem sehen lassen? Ja! Vor allem im eigenständigen Dreitürer, der mit seinem frechen Fensterschwung das muskulöse Heck betont, so wie eine Klasse höher der Astra GTC.
Auch technisch ist der Corsa zum kleinen Astra gereift, steht nun selbstbewusste fünf Zentimeter breiter auf den Rädern. Achsen, Antrieb und unsichtbare Komponenten bis hin zur Klimaanlage teilt er sich mit dem Fiat Grande Punto – Kinder der kurzen Technik-Ehe von GM und Fiat. "Nur Federn, Dämpfung und Anlenkung haben wir Opel-typisch entwickelt", sagt Projektleiter Helmut Rauf. Als Maßstab für agiles Fahrverhalten galt der Ford Fiesta. So direkt fährt er sich auch, vor allem mit dem Sportfahrwerk, das der Top-Diesel 1.7 CDTI serienmäßig besitzt. Trotz der 17-Zoll-Räder (1150 Euro extra) schluckt der 1325 Kilo schwere Corsa auch böses Kopfsteinpflaster noch anständig. Die leichteren Benziner kommen dagegen mit dieser Abstimmung ins Stuckern, da wirkt das normale Fahrwerk harmonischer. Ein echter Gewinn ist auf jeden Fall die neue Lenkung, die deutlich mehr Gefühl für den Asphalt gibt. Muss sie auch, denn die Motoren werden schrittweise zulegen. Der Corsa startet am 7. Oktober 2006 mit drei Benzinern und zwei Dieselmotoren von 60 bis 90 PS. Von Anfang 2007 an folgen dann zunächst der 125 PS starke 1.7 CDTI, später ein 1,8-Liter-Benziner mit 140 PS und 2008 schließlich eine scharfe OPC-Version mit mehr als 200 PS. Zweihundert? Ach ja, wir sind in der Aufsteigerklasse. Das beweist auch der Mix aus Platz und Pep. Der ordentliche Kofferraum (285 Liter) wächst entweder durch die steiler arretierende Rücklehne oder den – neuer Clou – doppelten Boden. Hohe Türausschnitte gestatten einen komfortablen Einstieg.
Ausstattungen und Fazit
Man kann es mit den Händen greifen: Der Opel will ein kleines Wohnzimmer sein, bis hin zum Klavierlack in teuren Versionen. Nur die farbigen Cockpit-Blenden wirken in manchen Kombinationen wenig stilsicher. Zudem waren unsere Testwagen von der angestrebten Polo-Qualität noch weit entfernt: Handschuhfachdeckel schief, scharfe Grate, eine abstehende Verkleidung. "Es sind Vorserienautos", sagt Projektleiter Rauf. "Wir haben in der Produktion genau dort nachgebessert."
Das ist drin, das ist dran: die Ausstattungen
Corsa-Serienausstattung Front- und Seitenairbags, elektrische Servolenkung, Drehzahlmesser, Lenkrad längs- und höhenverstellbar, Rücksitzlehne umklappbar, schwarze Seitenschutzleisten, Reifenreparatur-Satz, Zoll-Räder, Zentralverriegelung
Edition Kopf-Airbags vorn, elektrische Fensterheber vorne, Klimaanlage, doppelter Gepäckraumboden, Rücksitzlehne geteilt umlegbar, 15-Zoll-Räder, Zentralverriegelung fernbedienbar
Sport Sportfahrwerk, Sportsitze vorn, Sport-Lederlenkrad, Lichtpaket, CD-Radio, Nebelscheinwerfer, 16-Zoll-Räder
Cosmo wie Sport, nur ohne Sportfahrwerk
Extras ESP 350 Euro, Schiebedach 790 Euro, CD-Radio 680 Euro, Metalliclack 395 Euro
Fazit von AUTO BILD-Testredakteur Joachim Staat Der Corsa ist eine halbe Klasse gewachsen: modischer, geräumiger und komfortabler. Stimmt die Qualität, wird der Opel viele Kunden von 207, Clio und Punto erobern. Diese vier sind längst keine Kleinwagen mehr, sondern vollwertige Autos. Mehr braucht der Mensch nicht. Mein Vorschlag: Nennen wir sie endlich "Kompaktwagen".