Der kleine Charmeur Renault 5 wird 50! Auf einer Runde im kleinen Franzosen freuen wir uns auf 2024. Denn dann kommt die Wiedergeburt, technisch natürlich voll auf der Höhe der Zeit, also elektrisch.
Bild: F. Roschki / AUTO BILD
Natürlich hätten wir viel früher Augen für diesen Wagen haben können, 1980 zum Beispiel. Da lief "La Boum – die Fete" im Kino, immer wieder fuhr ein Renault 5 mit Faltdach durchs Bild. Auch zwei Jahre später war er dabei. Aber auch bei "La Boum 2 – Die Fete geht weiter" schenkten wir dem kleinen Franzosen eher begrenzte Aufmerksamkeit, hatten ja nur Augen für die junge Sophie Marceau, die später bei James Bond noch ganz groß raus kam.
Jetzt ist 2022, wir fahren mit einem 83er R5 durch Köln, und es ist uns, als drehten sich die Leute um, es ist uns, als wollten sie sagen: Er war immer bei uns, aber wir haben ihn nie geliebt. Lasst uns also ein Auto würdigen, das zu Lebzeiten viel zu wenig Sonne abbekommen hat.
Die simplen Formen sind es, die im Gedächtnis bleiben: Der Renault 5 ist genial einfach, so wie acht Jahre später der Fiat Panda.
Bild: F. Roschki / AUTO BILD
Es war das Auto, mit dem Oma zur Apotheke fuhr, mit dem Mutti die Kinder vor der Schule ablieferte, ein Auto wie ein kleiner Freund, der immer da ist und nie nervt. Heute wissen wir: Gute Freunde kommen wieder, dazu später mehr. Renault 5, du kleiner Charmeur. Als du 1972 zur Welt kamst, warst du gleich Trendsetter.
Einfache Form, die jedem im Gedächtnis bleibt
Die Franzosen montierten vorn und hinten Kunststoffstoßfänger statt der bis dahin üblichen blechernen Stoßstangen, was ja auch von Vorteil ist bei der Dauerhaltbarkeit: Stoßstangen können rosten, die Kunststoffplatten bleichen einfach nur aus. Unser Fotowagen ist ein GTL, der hat die Kunststoffbeplankung sogar an den Seiten. Heerscharen von Einkaufswagen müssen daran abgeprallt sein, ohne dass es auf dem Supermarkt-Parkplatz auch nur einen Kratzer gab.
Wenn wir uns diese 3,53-Meter-Kiste mal genauer ansehen, dann fallen außen dreierlei Dinge auf: Erstens riesige, viereckige Frontscheinwerfer, die dich angucken wie später nur die Kulleraugen des ersten Twingo. Zweitens eine Karosserie, die sie im Windkanal glatt gebügelt haben.
Club-Atmosphäre: Mit hellbraunen Velourspolstern und großzügiger Auskleidung mit dickem Teppich macht der Kleinwagen mächtig was her.
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Nach hinten fällt die ganze Fuhre drittens ab wie ein Geodreieckaus dem Mathe-Unterricht. Und, damit die Kofferraumöffnung breiter wird, haben sie die Rückleuchten vertikal angebracht. Es ist diese einfache Form, die uns so im Gedächtnis hängen geblieben ist. Obwohl wir den R5 früher verschmäht haben, als sei er nur ein Damen-Accessoire.
Der mächtige R5 Turbo konnte das Image nie aufpolieren
Daran konnte auch der R5 Turbo nichts ändern, den sie 1980 am Hinterlauf um mehr als 20 Zentimeter breiter gemacht und anstatt der Rückbank längs einen 1.4er-Turbo mit 160 PS und Ladeluftkühlereingebaut haben und für den sie jetzt Porsche-911-Preise zahlen.
Wir fahren heute natürlich die 45-PS-Version, was ja auch gut ist, denn unser Köln-Guide Tim ist über 1,90 Meter groß und kräftig, thront auf der Rückbank und sagt: "Dat is' ja bequem hier!" Er könnte sich jetzt 'ne Fluppe anstecken, Aschenbecher auch hinten. Wäre natürlich schade um die schönen hellbraunen Velourspolster, um den hellbraunen Dachhimmel mit dem Rautenmuster.
