Stuttgart gibt Gas mit einer Rekord-Ausstellungsfläche, das Preisklima bleibt hoch erhitzt. Beim Schlendern durch die Hallen fragt man sich: Hat Porsche wirklich so viele Elfer gebaut?
Bunte Welt der Oldtimer: Mit 120.000 Quadratmetern hat die Messe Stuttgart gewaltig aufgestockt.
Das Rennen um den Titel "größte Oldtimermesse Europas" ist eröffnet: Mit einer um 20 Prozent auf 120.000 Quadratmeter erweiterten Ausstellungsfläche hat die Stuttgarter Retro Classics (noch bis Sonntag, 29. März 2015) erstmals mit der übermächtigen Schwester Techno Classica gleichgezogen. Bei den Besucherzahlen – zuletzt 80.000 – ist zwar noch viel Luft nach oben; Essen zählte 190.000 Oldie-Fans. Doch das freut die Gäste: In den modernen Messehallen der badenwürttembergischen Landeshauptstadt herrscht weniger Gedränge, die Atmosphäre ist entspannter
Schönheit auf vier Rädern und zwei Beinen: Bei den Hochpreis-Händlern wird der 300 SL fast zum Massenauto.
Was nicht für das Preisklima gilt. Insider registrieren bei manchen Autos im Vergleich zum Vorjahr zwar einen gebremsten Auftrieb. Was an den Verkaufs-Oldtimern steht, ist jedoch nach wie vor so deftig wie die Brühe, in der im Schwabenland die Maultaschen schwimmen. Pagoden über 100.000 Euro sind diesmal – anders als 2014 – eher die Ausnahme, 80.000 haben sich als Standardtarif eingependelt. Dafür dringen 911 aus den frühen 70ern verstärkt ins sechsstellige Preissegment vor. Mercedes und Porsche bilden traditionell die Hausmacht am Neckar. In Halle 3, wo die bekannten Hochpreis-Händler Hof halten, wirkt der Flügeltürer fast schon wie ein Allerweltsauto, und wer die dicht geschlossenen Elfer-Reihen abschreitet, fragt sich immer wieder: Haben sie in Zuffenhausen wirklich so viele gebaut?
Bildergalerie
Klassische Porsche 911 im Vergleichstest
Schau der geheimen Porsches
Was nicht gebaut wurde, zeigt Porsche in einer interessanten Sonderausstellung im Eingangsbereich Ost. Unter dem Motto "Projekt: Geheim" erwarten die Messebesucher dort interessante Prototypen aus der firmeneigenen Asservatenkammer, darunter die Langzeitauto-Studie "FLA" von 1973, ein Aerodynamikmodell des Supersportlers 959 und das – nie realisierte – 928 Cabrio.
Bildergalerie
Porsche-Prototypen der 60er bis 80er
Cadillacs aus der großen Zeit der amerikanischen Traditionsmarke zeigt die Ausstellung in der US-Car-Halle.
Mercedes schafft in Halle 7 mit einem bunten Reigen sportlicher Klassiker den Rahmen für die Premiere seines neuen Supersportlers AMG GT – eine der erfreulich wenigen Neuwagenpräsentationen auf der Retro. BMW-Spezialist Revo feiert in Halle 4 eher lieblos den Eintritt der Sportlimousine M5 ins Oldtimeralter – sehenswerter ist der Auftritt der weißblauen Markenclubs. Weitere Sonderschauen widmen sich den Themen Cadillac, Traktoren aus Baden-Württemberg, historischen Omnibussen und der Geschichte des Pfäffinger Zweirad- und Kleinwagenherstellers Maico. Freunde des "American Way of Drive" kommen in Halle 5 auf ihre Kosten. Hier funkeln Chromjuwelen um die Wette, Heckflossen ragen gen Himmel und dicke V8 lassen die Muskeln spielen.
Warten auf die Big Spender
Freude schenken für fünf Euro mit einem Los der Oldtimerspendenaktion. 2016 gibt es diesen Mercedes 300 SL (R107) zu gewinnen!
