Corvette C4 Cabrio
Whopper für Weight-Watcher

—
Vollfettstufe beim Hubraum, aber Magerquark-Niveau beim Preis: Um 11.000 Euro ist die Corvette C4 zu haben. Ein Glücksfall für echte Sportwagen-Freunde!
Bild: Roman Raetzke

Das ist typisch für die Corvette C4: eine hohe Gürtellinie und dennoch eine tiefe Sitzposition.
Bild: R. Raetzke

Wie jetzt, E-Verdeck? Die Corvette setzt auf
Handarbeit: Ohne großen Kraftaufwand verschwindet das Dach vollständig unter einer Klappe.
Handarbeit: Ohne großen Kraftaufwand verschwindet das Dach vollständig unter einer Klappe.
Bild: R. Raetzke
Sportwagen für jeden Tag: Chevrolet Corvette C4

Klappscheinwerfer gehören über Jahrzehnte zur Corvette.
Bild: R. Raetzke
Der ewig junge Rock'n'Roller: Opel GT 1900

Da freut sich der Mechaniker: Kaum ist die riesige Motorhaube geöffnet, liegt fast das halbe Auto frei. Der Antrieb ist danach prima zugänglich.
Bild: R. Raetzke
Der günstige Engländer: MG B GT

Das triste Cockpit-Schwarz hat der Besitzer mit Holz-Applikationen aus dem Zubehörhandel veredelt.
Bild: R. Raetzke
Sie suchen auch so eine Corvette? Schauen Sie mal hier!
Die Callaway-Vetten können über 280 km/h erreichen. Sie gehören allerdings nicht zu den C4, die man heute als unterbewertete Schnäppchen bezeichnen würde. Eher schon das GM-eigene Topmodell ZR1, das ab 1990 im Angebot erscheint. Die ZR1 erhält einen in Zusammenarbeit mit Lotus (damals in GM-Besitz) entwickelten Hightech-Achtzylinder mit vier oben liegenden Nockenwellen (LT5). Mit 375 PS (ab 1993: 405 PS) rangiert sie in der obersten Sportwagenliga. Aber Achtung: Wer zu einem scheinbar günstigen Preis eine solche Corvette ergattert, braucht eine Werkstatt, die sich mit dem Innenleben des Leichtmetallmotors auskennt. Der Rest bleibt besser beim Stoßstangen-Achtzylinder, wie das ja auch General Motors getan hat. Er ist vergleichsweise anspruchslos und bietet genügend Leistung. Im Cabrio ohnehin. Das kommt 1986 auf den Markt, nachdem über zehn Jahre nur das Coupé mit herausnehmbarem Dachmittelteil im Angebot war. Mit dem offenen Modell kehrt Chevy zurück zu den Anfängen. Noch ist es ein Instant Classic zum Schleuderpreis.
Technische Daten
Corvette C4: Motor: V8, vorn längs • zwei Ventile pro Zylinder • eine zentrale Nockenwelle, Antrieb über Kette • elektronische Einspritzung Rochester • Hubraum 5733 cm3 • Bohrung/Hub 101,6 x 88,4 mm • Leistung 183 kW (249 PS) bei 4000/min • maximales Drehmoment 468 Nm bei 3200/min • Antrieb/Fahrwerk: Vierstufenautomatik • Einzelradaufhängung an Querlenkern vorn, Quer- und Längslenker hinten, Querblattfedern vorn und hinten • Scheibenbremsen rundum • Räder/Reifen 9,5 x 17 mit 275/40 ZR 17 Maße: Radstand 2445 mm • Länge/Breite/Höhe 4535/ 1805/1180 mm • Leergewicht 1510 kg • Fahrleistungen/Verbrauch: 0–100 km/h 6,0 s • Spitze 245 km/h • Verbrauch circa 14 l S/100 km • Neupreis: 89.794 Mark (1990).
Historie