Da, wo die Deutschen früher lieblos Verkleidungen festclipsten, und Polster haltbar, aber nicht chic sein mussten, an den markanten Stellen im Interieur also, zeigen die Franzosen ganz viel Liebe. Teppich rund um die Mittelkonsole bis zur Armaturentafel! Also echter Teppich und kein Nadelfilz!
In der Stadt fühlt der Knirps sich richtig wohl
Aufgeschäumter Kunststoff statt Hartplastik wie in Käfern oder Gölfen der 70er! Oh, là, là, wie viel Amour steckt in diesem kleinen Autochen… Ist ja klar, dass dich 45 PS nicht vom Hocker reißen. Eben noch sind wir Autobahn gefahren von Brühl (da sitzt Renault Deutschland) nach Köln (da haben sie erst vier Jahre später den Ford Fiesta erfunden).
Kleinkraftwerk: Der 1,1 Liter große Vierzylinder bringt es auf 45 PS. Der fängt ab Tempo 100 heftig zu jaulen an.
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Da schalteten wir nur deshalb in den fünften Gang, weil er da war. Und nicht, um die Drehzahl runterzukriegen. Bei Tempo 100 dröhnt die Kiste, dass Spitze 137 geschönt klingen. Aber in der Stadt, auf kleinem Raum, da wuselt dieser Knirps, als wäre er für nichts anderes geboren.
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9,8 Meter Wendekreis sind eine Ansage, und wegen der fehlenden Servolenkung sind wir nicht unglücklich, dass Reifen im Format 135/80 R13 montiert sind, obwohl sie von hinten aussehen wie die Trennscheibe einer Flex.
2024 kommt der Nachfolger mit Elektroantrieb
Bis 1984 haben sie die erste Version des R5 gebaut, insgesamt 5,5 Millionen Exemplare. 1980, als sie statt zwei auch vier Türen einbauten, war fast jeder zweite Renault ein R5, über 660.000 Autos in einem Jahr. Den R5-Nachfolger, in Frankreich Supercinq genannt, haben sie gleich mit vier Türen angeboten, die Länge dann auf immer noch kurze 3,65 Meter hochgejazzt.
Sie haben dem R5 vertikal angeordnete Rückleuchten verpasst. So konnte die Kofferraumklappe breiter ausfallen, was das Laden vereinfacht.
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Für den Rest dieser Geschichte müssen wir noch mal kurz den Fernseher anknipsen und die Werbepausen während der "La Boum"-Wiederholungen erleben. Der kleine Freund bekam irgendwann sein eigenes Lied. 1989 erklang in TV-Spots "Here I Am (Your Little Friend)" von Dominoe, Fans stürmten die Bühne und umgarnten die neuen Sondermodelle des R5. Hier das Video dazu:
Da war die Idee dieses Autos schon 17 Jahre alt, und sie hielt noch bis 1994 durch, der Nachfolger Clio wurde da schon parallel gebaut.
Allerdings muss auch kein Zentner-Sack ins Gepäck-Abteil gewuchtet werden: 215 Liter Volumen sind jetzt nicht die Welt. Sagen wir so: reicht für den Wocheneinkauf.
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Genau 9.008.912 Exemplare des R5 haben sie verkauft, über neun Millionen kleine Freunde! 2024 kommt der kleine Freund zurück, Renault wird den R5 neu auflegen, rein elektrisch, aber mit der Form früherer Erfolgstage. Ob wohl Sophie Marceau nochmal Lust hat auf "La Boum"?
Dieses Auto haben wir doch schon mal gesehen? Natürlich in den 1980ern an jeder Straßenecke, aber später vor allem in dem hinreißenden Jugend-Film "La Boum" mit der noch hinreißenderen Sophie Marceau. Und jetzt steht ein solcher Renault 5 in amphibischen Grün vor uns, Schlüssel steckt! Na dann, kleiner Frosch, wollen wir mal loshüpfen im R5.
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50 Jahre Renault 5
Und das geht auch für heutige Vorstellung richtig flott. Naja, zumindest im Stadttempo: Die Basisversion leistet 36 PS, das ist für 736 Kilogramm Leergewicht nicht üppig. Wir haben es hier mit der gehobenen GTL-Version zu tun haben – die hat, hey, ganze 45. Damit schaffen wir den Sprint von 0 auf 100 km/h in 21,4 Sekunden, naja.