Kauflustige tummeln sich auf der "Motorgalerie" in Halle 1, in Halle 6 und auf der Messepiazza. Dort warten Young- und Oldtimer aller Couleur auf neue Liebhaber. Allerdings zeugen die Preisvorstellungen auch hier von der Hoffnung der Anbieter, dass den Altblech-Fans das Geld in Messezeiten ganz besonders locker sitzt. Wer auf Schnäppchenjagd ist, hat vielleicht die Chance, beim einen oder anderen Ladenhüter noch Rabatte rauszuschlagen, kurz bevor am Sonntag um 18 Uhr die Tore schließen. Oder er kauft gleich am Stand der Lebenshilfe Gießen (ebenfalls in Halle 6) ein Los der Oldtimerspendenaktion. Fünf Euro für den guten Zweck – und mit etwas Glück rollt er zur nächsten Retro in einem schmucken Mercedes 300SL (R 107) oder einem von sechs weiteren reizvollen Klassikern.
Sie sind Teil der Porsche-Geschichte – Autos, die nur abgewandelt oder nie auf die Straße kamen. AUTO BILD zeigt die Prototypen der 60er bis 80er: Der Porsche 965 brach Ende der 80er alle Tabus und kam dann doch nie auf den Markt. Von allen etwas: Die angelegten Scheinwerfer und die große Frontmaske erinnern an 968 und 964, die flacher auslaufenden Kotflügel an den 993.
Bild: Götz von Sternenfels
2/47
Zweckmäßig sollte der Prototyp sein, nicht schön oder elegant. Die Rückleuchten könnten von einem Baumarkt-Anhänger stammen, aber das breite Heck mit Lüftungskiemen und feststehendem Spoiler zeigt große Ähnlichkeit mit dem Bürzel des 959.
Bild: Götz von Sternenfels
3/47
Lufteinlässe in den Flanken wie bei 959 und 964 Turbo S. Die Kühler, die Erkenntnisse für den Temperaturhaushalt späterer Wasserboxer liefern sollen, sitzen jedoch im Bug. Räder und Reifen stammen vom 964.
Bild: Götz von Sternenfels
4/47
Die Basis des Prototyps bildet ein Carrera 4 964, sogar Leder ist an Bord. Der Tacho blieb bei 4576 Kilometern stehen - aber wurden die alle mit dem fremden V8 im Heck zurückgelegt? 965 L7 steckt voller Rätsel ...
Bild: Götz von Sternenfels
5/47
... wie zum Beispiel die handschriftlichen Notizen auf einem Klebestreifen. Hinweis oder Warnung an den Fahrer?
Bild: Götz von Sternenfels
6/47
Drehschalter für die Kraftverteilung zwischen Bug und Heck! Die Aufkleber deuten darauf hin.
Bild: Götz von Sternenfels
7/47
Enge Kiste: Mit Müh und Not wurde der 3,6-Liter-Audi-V8 ins Heck gequetscht. 234 PS leistete er im 965.
Bild: Götz von Sternenfels
8/47
Noch im November 1988, kurz bevor das Projekt gekippt wird, stehen für den 965 Hochgeschwindigkeitsfahrten in Nardo auf dem Programm. Am Steuer in Rennmontur: Testfahrer Dieter Röscheisen.
Bild: Porsche AG
9/47
Drei Turbo-Typen begleiten die Entwicklung des 965: Vorgänger - Der 911 Turbo ist der erste Serien-Porsche mit Aufladung. Als Typ 930 kommt er im Frühjahr 1975 auf den Markt.
Bild: Porsche AG
10/47
Verwandter: Der Elfer vom Typ 964 und der 965 werden parallel entwickelt. Später erhält der 964 Turbo 3.6 den Typ-Code 965.
Bild: Porsche AG
11/47
Vorbild: Der 959 ist das Aushängeschild der Marke, aber viel zu kompliziert und teuer. Der 965 soll alles einfacher machen.
Bild: Porsche AG
12/47
All diese vergessenen Typen sind Teil der Porsche-Geschichte. Sie schafften es nie, oder nur in abgewandelter Form auf die Straße. Dazu gehören Porsche 754 T7, Porsche 911 Turbo, Porsche 984 und Porsche 928 Cabrio. Stoff zum Staunen
13/47
Porsche 754 T7 (1961): Ist der Porsche 754 T7, den sie wegen seiner holprigen Bezeichnung im Werk meistens einfach "Butzi-Wagen" nannten, nun der letzte 356 oder doch bereits der erste 911?
