Opel Speedster Turbo
—Hart am Kart
Fast wie ein Ferrari
Gibt es doch! Auch zwei Jahre nach Markteinführung des Opel Speedster ist der Zweisitzer ein extrem seltener Exot, stets gut für einen Menschenauflauf. Rund 1800 Exemplare wurden seit März 2001 in Deutschland zugelassen. Damit ist er ähnlich selten wie ein Aston Martin oder Lamborghini.
Jetzt legt Opel nach. Das 2,2-Liter-Modell mit 147 PS bekommt Verstärkung durch den Speedster Turbo. Schon der Sauger mit 203 Newtonmetern maximalem Drehmoment ist ein extremer Feger. Und nun das: 250 Newtonmeter und 200 PS, die nur 930 Kilo beschleunigen müssen. Daraus errechnet sich ein Leistungsgewicht von nur 4,7 Kilo pro PS. Besser als beim Porsche Carrera 4 (4,8 kg/PS).
Jenseits der automobilen Normalität
Die nächsten Schritte sind konventionell: Gas rechts, Kupplung links, Schaltknauf mit fünf Gängen und ein kleines Airbag-Lenkrad, mit dem man jede Kurve kriegt. Das war’s aber mit der automobilen Normalität. Schon die Art und Weise, wie der Turbo-Speedster Richtung Stadtgrenze rollt, entrückt ihn meilenweit vom geeichten Standard unserer Ballungsräume.
Im Gewühl aus E-Klasse-Taxis, Passat Variant und Renault Scénic taucht er tief ab. Selbst ein Toyota Yaris wird zum Mount Everest, der bei zirka einem Meter Augenhöhe im Speedster jede vorausschauende Fahrweise erfolgreich verhindert. Noch schlechter ist die Sicht nach hinten. Den Innen-Rückspiegel dominieren die mattschwarzen Lüftungsgitter der Motorhaube, und wer sich umdreht, ärgert sich über die unnütze Anstrengung: Man sieht einfach nichts.
Wo ist der Grenzbereich?
Das sehr gutmütige Fahrverhalten bleibt dadurch unverändert. Direkter, trockener und spontaner kann man sich kein Einlenkverhalten wünschen. Auch bei hohen Kurventempi vermittelt der sportlichste aller Opel ein Höchstmaß an Sicherheit. Selbst nach radikalen Fahrversuchen bleibt eine Frage meist unbeantwortet: Wo zum Teufel ist der Grenzbereich?
Auf öffentlichen Straßen ist er selbst mit bösem Willen nicht erreichbar. Unbeeirrt zischt der Speedster stabil um jede noch so enge Ecke. Selbst 90-Grad-Biegungen umrundet er mit Tempo 60. Kein Wunder: Unter der schnittigen Kunststoffhaut steckt reinrassiger Rennwagenbau. Das supersteife Alu-Chassis teilt sich der Speedster mit der Elise von Lotus, wo der Speedster auch handgefertigt wird. Entsprechend kompromisslos ist das Fahrwerk mit doppelten Dreieckquerlenkern, AP-Rennbremsen und Bilstein-Dämpfern bestückt.
Ultimatives Spaßmobil als Imageträger
Der aufgeladene Zweiliter schubst das Leichtgewicht in jedem Gang spielerisch nach vorn. Dabei entfaltet sich die Kraft erstaunlich gleichmäßig und völlig unbehelligt von einem Turboloch. So harmonisch drehen sonst nur hubraumstarke Sauger. Trotzdem erinnert der Turbo-Targa seine Insassen jederzeit akustisch an das Turbinen-Prinzip. Auf flott gefahrenen Anstiegen pustet und keucht der Motor wie ein asthmatischer Mountainbiker.
Doch krank ist an diesem Triebwerk nichts. Im Gegenteil: Der Motor hat sich im Astra/Zafira OPC bewährt. Den Ladeluftkühler haben die Opel-Ingenieure vor dem rechten Hinterrad platziert, wodurch die beiden Kiemen deutlich weiter nach außen klappen als beim Normal-Speedster. Außerdem fehlt beim Turbo der Mittelsteg im Frontgrill. Dafür sitzen zwei kleine Spoilerlippen links und rechts unter dem Kunststoff-Bug sowie ein zierlicher Flügel auf dem Heck. Schon bei 1950 Umdrehungen pro Minute erreicht der Motor sein Drehmoment-Hoch.
Technische Daten im Überblick
Technische Daten Reihen-Vierzylinder • Hubraum 1998 cm³ • Leistung 147 kW (200 PS) bei 5500/min • max. Drehmoment 250 Nm bei 1950–5500/min • Heckantrieb • Fünfgang • Länge/Breite/Höhe 3786/1708/1117 mm • Reifen 175/55–225/ 45 R 17 • Spitze 243 km/h • 0–100 km/h in 4,9 s • Verbrauch (EU-Mix) 8,5 l • Preis 36.500 Euro