Ein Renner sollte er werden: Der Corrado, Premium-Sportcoupé von Volkswagen, das zeitgleich zum Scirocco gebaut wurde. Jetzt ist es 34 Jahre her, dass der Wagen mit dem sagenumwobenen G-Lader auf den Markt kam. Ursprünglich sollte er Taifun heißen. Doch das war VW dann doch zu stürmisch. Der Name Corrado stammt aus dem Spanischen, von "correr", das heißt "rennen". Und er rennt noch heute – die Preise klettern bereits, denn als kommender Klassiker wird er immer angesagter.
Schon damals begeisterte ein Extra-Knopf im Cockpit: der für den Heckspoiler . Ab Tempo 120 fährt er automatisch aus, ab 20 klappt er sich ein. Ab Marktstart gab es die technische Besonderheit, für die der Corrado noch heute besonders bekannt ist: den G-Lader. Damit erreicht er aus 1,8 Liter Hubraum 160 PS. Später kam noch zwei Vierventiler mit 115 und 136 PS sowie der VR6 mit 190 PS.
VW Corrado G60
Der Corrado trug den ersten elektrisch ausfahrbaren Heckflügel von Volkswagen zur Schau.
Bild: Roman Raetzke
Die Lader-Technik war damals ziemlich neu: Ein mechanischer Lader erhöht den Druck, ähnlich wie beim Turbo. Doch der G-Lader, ein Downsizing-Pionier, ist auch anfällig: Die Mechanik kann schnell kaputt gehen. Und dann wird es teuer: 600 Euro kostet das Ersatzteil. Doch wer Verschleiß rechtzeitig erkennt, kann bei Spezialisten auch den Lader instand setzen lassen.

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Mit dem Corrado wollte VW in der 80er-Jahren einen deutlichen Schritt nach vorne machen. An sich als Nachfolger des Scirocco II geplant, wurde er letztlich wegen seiner aufwendigen Technik und besseren Ertragschancen nach oben positioniert und sogar neben dem Scirocco angeboten. Der G60 kostete 1988 neu fast doppelt so viel wie der günstigste Scirocco: 42.000 Mark!
VW Corrado G60
Der G-Lader war ein erster Downsizing-Versuch, den VW anschließend aber nicht weiter verfolgte.
Bild: Roman Raetzke
Im VW Corrado arbeiteten Technik und Antrieb des Golf III im Blechkleid eines kompakten Sportlers – produziert bei Karmann in Osnabrück. Leicht gedrungen, aber dynamisch ging der von Chefdesigner Herbert Schäfer kreierte Kompaktsportler auf Kundenfang – aber mit mäßigem Erfolg.
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Topmodell war der VR6, der von einem ungewöhnlich konstruierten Sechszylinder mit 2,8 bzw. 2,9 Litern Hubraum und zunächst 174 PS angetrieben wurde. Später gab es einen Leistungsnachschlag auf 190 PS. Im Gegensatz zum VW Golf VR6 war er zwar ebenfalls mit Fünfgang-Handschaltung oder Getriebeautomatik zu bekommen, doch der Allradantrieb des späten Golf VR6 Synchro blieb ihm verwehrt.
VW Corrado G60
Das Fahrwerk des Corrado ist stramm, aber eher unsportlich. Er neigt allerdings nicht zum Untersteuern.
Bild: Roman Raetzke

Erster elektrischer Heckflügel brachte 235 km/h

Der Corrado war bei seiner Premiere 1988 durchaus ein Blickfang: ein sportliches 2+2-Coupé mit allerhand technischen Innovationen. Erstmals wurden bei einem Volkswagen die Stoßstangen in Wagenfarbe lackiert, die vorderen Kotflügel waren die ersten CAD-Bauteile der Wolfsburger. 1993 gab es sogar die Designstudie eines Cabriolets, die jedoch nicht in Serie ging. Anfangs machte der VW Corrado als G60 mit einem sogenannten Garrett-Spirallader von sich reden, der aus dem nur 1,8 Liter großen Vierzylinder stattliche 160 PS herauspresste. Mit 225 km/h war der VW Corrado G60 der bis dahin schnellste jemals in Serie produzierte Volkswagen. In Kombination mit dem ersten elektrisch ausfahrbaren Heckspoiler von VW, der den Auftrieb an der Hinterachse um mehr als 60 Prozent reduzierte, schob der VR6 den Corrado auf der Autobahn sogar auf rund 235 km/h.
VW Corrado G60
Der Corrado sollte eigentlich die dritte Baureihe des Scirocco werden, doch baute VW beide Auto parallel.
Bild: Roman Raetzke

Strammes, aber eher unsportliches Fahrwerk

Neben Anlehnungen an den Golf gab es ein für Volkswagen vergleichsweise mutiges Außendesign. Innen warteten vorne wie hinten wohlkonturierte Sportsitze und das übersichtliche Cockpit vom Passat der Serie B3. Mit der Modellpflege 1993 gab es eine dezent neue Richtung. Die großen Kippschalter wurden durch Drucktaster ersetzt, auf Wunsch gab es schickes Leder in Türen und auf den beheizten Sitzen. Das Fahrwerk war stramm, aber nicht sportlich. Aufgrund der hohen Motorleistung gab es spürbare Antriebskräfte in der Lenkung, wenn man flotter unterwegs war. Auf der Suche nach einem Klassiker sollte man das im Auge behalten und daher Spurstangen, Antriebswellen und die Bremse genau checken.

Finger weg vom Basismodell mit 115 PS

Bis 1995 wurden vom VW Corrado insgesamt 97.535 Fahrzeuge verkauft. Heute sind noch über 5000 Stück des VW-Klassikers auf deutschen Straßen unterwegs. Die Preise steigen laut Marktbeobachter Classic Data: "Es kommt langsam die Generation ans Ruder, die den Wagen in ihrer Jugend erlebt hat", so ein Mitarbeiter. Ab etwa 10.000 Euro gibt es G60 in gutem Zustand.
VW Corrado G60
160 PS aus nur 1,8 Liter Hubraum – was heute mit Turbo möglich ist, gelang damals mit dem G-Lader.
Bild: Roman Raetzke
Einige Händler bieten Fahrzeuge mit deutlich unter 100.000 Kilometern im Sammlerzustand für bis zu 30.000 Euro an. Ersatzteile sind zumeist gut zu bekommen, die Verarbeitung ist ordentlich. Die geringste Preissteigerung wird beim Basismodell mit 115 PS erwartet. Das Spitzenmodell Corrado VR6 hat – wie so oft – die höchsten Steigerungsraten. Doch neben dem Thema Rost und Elektrik (insbesondere Fensterheber, Schiebedach und Klima/Lüftung) sollte man ein wachsames Auge auf die Zylinderkopfdichtung haben.

Von

Roland Wildberg
Stefan Grundhoff