Borgward-Stand in Genf
Der Borgward-Stand auf dem Genfer Autosalon zeigt noch kein neues Auto.
Vor dem Autosalon Genf 2015 ging ein Raunen durch die autointeressierte deutsche Öffentlichkeit: Borgward kehrt zurück! Die mit einem großen Knall 1961 in die Pleite gesunkene, bundesrepublikanische Traditions-Automarke, deren innovative Autos die Menschen faszinierte, deren Firmenleitung aber zuwenig Geschäftssinn bewies, um das Überleben der Marke zu sichern. Vor dem Genfer Salon kursierte die Zeichnung einer anmutigen Luxuslimousine mit coupéartiger Karosserie – sowie ein Imagefilm, der Großes ankündigte. Auf der Automobilshow präsentierte sich Borgward mit einem eigenen Stand – und kündigte noch für dieses Jahr ein kompaktes SUV in der Größe eines Audi Q5 an, das auf der IAA in Frankfurt präsentiert werden soll. Seit 2014 gehört der Name Borgward dem chinesischen Nutzfahrzeugriesen Foton, der nach Insiderinformation hinter den Neustart der Marke stehen soll.
Vor gut einem halben Jahrhundert hatte der Zusammenbruch der Bremer Borgward-Gruppe die Bundesrepublik erschüttert. Mit einer Vielzahl von Modellen und einigen technisch herausragenden Autos mit großem Prestige hatte Carl F.W. Borgward die Marke aufgebaut, die seinen Namen trug. Innovative und inspirierende Autos wie die Borgward Isabella, die sich gut 200.000 Mal verkaufte, seinerzeit ein großer Erfolg. Aber Firmenpatriarch Borgwards mangelnde Fähigkeiten als Manager trieben die Unternehmensgruppe, größter Arbeitgeber Bremens, letztlich 1961 in den Ruin. Die Pleite des größten Arbeitgebers in Bremen mit 20.000 Mitarbeitern markierte das Ende des Wirtschaftswunders der 50er-Jahre und stand für die sich wandelnde industrielle Gesellschaft in Deutschland in den 60er und 70ern.
Autosalon Genf 2015: Borgward kehrt zurück
Die Karriere des gelernten Schlossers und Automobilkonstrukteurs Borgward begannn 1919 als Zulieferer für Kühler und Kotflügel. Mit dem "Blitzkarren" bewies er 1925 ein erstaunliches Gespür für die Bedürfnisse des Marktes. Mit seinem Partner Wilhelm Tecklenborg übernahm Borgward Ende der 1920er-Jahre die renommierten Hansa-Lloyd-Werke.Während des Zweiten Weltkrieges war Borgward in umfangreiche Rüstungsprogramme eingebunden. Die Werke produzierten Kriegsmaterial vom Lkw bis zum Torpedo. Nach dem Krieg nahmen die Alliierten den Firmenchef zunächst in Haft. Die US-Wachen ließen ihm Autozeitschriften zukommen, die ihn sichtlich inspirierten. Schon 1948 erhielt Borgward, bald darauf entnazifiziert, von den Alliierten die Erlaubnis, seine Werke weiterzuführen. In dreizehn triumphalen Jahren folgten Erfolgsmodelle wie der Borgward Hansa 1500 mit Pontonkarosserie und technisch wegweisenden Motoren mit obenliegender Nockenwelle. Ab 1951 fertigte das Unternehmen auch das erste Automatikgetriebe in Deutschland.Zu den größten Verkaufs- und Konstruktionserfolgen der Bremer Automobilfirma gehörten der Kleinwagen LP 300 mit Zweitaktmotor, der Borgward Hansa 1500/1800 sowie der Oberklassewagen P100, der erste deutsche Pkw mit serienmäßiger Luftfederung. Im Gedächtnis blieb aber vor allem der Mittelklassewagen Borgward Isabella, der sich in allen Ausführungen exakt 202.862 Mal verkaufte. Das Aus kam letztlich durch eine Kapitalschwäche und die viel zu hastig entwickelte Arabella. Letztlich versagte das Land Bremen dem Autobauer einen weiteren Millionenkredit. Bis heute streiten sich die Experten, ob die Landesbürgschaft Borgward gerettet hätte, oder ob der Konzern mit seiner Modellpolitik am Markt vorbei nicht auch dieses Geld versenkt hätte.

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Borgward Isabella TS
Borgward Isabella TS
Borgward Isabella TS
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Klassiker der Moderne: Borgward Isabella TS

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Lloyd LP 300
Das sind die Autos von Borgward
Lloyd Alexander TS (1958-1961)
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Das waren die Autos von Borgward