14/47
Aller Elfer Anfang: Die Frontpartie lässt schon das spätere Design der Porsche-Ikone erkennen.
15/47
Am 1. November 1960 geht der 754 T7 in den Testbetrieb, an der Vorderachse arbeiten versuchsweise MacPherson-Federbeine statt Kurbellenker, im Heck ein neuer Motor. Das Urteil von Testchef Helmuth Bott fällt vernichtend aus: "Das können wir vergessen!"
16/47
Ferry Porsche gab die grobe Richtung vor: Er wollte einen 356-Erben, der sich deutlich als Porsche zu erkennen gibt, wie ein Sportwagen fährt, aber gleichzeitig mehr Komfort und vier Personen plus Gepäck ausreichend Raum bietet.
17/47
Rundinstrumente und Bakelitlenkrad erinnern an den 356.
18/47
Drucktasten und Drehknöpfe sind Design-Experimente und gehen so nicht in Serie.
19/47
In Gestalt des Typs 587/1 erreicht der komplexe Viernockenwellen-Motor von Ernst Fuhrmann seine maximale Ausbaustufe. Aus zwei Liter Hubraum holt die einst als Renntriebwerk geborene Maschine 130 PS.
20/47
Und was ist aus dem 754 T7 geworden ? Aus der Front des 754 T7 formte "Butzi" Porsche das Gesicht der Marke, während aus dem Gesamtprojekt die Erkenntnis stammt, dass Heckmotor-Sportwagen, Fließheck und vier Sitzplätze zusammen nicht funktionieren.
21/47
Porsche 911 Turbo (1974): Es dauert, bis der viel bestaunte Alpha-Elfer fertig wird. 1973 zeigt Porsche auf der IAA die Studie des 911 Turbo, aber erst ein Jahr später ist das Modell serienreif. Bis die ersten Autos ausgeliefert werden, dauert es noch bis 1975.
22/47
Nur ein Fahrzeug wird vor dem Verkaufsstart in den Straßenverkehr entlassen – der Prototyp "Turbo Porsche No. 1", den Ferry Porsche seiner Schwester Louise Piëch am 29. August 1974 zum 70. Geburtstag schenkt.
23/47
Die Zierstreifen im Look des Stoffmusters sind eine kleine Spielerei der Porsche-Designer.
24/47
Der 911 Carrera stellte die Karosserie.
25/47
Schottenkaro und Hochflorteppich, der kontrastreiche Porsche-Chic der 70er-Jahre. Louise Piëch schien es laut und bunt zu mögen.
26/47
Pfeile markieren innerörtliche Höchst- und Autobahn-Richtgeschwindigkeit.
27/47
Die Plakette zeigt es an: Dieser Turbo ist der allererste.
28/47
Anstelle des 2,7-Liter-Originals saß später ein Dreiliter-Serienmotor im Heck.
29/47
Porsche 984 (1987): Dass niemand mit dem Porsche 984 etwas anfangen kann, ist Absicht. Nicht nur die Entwicklung des Mittelmotor-Roadsters geschieht im Verborgenen, auch seine Existenz wird streng geheim gehalten.
30/47
Das glatte Design der Front ist vom großen 928 inspiriert, der Motor sitzt jedoch mittig.
31/47
Statt eines flattrigen Faltdachs findet ein versenkbares Hardtop hinter den Sitzen Platz.
32/47
Atem- und Kühlluft saugt der Vierzylinder vor den Hinterrädern an.
33/47
Beim Einrichten des weinroten Innenraums half ein Blick in das 944-Teileregal.
34/47
Mit dem Fünfgang-Schaltgetriebe lässt sich der Porsche 984 in 8 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Spitze sind 230 km/h.
35/47
Porsche-Transaxle-Fahrer kennen diesen Anblick. Die Armaturenlandschaft wurde vom 944 übernommen und ...
36/47
... für den luftgekühlten 984 um eine passende Zusatzanzeige für die Zylinderkopftemperatur ergänzt. Sieht doch aus wie Serie, oder?
37/47
Blaupunkt Radio mit Kasettenspieler, Zigarettenanzünder und Lüftung wären Mitte der 70er für einen Zweit-Porsche sehr komfortabel gewesen.
