Peugeot 404, Renault 16 und Simca 1500 im Klassik-Test
Auf die sanfte Tour
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Jetzt können wir Vorurteile pflegen: Französische Autos sind weich und klapprig. Ach, wirklich? Die ganze Wahrheit erfahren Sie im Vergleich zwischen Peugeot 404, Renault 16 und Simca 1500.
Ach, Frankreich – meine heimliche Sehnsucht. Wie gern schlürfe ich roten Pauillac oder Fleurie, knabbere Baguette mit Roquefort oder versinke in den kastanienbraunen Augen von Juliette Binoche. Und – natürlich liebe ich französische Autos. Ihren unverwechselbaren Charme, ihre Familienfreundlichkeit, die praktischen Details. Vor allem aber schätze ich die sanfte Tour, mit der sie ihren Insassen das Leben so bequem wie möglich machen. Diese drei Klassiker sind echte Prachtexemplare des französischen Großserien-Autobaus, Familien-Limousinen der 60er-und 70er-Jahre, Typen mit Charakter.
Drei Autos, drei Charaktäre: Der Renault 16 ist der innovativste, der Peugeot der solideste und der Simca der sportlichste Wagen.Die Heckflossen passte dem Peugeot 404 kein Geringerer als Battista Pininfarina an, der italienische Stardesigner. Der 404 ist ein konservativer Typ, technisch zäh wie kein anderer. Außerdem war er ein echtes Weltauto, wurde in Europa, Kanada, Südamerika, Afrika und sogar in Australien produziert. Vor allem: Der 404 fährt sich so fluffig weich wie ein Soufflet frisch aus dem Ofen. Der Renault 16 ist eines der modernsten Autos seiner Zeit. Ein flexibler Freund für tausendundeinen Zweck. Okay, er ist ein melodiöser Typ, neigt im Alter zum Klappern. Schlimm? Nein. Man gewöhnt sich an seine Straßen-Symphonie. Der Dritte im gallischen Bund heißt Simca 1500. Fast vergessen, diese Marke: Sie war auch bei uns populär und erlosch in den 80ern. Der 1500er ist ein Filou von zierlicher Statur, der das Fahren etwas leichter nimmt. Mit seinem südländischen Charme erinnert er mehr an ein italienisches Auto.
Am Ende hat der Renault seine Nase vorn. Karosseriekonzept und Fahrkomfort überzeugen.Oberflächlich betrachtet sind Peugeot, Renault und Simca recht ähnlich gestrickt: nach der typisch soften Franzosen-Masche. Erst der Charakter macht den Unterschied, wie unsere Punktewertung unten zeigt. Jeder Wagen gewinnt ein Kapitel. Spaßfaktor: Die Freude am Fahren ist im Simca 1500 zu Hause. Handlich, temperament- und klangvoll fährt er an die Spitze. Platz zwei geht an den Renault 16. Sein Frontantrieb bietet hohe Reserven, der 55-PS-Motor kommt mit dem leichten Wagen gut zurecht. Der Peugeot wirkt im Vergleich schwerfällig, Typ gemütlicher Brummbär. Kuschelfaktor: Der Renault 16 siegt, weil er weich und elegant fährt, viel Platz bietet und sein Innenraum unübertroffen variabel ist. Auch der Peugeot rollt auf der weichen Welle. Zum Kapitelsieg fehlen ihm aber ein paar Zentimeter im Innenraum, zudem neigt die Hinterachse zum Rumpeln. Enger geschnitten und eine im Vergleich weniger angenehme, straffer abgestimmte Federung – so fallt der Simca 1500 auf den dritten Platz zurück. Neidfaktor: Chic in Schale und überraschend solide verarbeitet – der Peugeot 404 gilt in Deutschland als französischer Mercedes. Zu Recht! Da halten Renault und Simca nicht mit.
Fazit
von
Andreas Borchmann
Der Renault 16 gewinnt diesen Vergleich. 1965 kam er auf den Markt und machte ein ganz neues Fahrzeug-Konzept in der Mittelklasse populär: die Schrägheck- Limousine. Noch heute überrascht der vielseitig verwandelbare Innenraum. Platz zwei geht an den Peugeot 404: solide, gemütlich, technisch aber einfach konstruiert. Platz drei: der Simca 1500. Kleiner, leichter, sportlicher als die Rivalen. Sympathisch ist er, aber klapprig.