Als Deutschland aus Trümmern auferstand, waren alle gleich, denn sie hatten nichts – außer ihrer Arbeitskraft. Doch Arbeit macht Schwielen. Also stiegen die Handkarren-Zieher, Lieferfahrrad-Treter und Kohlen-Kutscher schnell auf Motorantrieb um. Das Geschäft mit Kleintransportern blühte – so knapp wie das Geld, so üppig das Angebot. Wenn neben den hier gezeigten Kleinlastern noch Gutbrod Atlas und Lloyd LT stünden, dann wären die Glorreichen Sieben der Adenauer-Ära komplett. Doch man kann nicht alle(s) haben. Unsere Raritäten-Rechercheure sind mit Recht stolz auf den gut erhaltenen Goliath Express, der kürzlich in Frankreich auftauchte. Noch originaler der nie restaurierte Tempo Rapid, originell der zweitaktende DKW. Richtig modern dagegen Ford Transit und der (überrestaurierte) Bulli. Vielfalt war noch alltäglich, die technischen Grundkonzepte zeigen es: Fronttriebler (DKW, Goliath, Tempo), Hecktriebler mit Heck- (VW) und Frontmotor (Ford) – alle sind sie als typische Mitglieder ihrer Markensippe zu erkennen. Die Zeit ließ damals Individualisten zu – selbst in der Arbeiterklasse. Heute produziert sie mit wenigen Ausnahmen nur noch Massenware. Badge-Engineering heißt das Gewinnsteigerungs-Geheimnis: ein Auto, verschiedene Embleme. Ob sie uns später auch mal so begeistern werden?
Nachkriegs-Transporter
Praktischer Nutzen zählte damals mehr als Komfort oder gar Temperament.
Mit solchen Kleintransportern würde sich heute kein Kurierfahrer mehr abgeben wollen. Keine Gurte, keine Servohilfen, keine Klimaanlage, weder aktive noch passive Sicherheit. Aber neben Lasten trugen sie enorme Verantwortung. Sie schafften Waren in die hintersten Winkel der Republik, sie wurden zum ungeahnten Exporterfolg. Vom Fernweh geplagte Reisende stolperten auf der ganzen Welt über den Bulli, der als "VW Bus" weltweit Vorbildfunktion bekam und zum Synonym für diese Wagenklasse wurde. Leider erkannten irgendwelche VW-Schlaumeier nicht den Wert dieses Namens, sondern tauften ihn fantasielos in "Multivan" um. Langfristiges Denken war vor einem halben Jahrhundert aber auch schon wenig gefragt. Es fehlte die Zeit dafür. Der Rubel musste rollen und damit auch die Räder

Autos des Wirtschaftswunders: Autos der 50er-Jahre

Bildergalerie

Wirtschaftswunder Josef Darchinger
Wirtschaftswunder Josef Darchinger
Wirtschaftswunder Josef Darchinger
Kamera
Autos der 50er-Jahre
Verblüffend, wie weit vorn Ford mit seinem Transit war. Kräftiger Motor, komfortable Abstimmung, im Vergleich höchste Zuladung. Die Qualität entsprach dem Standard, das Image war hoch, Platz eins ist verdient. Platz zwei erobert der VW T1. Sein geländetaugliches Konzept ließ viele Bauunternehmen zu ihm greifen, zur Berühmtheit brachten es die Westfalia-Wohnmobile für frühe Genießer des Erreichten. Knapp dahinter landen Goliath und Tempo. Dank Frontantriebs konnten sich die Karosserie-Ausbauer an und mit ihnen austoben. Schade um den DKW. Er war ein Transporter-Pionier, doch Mitte der 50er auch schon ein altes Auto.
Acht Jahre liegen zwischen dem Ältesten (VW T1) und Jüngsten (Ford Transit) des vorgestellten Quintetts. Da kann der Ford seine Stärken ungeniert ausspielen und dem VW die Schau stehlen. Der dennoch auf dem zweiten Platz landet. Die restlichen drei sind leider nur noch Automobil-Geschichte. Ihnen fehlte Modellpflege, den Herstellern der finanzielle Atem.