38/47
Beim versteckt liegenden Motor handelt es sich tatsächlich um ein getuntes Volks-Porsche-Triebwerk, dessen Peripherie auf Maß gefertigt wurde. In Serie ging der Porsche 984 aus Kostengründen jedoch nie. Jedoch haben Ingenieure, Stilisten und Vertriebler wohl einen Blick auf den 984 geworfen, bevor sie das weiße Blatt Papier für den Boxster herausholten.
39/47
Porsche 928 Cabrio (1987): Kaum eine andere Porsche-Studie wirkt so seriennah und formvollendet wie die zum 928 Cabrio. Trotzdem bleibt es ein glückloser Prototyp.
40/47
Ein großer Designentwurf, auch ohne das typische Rundheck. Die Form des 928 Cabrio wirkt serienreif.
41/47
Motor, Fahrwerk und Räder sind mit denen des Coupés identisch.
42/47
Die Zusatzschalter für das elektrische Verdeck gab es nur bei der Cabrio-Studie.
43/47
Wer hier hinterm Steuer sitzt kann in 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen und maximal 270 Kilometer in der Stunde hinter sich lassen.
44/47
Sitze mit integriertem Sicherheitsgurt waren eine Spezialentwicklung für das Cabrio.
45/47
Elektrisch verstellbare Sitze sollten den potenziellen Porsche 928 Cabrio Fahrern nicht vorenthalten bleiben.
46/47
Als das Cabrio-Einzelstück entsteht, ist der 928 S4 das Maß der Dinge.
47/47
Der Fünfliter-Leichtmetall-Vierventil-V8 leistet drehfreudige 320 PS. All diese Porsche-Prototypen lehren uns: Träumen ist schön, aber nicht alle Träume werden Wirklichkeit.
Klassische Porsche 911 im Vergleichstest
1/56
Mehr als ein halbes JahrhundertPorsche 911 – und seine Fans können einfach nicht genug von ihm kriegen! Man liebt, man fürchtet, man verehrt ihn – egal welches Baujahr. Hier der große Vergleich: Elf 911er stellen sich. Welcher Porsche bereitet beim Fahren am meisten Freude? Welcher bietet die beste Alltagstauglichkeit? Welcher hat die beste Wertprognose?
1965: Porsche 911 2.0. Aller Anfang ist leicht. Wer vom 356 kommt, reibt sich die Augen: Porsche hat das erste Mal ein Auto komplett am Reißbrett konstruiert. Im Rückspiegel ist kein Käfer mehr zu sehen, der Neue ist sachlich und rational. Ein leichtes Auto ...
Bild: Jens Mönnich
3/56
... ... ist dieser moderne Porsche 911. Und stark, denn der luftgekühlte Sechszylinder-Boxer im Heck liefert verführerisch sonore 130 PS. Das heißt: 210 km/h ...
Bild: Jens Mönnich
4/56
... und viel Respekt. Den braucht es heute vielleicht mehr als damals. Denn Mitte der 1960er ist jedem klar, dass Autos Eigensinn entwickeln. Nicht nur, dass der erste der fünf (!) Gänge dort liegt, wo ihn niemand sucht – links unten. Bläst etwas Wind, ...
Bild: Jens Mönnich
5/56
... fährt der neue 911er gefühlt keine zehn Zentimeter geradeaus. In Kurven fordert er einen stets wachen Geist mit fixer Hand. Doch die Porsche-Fahrwerker gewöhnen ihm nach dem Serienstart ...
Bild: Jens Mönnich
6/56
... die schlimmsten Marotten ab. Unter anderem, indem sie 22 Kilogramm Gusseisen in den Frontstoßstangen verstecken. Das beruhigt den 911er ungemein. Viele verlieben sich damals erst auf den zweiten Blick. Aber dafür auf Lebenszeit. Gesamtpunktzahl: 26.
1970: Porsche 911 T 2.2. Jetzt mit mehr Manieren. Heute gilt ein 911er aus dem Jahr 1970 als Augenzeuge aus der Elfer-Steinzeit. Der 911 T ist das Einsteigermodell, unterhalb der stärkeren 911 E und 911 S platziert. Seit 1968 gibt’s einen längeren Radstand, mit dem die Elfer-Bande nun recht manierlich geradeaus rennt.
