Frankreichs abgefahrenster Autohandel
Goldies Oldies

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Marina und Roland Wolter hatten das Leben in Deutschland satt. Vor sechs Jahren kauften sie einen alten Hof in der Auvergne. Hier betreiben sie ihren Oldtimerhandel der etwas anderen Art.
Zum Verkauf steht ein Alvis TD 21, Baujahr 1960, mit Sechszylindermotor und versifften Sitzen. "Formschön und mit Drahtspeichenrädern", steht im Text der Ebay-Anzeige. Auf dem Foto posiert eine Dame, die, sagen wir mal: Hitze hat. Miniröckchen, knappes Oberteil, riesiger Ausschnitt. Marina heißt die Blondine. Und sie steht nicht nur vor dem Alvis. Marina lächelt neben R 4, zeigt Bein vor DS und Kurven vor Taunus. Da müssen wir hin. Loddes. Ein kleines Kaff in der Auvergne, dem französischen Naturparadies. Die Gegend ist gottverlassen, jede Straße menschenleer. Nur in La Vernière tobt das pralle Leben. Ein altes graues Haus, daneben ein nicht ganz so altes graues Haus, ganz links eine alte graue Halle, davor und dazwischen Dutzende Autos mit oder ohne Lampen, mit Rostflecken oder Rostlöchern.
Rund 150 Oldtimer auf 26.000 Quadratmetern

Der Ausstieg: Verkauf von Plunder auf einem alten Bauernhof in Frankreich

Erstes Auto: Peugeot 403
Auch einen Peugeot 403 brachten sie mit. Den wollte aber keiner. Jetzt steht er zwischen all den anderen Oldtimern, ist Symbol des neuen Lebens. "Der kostet 100.000 Euro, mindestens. Aber den verkauf' ich nie", sagt Roland. Für alte Autos hatte er schon immer eine Schwäche. "Wenn ich nach Frankreich gefahren bin – nur mit Anhänger. Dann hab' ich für 2000 Euro einen Peugeot oder Citroën gekauft und in Deutschland für 4000 wieder verscherbelt." So finanzierte er seine Urlaube. Dass mit deutschem Plunder in Frankreich kein Staat zu machen ist, merkten die beiden Aussteiger schon nach wenigen Wochen. Dann lernten sie einen betagten Franzosen namens Pierre kennen. "Pierrot", wie Marina und Roland den Kauz nennen, handelt mit Oldtimern, einige Kilometer weiter am anderen Ende der Auvergne, wo die Gegend ebenso gottverlassen ist wie in Loddes. Dieser Pierrot karrte Marina und Roland die ersten Rostlauben auf den Hof.
Verkaufsfördernde Maßnahmen: Strapse, Dessous, hohe Stiefel