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50 Jahre Renault 5
Aber in der Stadt – hier auf der Kölner Severinsbrücke – spielt die flotte Kiste all ihre kleinen Stärken aus: Agilität und Wendigkeit. 9,80 Meter Wendekreis sind eine echte Ansage. Natürlich ohne Servolenkung, aber der Motor ist hinter der Vorderachse längs eingebaut, und das Gewicht ist ohnehin gut zu managen.
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50 Jahre Renault 5
Auch die dünnen Reifen im Format 135/80 R13 tragen ihren Teil dazu bei, dass wir mit dem kleinen Frosch flott um die Kurven kommen. Wer allerdings den heimischen Teich verlassen und auf die Autobahn hopsen möchte, wird überrascht: Ab Tempo 100 dröhnt der R5, und Spitze 137 wird nur mit Mühe erreicht.
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50 Jahre Renault 5
Da kommt denn der Lärm her? Da schauen wir dem Renault 5 doch mal unter die Haube, die sich – eine längst vergessene Sitte vieler Hersteller aus anderen Tagen – nach vorn aufklappen lässt. Und da haben wir: viel Platz und wenig Motor, alles sehr ...
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50 Jahre Renault 5
... übersichtlich. 1,1 Liter bringen 45 PS zustande. Dabei haben wir es mit weit unter einer Tonne zulässiges Gesamtgewicht zu tun. Das erklärt das Wunder des niedrigen Verbrauchs: Außerorts kommt der Renault 5 mit diesem Motor auf 4,5 Liter Durchschnittsverbrauch pro 100 km.
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50 Jahre Renault 5
Was vielleicht auch an der geringen Zuladung liegt: Hier haben wir das von außen zugängliche Handschuhfach, pardon, den Kofferraum vor uns: 215 Liter. Der aktuelle Smart Fortwo hat 260 Liter! Allerdings kann beim Renault bereits die Rücksitzbank umgeklappt werden, dann passen halbe Klaviere von bis zu 900 Litern hinein.
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50 Jahre Renault 5
Der Gipfel des Genusses ist das Interieur: So geschmackvoll haben die Franzosen damals die Innenausstattung selbst kleiner Modelle dekoriert! Aufgeschäumter Kunststoff statt Hartplastik, dazu ...
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50 Jahre Renault 5
... hellbraune Sitze aus Velours, weich und anschmiegsam. Ein cremefarbenes Cockpit, wo gibt's das heute in dieser Klasse?
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50 Jahre Renault 5
Dazu Teppich rund um die Mittelkonsole bis zur Armaturentafel. Und zwar echter Teppich und kein Nadelfilz! Oh, là, là, wie viel Amour steckt in diesem kleinen Autochen. Und ein Blick auf den Schaltknüppel zeigt: Einen 5. Gang hat der GTL auch!
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50 Jahre Renault 5
Ist ja klar, dass dich 45 PS nicht vom Hocker reißen. Eben noch sind wir Autobahn gefahren von Brühl (da sitzt Renault Deutschland) nach Köln. Da schalteten wir nur deshalb in den fünften Gang, weil er da war, und nicht, um die Drehzahl runterzukriegen.
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50 Jahre Renault 5
Dann noch ein bisschen Logo-Terror (gab's damals also auch schon): der hellbraune Dachhimmel, natürlich mit der Renault-Raute als Musterung. Im Intergrund die Gleichberechtigung für Fondspassagiere: Auch hinten gab's Aschenbecher, damit die Rücksitze auch räuchern durften.
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50 Jahre Renault 5
Tja, da macht das Herz einen Hüpfer, und nach der froschgrünen Party reiben wir uns die Augen und können kaum verstehen, dass uns das Auto nicht schon damals restlos begeisterte. Wobei, es hat viele begeistert: 5,5 Millionen Exemplare hat Renault von der ersten Generation des R5 verkauft, die zweite wurde ebenfalls eine Erfolgsgeschichte. Und Renault möchte sie gern fortsetzen.
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50 Jahre Renault 5
Daher schließen wir mit Vorfreude auf 2024: Dann kommt der R5 wieder, Renault hat im vergangenen Jahr schon eine Studie gezeigt. Kann der neue es ernsthaft mit dem Klassiker aufnehmen? Immerhin wird er vollelektrisch fahren, und günstig soll er auch werden. Renault hat bereits angekündigt, dass der R5 ein Elektroauto für alle werden soll – dann müsste er günstiger sein als der Zoe. Mal zoehen.