Bild: Jens Mönnich
8/56
Porsche hat zum Start in die 1970er mit der Gran-Turismo-Klassik abgeschlossen. Drei von vier gebauten Autos gehen bereits über den Atlantik. Weil dort strenge Abgas-Richtlinien greifen, setzen die Ingenieure auf Einspritzung. Nur der 911 T trägt noch zwei Dreifach-Vergaser, als letzter seiner Art.
Bild: Jens Mönnich
9/56
Damit tönt er eine Spur verruchter als die Einspritz-911, die dafür untenrum spürbar spontaner aufs Gas reagieren. Wer mag und zahlt, ordert seinen 911 T mit sportiver 185/70er-Bereifung, die 1970 noch als Niederquerschnitt gilt. In Serie gibt es nur 165er-Gummis. Doch auf denen läuft sogar ein 911 T recht wacklig, trotz bescheidener 125 PS.
Bild: Jens Mönnich
10/56
Ein 911 T lenkt vielleicht nicht besser ein als der Ur-911, zielt dafür deutlich souveräner durch Kurven. Das 911-Volant trägt keinen eleganten Holzkranz mehr, sondern einen schwarzen Lederwulst. Ebenso schwarz auch das genarbte Armaturenbrett, sogar die fünf Uhren haben ihre Chromringe verloren. Gesamtpunktzahl: 22.
1973: Porsche 911 Carrera RS. Sex auf der Straße. Mit diesem 911 lotet Porsche das Mögliche aus. Der Carrera RS ist leicht, stark, schnell, radikal. Tacho bis 300, erst bei 7250 Touren taucht die Nadel in den roten Bereich. Sexy, und doch nahbar. Mit rauem Unterton und trotzdem geschmeidig saugt sich der Carrera RS ...
Bild: Jens Mönnich
12/56
... gierig durch Kurven. Er ist der Erste mit breiteren Reifen hinten als vorn. Und diesen skurrilen Bürzel am Heck. Der Kick bleibt. 210 PS, in 5,8 Sekunden auf 100, dann 245 km/h Spitze – schneller ist damals nichts anderes aus deutschen Werkhallen. Und nur wenige Autos ...
Bild: Jens Mönnich
13/56
... sind teurer (35.500 Mark). Sammler hebeln mittlerweile die Preise für jedes der nur 1525 gebauten Exemplare nach oben – bis zu einer Viertelmillion Euro. Dieser 911 bleibt ein ferner Traum. Doch innen geht es karg zu. Was nicht da ist, muss auch nicht beschleunigt werden. Dass dennoch ...
Bild: Jens Mönnich
14/56
... die meisten Carrera-RS-Kunden damals für 2500 Mark das Touringpaket ordern, weist schon in die weitere 911-Geschichte: Sportlich, aber bitte nicht übertrieben asketisch soll der ideale Elfer sein. Da passt es, dass Porsche seinem inzwischen auf 2,7 Liter aufgebohrten Boxer nicht nur mehr Feuer entlockt, sondern ihn auch extrem umgänglich erzogen hatte. Gesamtpunktzahl: 37.
Bild: Jens Mönnich
15/56
1980: Porsche 911 SC Targa. Wir sind erwachsen. Wenn man 18 wird, liegen die unflätigen Kindereien lange zurück. Der volljährige 911er ist ruhiger geworden. Etwas ernster, gewichtiger. Sein Sechszylinder-Boxer schmeichelt im Ohr wie ein ausgewogener Wein auf der Zunge. Zugegeben, den echten Sportlern fehlt Biss. Ein 911 SC Targa ...
Bild: Jens Mönnich
16/56
... ist nicht radikal, doch sein Heckmotor ist ihm geblieben. Wer die exzellenten Bremsen vor Kurven nicht rechtzeitig nutzt, sollte immer noch cool bleiben. Cabriossind in jenen Tagen so selten wie Bananen in der DDR, und da punktet Porsche. Das Targadach ist nicht so bequem und elegant wie ein automatisches Verdeck. Doch so etwas ...
Bild: Jens Mönnich
17/56
... hat 1980 niemand. Und noch etwas bietet der Targa: schnelles, offenes Reisen, das selbst auf langen Strecken nicht auslaugt. Bis nach Sylt oder an die Côte d'Azur. Oder auch nur raus aus der Stadt, zum Tennisplatz. Auf dem psychedelischen Pascha-Velours ...