Das Konzept: Roland kauft die Oldtimer, Marina posiert für die Fotos

Roland kennt jeden Bauern und jede Scheune im Umland

Die Wolters suchen Mitstreiter-Paar zum gemeinsamen Leben und Arbeiten
Dann geht er raus, zeigt Garten, Pool, Ferienhaus. "Manchmal", sagt Roland, "wird das alles ein bisschen viel. Wir können nicht einen Tag wegfahren." Via Internet suchen die beiden "ein nettes, tolerantes Mitstreiterpaar zum gemeinsamen Leben und Arbeiten" – bislang ohne Erfolg. Vielleicht bringt eine andere Offerte ja mehr Glück. Zum Verkauf steht diesmal kein Alvis, sondern eine Woche Urlaub mit Silvesterfeier, 400 Euro kostet der Spaß. Frühstück inklusive. Auf den Bildern ist Marina zu sehen, im knappen Zweiteiler. Aber auch andere Mädels, überwiegend in Negligés. Szenen einer Ehe mit Oldies. Goldies Boutique eben. Was dagegen?
Autos aus Frankreich: Vorsicht, Schnäppchen!
Welche Oldtimer sind in Frankreich noch reichlich zu haben? In den 90er-Jahren gab es eine Verschrottungsprämie, deshalb ist das Angebot an Youngtimern nicht mehr ganz so gut. Trotzdem kann man fündig werden, weiß Joachim Kaiser (44), Vorsitzender des Franzosenklubs PeReCi in Berlin. Zum Beispiel gibt es Peugeot 404 und 504 als rostfreie Limousinen aus Altherren-Erstbesitz, 505 in der Standardausführung oder Renault 4, 5, 16 und 20. Citroën-CX-Modelle fahren in Frankreich oft in der Zweiliter-Variante, Autos von Talbot (Horizon, Solara) gibt es ebenfalls noch.
Bei welchen Modellen sind echte Schnäppchen drin? Hier ist Vorsicht geboten. Die Franzosen basteln gern an ihren Autos, improvisieren lieber, als in die Werkstatt zu fahren. Wer sucht, findet gute und gepflegte Peugeot 104 und 305 oder Vorkriegs-Modelle des Citroën Traction Avant. Die kosten allerdings mindestens 10.000 Euro, wenn sie wirklich fit sind. Was Oldtimer-Fans in Frankreich meist vergebens suchen: Autos der Oberklasse oder der oberen Mittelklasse wie Peugeot 604, Citroën SM oder Renault 30. Wegen der hohen Steuern wurde so was fast gar nicht verkauft. Und auch gute, bezahlbare Citroën DS sind Mangelware. Die "Göttin" genießt auch in Frankreich Kultstatus.
Wo und wie finde ich meinen Traum-Oldtimer? Nur wer ganz viel Zeit und Geld hat, fährt auf gut Glück zum Autokauf nach Frankreich. Wer es trotzdem macht: Man sollte Französisch sprechen können. Besser: vorher in Deutschland informieren. Es gibt zahlreiche Markenklubs. Einer davon ist PeReCi in Berlin. Die Auto-Fans haben sich auf Peugeot, Renault und Citroën spezialisiert, kennen sich aus mit Talbot und Simca. Eine sehr gute Übersicht von Markenklubs gibt es auch beim Deuvet, dem Bundesverband für Klubs klassischer Fahrzeuge. Und, ganz klar: Von Ebay-Blindkäufen ist grundsätzlich abzuraten.
Was ist bei der Überführung zu beachten? Frankreich gehört zur EU, deshalb fallen weder Zoll noch Mehrwertsteuer an. Wenn der Oldie auf eigener Achse fährt, ist immer eine Panne drin – besser per Anhänger überführen.
Welche Dokumente sind bei der Zulassung nötig? Original Fahrzeugpapiere sowie der Kaufvertrag sollten vorliegen – und die Unbedenklichkeitsbescheinigung des KBA, Infos beim Kraftfahrtbundesamt.
Bei welchen Modellen sind echte Schnäppchen drin? Hier ist Vorsicht geboten. Die Franzosen basteln gern an ihren Autos, improvisieren lieber, als in die Werkstatt zu fahren. Wer sucht, findet gute und gepflegte Peugeot 104 und 305 oder Vorkriegs-Modelle des Citroën Traction Avant. Die kosten allerdings mindestens 10.000 Euro, wenn sie wirklich fit sind. Was Oldtimer-Fans in Frankreich meist vergebens suchen: Autos der Oberklasse oder der oberen Mittelklasse wie Peugeot 604, Citroën SM oder Renault 30. Wegen der hohen Steuern wurde so was fast gar nicht verkauft. Und auch gute, bezahlbare Citroën DS sind Mangelware. Die "Göttin" genießt auch in Frankreich Kultstatus.
Wo und wie finde ich meinen Traum-Oldtimer? Nur wer ganz viel Zeit und Geld hat, fährt auf gut Glück zum Autokauf nach Frankreich. Wer es trotzdem macht: Man sollte Französisch sprechen können. Besser: vorher in Deutschland informieren. Es gibt zahlreiche Markenklubs. Einer davon ist PeReCi in Berlin. Die Auto-Fans haben sich auf Peugeot, Renault und Citroën spezialisiert, kennen sich aus mit Talbot und Simca. Eine sehr gute Übersicht von Markenklubs gibt es auch beim Deuvet, dem Bundesverband für Klubs klassischer Fahrzeuge. Und, ganz klar: Von Ebay-Blindkäufen ist grundsätzlich abzuraten.
Was ist bei der Überführung zu beachten? Frankreich gehört zur EU, deshalb fallen weder Zoll noch Mehrwertsteuer an. Wenn der Oldie auf eigener Achse fährt, ist immer eine Panne drin – besser per Anhänger überführen.
Welche Dokumente sind bei der Zulassung nötig? Original Fahrzeugpapiere sowie der Kaufvertrag sollten vorliegen – und die Unbedenklichkeitsbescheinigung des KBA, Infos beim Kraftfahrtbundesamt.
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