Die Corvette C4 löst 1984 das C3-Modell ab, das mit seinem Coke-Bottle-Look schon zum Klassiker geworden ist und die längste Bauzeit aller Corvetten erreichte (1968 bis 1982). Die C4 präsentiert sich unter sportlichen Aspekten als das weit bessere Auto, leidet zu Anfang aber auch unter nachlässiger Verarbeitung, die sich in undichten Dächern und klappernden Karosserien bemerkbar macht. Wie bei der Corvette üblich, erfolgt kontinuierlich eine mehr oder weniger umfangreiche Modellpflege. Die wichtigsten Punkte: 1985 mehr Leistung (230 PS), verbesserter Federungskomfort; 1986 Einführung des Cabrios, ABS als Serienausstattung; 1989 neues Sechsgang-Schaltgetriebe von ZF; 1990 Einführung der Corvette ZR1 mit Vierventil-Achtzylinder; 1991 geändertes Styling an Front und Heck; 1992 neuer LT1-Motor mit 300 PS, Antriebsschlupfregelung; 1993 verbesserter Drehmomentverlauf, Mischbereifung (vorn 255/45 ZR 17, hinten 285/40 ZR 17); 1994 neues Interieur mit Beifahrer-Airbag, Lederausstattung serienmäßig; 1996 Grand-Sport-Sondermodell mit auf 330 PS erhöhter Leistung. Als Nachfolger kommt 1997 das Modell C5.
Plus/Minus
Die C4 gilt als robuste Konstruktion, deren wesentliche Bestandteile wenig Ärger machen. Dass die Karosserie aus Kunststoff besteht, bedeutet allerdings nicht, dass man sich um Rost keine Gedanken machen muss. Speziell bei älteren Exemplaren empfiehlt sich eine genaue Inspektion der stählernen Rahmenbestandteile. Der Motor, eine simple Konstruktion mit zentraler Nockenwelle und Stoßstangen-Ventiltrieb, kann ein biblisches Alter erreichen, wenn er mit der gebotenen Vernunft behandelt wird. Bleifuß-Piloten, die ihn mit hohen Dauerdrehzahlen bewegen, fordern allerdings thermische Probleme und einen vorzeitigen Exitus heraus. Zu den Vorzügen der Corvette gehören die guten Fahreigenschaften, zu den wichtigsten Nachteilen das eingeschränkte Platzangebot im Innenraum – und das Image. Speziell in Deutschland ist der US-Zweisitzer nie seinen Ruf als Halbwelt-Sportwagen losgeworden.
Ersatzteile
Die Versorgung mit Ersatzteilen gehört zu den erfreulichsten C4-Kapiteln. Große Versender wie Midamerica (www.mamotorworks.com) oder Ecklers (www.ecklerscorvette.com) können praktisch alles liefern. Doch können die Preise durch hohe Versandkosten sowie Steuer- und Zoll-Abgaben beträchtlich in die Höhe schnellen. Auch in Deutschland gibt es Spezialisten für die Corvette, beispielsweise Corvette Malburg (www.corvette-malburg.de) oder Renz US-Car Service (www.renzuscars.de). Wichtig: Eine C4 braucht eine kompetente Werkstatt.
Marktlage
Für einen Exoten erscheint das Angebot reichlich. Doch Vorsicht: Ein großer Teil der Offerten besteht aus Exemplaren, deren Vorbesitzer auf technisches und optisches Tuning nicht verzichten wollten. Das Zeug zum Klassiker haben nur Corvetten, die sich im Originalzustand befinden und eine dokumentierte Pflege-Historie aufweisen. Der aktuelle Marktwert liegt bei 11.000 Euro.
Empfehlung
Wer eine Corvette mit Schaltgetriebe will, muss ab dem Modelljahr 1989 suchen. Erst da gab es ein zeitgemäßes Sechsganggetriebe statt der Viergang-Box. Am attraktivsten sind die Ausführungen ab 1992 mit dem 300 PS starken LT1-Motor und der serienmäßigen Antriebsschlupfregelung. Cabrios empfehlen sich ab dem Modelljahr 1994. Ab diesem Zeitpunkt besitzen sie ein Verdeck mit einer Heckscheibe aus Glas.
Service-Links