Bild: Jens Mönnich
18/56
... liegen der Head-Alu-Schläger und – sehr wichtig! – gelbe Dunlop-Bälle. Der weiße Faltenrock ist sehr kurz, das Dach natürlich offen. Sieg schon vor dem ersten Satz. Gesamt: 24
1983: Porsche 911 Carrera G-Modell. Krönung einer Epoche. Der Elfer ist tot? Es lebe der Elfer! 1983 hat seine Karosserie schon zehn Jahre auf dem Buckel und geht doch in die nächste Runde. Bis 1989 hält der Carrera durch. Kein Wunder, dass er ausgereift ist. Nicht wie ein Mercedes, ...
Bild: Ronald Sassen
20/56
... anders. Bei Porsche in Zuffenhausen schrauben Menschen mit Bedacht und Erfahrung an jedem Elfer, bis er eben fertig ist. Eine schöne Tradition, doch Porsche tut sie nicht gut. Das Unternehmen schlingert an den Rand des Ruins, der miese Dollar-Kurs ...
Bild: Jens Mönnich
21/56
... besorgt beinahe den Rest. Das 911 CarreraG-Modell wird heute als Krönung einer langen Evolution besonders geliebt. Es tritt klassisch auf, fährt schnell, braucht dafür wenig, ist stabil und werthaltig. Irgendwie ein sehr deutsches Automobil, das keinen Schnickschnack kennt und Sport ...
Bild: Jens Mönnich
22/56
... lange nicht so hart definiert wie die Italiener. Verfeinert haben die Porsche-Ingenieure ihren neuen 911 natürlich schon etwas. Mit nun 3,2 Liter Hubraum, einer langhubigen Kurbelwelle und lockeren 231 PS. Damit fliegt so ein Carrera ...
Bild: Jens Mönnich
23/56
... mit bis zu 250 km/h über freie Autobahnen. Eigentlich sollte nur der Verbrauch um zehn Prozent gesenkt werden, dabei ist die Leistung um etwa den gleichen Betrag hochgerutscht.
1988: Porsche 911 Turbo 3.3. Dann macht es Bums. Nur die Besten vermögen den Turbo schnell und sicher zu fahren. Viel lieber als dem Fahrer gehorcht dieser Elfer, mit dem Porsche erstmals auch die Supersportwagen der Welt das Fürchten lehrte, den Gesetzen der Fliehkraft – weil er ...
Bild: Jens Mönnich
25/56
... noch hecklastiger ist. Und weil sein berühmter Turbo-Bums die Sache mit dem Gegenlenken so schwierig macht. Die Balance zu halten, ist die hohe Kunst. Dieses Exemplar ist ein später Ur-Turbo, ein 3,3-Liter mit fünf Gängen. Die dicken Turbobacken stehen ihm blendend, ansonsten ...
Bild: Jens Mönnich
26/56
... bleibt er noch schön zierlich. Selbst die Reifen (vorn 205/55, hinten 225/50 VR 16) wirken heute rührend schmal. Der Boxer bummelt zunächst im unteren Drehzahlspektrum. Dann die Paradenummer: Pedal auf Anschlag und bis drei zählen – 300 PS explodieren, ...
Bild: Jens Mönnich
27/56
... während der Fahrer kräftig mit der Lenkung ringt. Über wellige Straßen hetzt der Turbo wie ein Feldhase. Jede Kurve fragt: Wie lange untersteuert er noch so stark, wann pendelt das Heck aus? Die korrekte Handhabung gehört zu jenen großen Erfolgserlebnissen, ...
Bild: Jens Mönnich
28/56
... wie sie die Autos der heutigen Angstgesellschaft nicht mehr bieten. Schon deshalb dürfte dem Ur-Turbo ein Platz im 911-Olymp sicher sein.
1989: Porsche 911 Speedster. Lass die Sonne rein. Der Speedster wurde in den 1950ern an der Westküste der USA erfunden, basierend auf dem Porsche 356. Der Elfer als Speedster trägt eine extrem flache Frontscheibe wie sein Vorgänger und gleich dahinter einen Buckel. Wohl kein 911er ...
