Schrägheck-Limousine Rover 3500 Vanden Plas
Ein schräger Typ von der Insel

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Der Rover SD1 kam 1976 modern und unbritisch daher. Maserati- und Ferrari-Anklänge kombiniert mit einem Fließheck und V8 ergeben eine skurrile Mischung. Stephan Goertz sicherte sich einen seltenen Rover 3500 Vanden Plas.
Einen Oldtimer wollte Stephan Goertz (38) aus Köln – nein, besser noch, einen Youngtimer. Ein Auto zum Spaß, für die entspannten Momente der Woche. Viele, die ähnlich fühlen, greifen da, einem Bedürfnis nach Sicherheit folgend, zu Mercedes W123 Coupé, BMW-6er oder auch mal zu Porsche. Nicht Goertz, den eine Vorliebe für schräge Vögel umtrieb. "VW 411 und 412 kamen in die engere Wahl. Ein Renault 30 hätte mir auch gefallen. Einer dieser Wagen, die nicht jeder fährt, aber die alle von früher kennen." Die Suche fand ihr Ziel mit Stil. Direkt in der eigenen Vergangenheit, in Erinnerungen an den väterlichen Fuhrpark Mitte der 80er-Jahre: im Rover 3500 Vanden Plas.
Der SD1 war der erste und letzte große Rover von British Leyland

Das kam alles aber erst raus, als der SD1 schon den Titel "Auto des Jahres 1977" mit sich herumtrug. Die Auszeichnung bekam er, weil er radikal anders, modern und so unbritisch gezeichnet war, wie es niemand von der stockkonservativen Firma Rover je erwartet hätte. Ein bisschen Ferrari vorn, eine Prise Maserati hinten, mit Heckklappe und V8, den Rover einst Buick abgekauft hatte. Erst 1981 sorgte die große Modellpflege endlich für Ordnung, es folgten sportlich gekleidete Vitesse-Typen, EFI-Versionen mit elektronischer Einspritzung und sogar Turbo-Diesel. 1986 wurde der SD1 durch den von Honda abstammenden Rover 800 ersetzt – das war der Anfang vom Ende.
In Deutschland blieb ein Rover 3500 SD1 immer ein Fall für Individualisten. Für Typen, die sich von den schlimmen Geschichten über englische Autos nicht schrecken ließen. So wie Stephan Goertz' Vater. "Er hatte auch einen Rover 3500 Vanden Plas, sogar in der gleichen Farbe", sagt Goertz. Vanden Plas, da schwingt alter Adel mit. Einst fertigten die Karosseriebauer aus London-Kingsbury für Bentley, wurden von Austin geschluckt und bezeichneten schließlich die Luxus-Ausführungen in der British Leyland-Modellpalette. Ein elektrisches Stahlschiebedach und feine, knöcheltiefe Teppiche gehörten beim Rover 3500 dazu, auch Colorglas, Niveauregulierung und so fort. Leder, Metalliclack, Tempomat und Klimaanlage waren die Extras – dieser Rover aus dem letzten Baujahr besitzt sie alle. Und das zurückhaltende Moonraker-Blau passt wie ein Maßanzug vom Londoner Konfektionär.
Kurioser Materialmix im Innenraum: edles Leder trifft billigstes Plastik


Technische Daten Rover 3500 Vanden Plas (1986) • Achtzylinder, V-Form, vorn längs • zentrale Nockenwelle • Hubraum 3528 ccm • Leistung 157 PS bei 5250 U/min • maxi males Drehmoment 280 Nm bei 2600 U/min • Fünfganggetriebe • Hinterradantrieb • L/B/H 4698/1768/ 1354 mm • Leergewicht 1475 kg • Einzelradaufhängung vorn, Starrachse hinten • Scheibenbremsen vorn, Trommelbremsen hinten • Höchstgeschwindigkeit 196 km/h • Beschleunigung 0–100 km/h 11,9 s • 15,2 l S/100 km • Preis 32.495 D-Mark (1981)
Weitere Schrägheck-Limousinen:
Audi 100 Avant
Renault 20
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