Bild: Jens Mönnich
30/56
... ist so umstritten: Für die Hardcore-Fraktion ist er lachhaft bis idiotisch, andere fanden den Flachmann mit dem Doppelhöcker einfach nur hässlich. Schlaue griffen sofort zu, denn der Speedster war eine geplante Rarität – weniger als 1000 Stück (171 mit schmaler Karosserie, 823 im Turbo-Look) verließen ...
Bild: Jens Mönnich
31/56
... das Werk. Die erste Version auf Basis des sogenannten G-Modells, des letzten 911ers mit ursprünglicher Technik, verspricht pures Elfer-Erlebnis plus maximale Ozondusche. Die knapp geschnittene Frontscheibe ermöglicht das wahre Frischluft-Vergnügen. Der Fahrer ...
Bild: Jens Mönnich
32/56
... sitzt zwar tiefer als gewohnt, aber die Aussicht ist besser, der Kontakt mit Umgebung und Straße intimer, das Tempogefühl viel intensiver. Da spielt es dann auch keine Rolle mehr, ...
Bild: Jens Mönnich
33/56
... dass die 231 PS den verwöhnten Elfer-Treter der Neuzeit nicht mehr berauschen: Ein 911 Speedster bietet Fahrspaß, auch ohne mit Leistung zu protzen.
1992: Porsche Turbo S. Abgespeckt und aufgeladen. 1988 krempelt Porsche den Elfer um. Servolenkung, ABS, Schraubenfedern, Katalysator – 964 hieß er Neue intern. Zunächst gab es ihn nur als Allradler (parallel zum alten 911). "Sakrileg", "Dekadenz", "Aus und vorbei" war der Tenor des Protests – wie fast immer, ...
Bild: Jens Mönnich
35/56
... wenn Porsche den Elfer änderte. 1991 folgte der 964 alsRS, gestrafft, abgespeckt und heute von Kennern geschätzt. Kurz darauf dann der Überhammer: Turbo S stand unter dem Carbon-Heckflügel der um 190 Kilo abgemagerten Karosse. Hinten drin der bekannte 3,3-Liter-Turbo, auf 381 PS geliftet, darunter ein Rennfahrwerk. Hardcore ...
Bild: Jens Mönnich
36/56
... für 295.000 Mark, 100.000 mehr als ein Normal-Turbo mit 320 PS. Innen kein Radio, keine Klimaanlage, keine Armlehnen, Fensterkurbeln, dafür feinstes Leder auf allen Oberflächen. Die Sitze packen zu wie Schraubstöcke, die Lenkung erfordert Arme wie ein Gorilla, ...
Bild: Jens Mönnich
37/56
... denn auch Servo flog beim Turbo S raus. Beim Losfahren die typische Trägheit im unteren Drehzahlbereich, dann schießt der Macho-Elfer projektilartig davon. Knallhartes Fahrwerk, stoßende Lenkung. Zu wild, ...
Bild: Jens Mönnich
38/56
... zu tough für den Alltag, aber unter den Pulsbeschleunigern im 911er-Spektrum ganz weit oben.
1997: Porsche 911 Carrera (993). Last but not least. Manche Leute halten ihn nicht nur für den letzten, sondern auch für den besten "echten" Elfer. Der letzte mit Luftkühlung, der schmalen Karosserie, dem kurzen Radstand, der aufrechten Sitzposition, den stehenden Pedalen, dem klassischen Cockpit – das letzte Original eben.
Bild: Jens Mönnich
40/56
993 lautet sein interner Code, 1993 wurde das finale Stück geboren, 1998 beerdigt. Einigen war das Heck zu pummelig, anderen die Front zu flach, und warum hinten eigentlich eine neumodische Multilenkerachse, wenn die alte so schön übersteuerte? Doch dieser Elfer benahm sich genau so, ...
Bild: Jens Mönnich
41/56
... wie es sich die Mehrheit der Kunden immer wünschte. Er lag viel ruhiger, federte etwas besser, bot mehr Ausstattungskomfort und fuhr seinem Vorgänger zu allem Überfluss auch noch davon. Sein 3,6-Liter, jetzt mit Hydrostößeln, boxt 272 PS durch das neue Sechsganggetriebe, ab 1996 sogar 286 PS. Dieses Cabrio ...
Bild: Jens Mönnich
42/56
... mit elektrischem Verdeck bestätigt die Rolle als Traum-911. Der Sound, das trocken-agile Fahrverhalten mit dem satten Feedback, seine Handlichkeit auf engen Straßen, ...
Bild: Jens Mönnich
43/56
... der Biss, die Belohnung für gekonnten Umgang, dazu die typische Solidität und hohe Alltagstauglichkeit, das alles bietet er noch unverfälscht.
1998: Porsche 911 Turbo (993). Der Fluch der guten Tat. Ein Elfer mit über 400 PS, mit bis zu 290 Sachen. In Kurven muss man nicht mehr mit dem Lenkrad sägen, denn der Heckmotor will nicht mehr überholen. Zwischen den Ur-Elfern ...
Bild: Jens Mönnich
45/56
... und dem 911 Turbo vom Typ 993 liegen rund 30 Jahre, aber ein 911er ist er ja immer noch, mit allem, was dazugehört. Nur eben ein Über-Elfer. 408 PS – dieses Exemplar mit Leistungskit hat sogar 430 PS – alle 993-Verfeinerungen, ...
Bild: Jens Mönnich
46/56
... dazu erstmals zwei Turbolader, Allradantrieb. Selbst in Kurven kann das Gaspedal sorglos durchgetreten werden. Das typische Übersteuern ist auf eine willkommene Lenkhilfe reduziert, ...
Bild: Jens Mönnich
47/56
... die Bremsen scheinen die physikalischen Grenzen außer Kraft zu setzen. Und sogar um Tempo 200 saust die Tachonadel ähnlich schnell wie der Drehzahlmesser. Doch so viel Perfektion ...
Bild: Jens Mönnich
48/56
... hat auch ihre Kehrseite: kein Turboloch zum Mitzählen mehr, aber auch kein Tritt in den Rücken, wenn es losgeht. Und überhaupt viel weniger Drama, als es sich PS-Junkies üblicherweise wünschen.
2000: Porsche 911 GT3. Junger Wilder, alter Geist. Zum Modelljahr 1998 sortierte Porsche das Urgestein aus. Der neue 911, interne Codenummer 996, sah noch nach Elfer aus, trug auch seinen Boxermotor noch im Heck. Aber sonst war alles größer, stärker, komfortabler, moderner natürlich, aber auch...
Bild: Jens Mönnich
50/56
... schwerer und – Schock! – wassergekühlt. Logisch, dass er nicht mit offenen Armen empfangen wurde. Porsche hatte indessen schon ein Eisen zur Befriedung im Feuer, sportlich gestählt und leicht: GT3 hieß es, ...
Bild: Jens Mönnich
51/56
... ... hinten rumorte ein reinrassiger Sportmotor, der in ähnlicher Form sogar in Le Mans rannte. Heute wissen wir: Der GT3 ist ein geborener Klassiker. So begeistert dieses frühe Exemplar sofort ...
Bild: Jens Mönnich
52/56
... mit dem GT3-Auspuffgrollen, charakteristisch für diesen 3,6-Liter-Sauger. Seine 360 PS schüttet er mit ansteckender Begeisterung aus, die erst bei 7800 Touren ihren Höhepunkt erreicht. Große Klasse ...
Bild: Jens Mönnich
53/56
... auch das Handling, die enormen Kurvengeschwindigkeiten. Aber noch immer lohnt es sich, dem klassischen Kurven-Ethos des Elfers zu folgen: Bremsen auf der Geraden, ...
Bild: Jens Mönnich
54/56
... nicht zu übermütig am Scheitelpunkt, aber dann den enormen Grip nutzen und früher den Stempel durchdrücken. Ein echter Elfer. Also doch.
Man muss den Elfer nicht lieben. Das braucht er nicht, um zu überzeugen. Egal ob auf Landstraßen oder in Le Mans: Er zieht nicht, er schiebt – auf jene einzigartig nachdrückliche Art, die es schwer macht zu glauben, dass die Urzelle des 911 in einer Käfer-Konstruktion keimte. Es war aber so.
Bild: Jens Mönnich
56/56
Heute zeigt sich im Rückblick, dass Porsche unterm Strich alles richtig gemacht hat: stets weiterentwickelt, aber auch mal in Ruhe gelassen, Vielfalt gegönnt, ohne den Kern zu verwässern. So gibt es Elfer, die als Sportgerät überzeugen, als flotter Tourer oder Oldtimer. Und immer als Lustobjekt.